Erstmals in dieser Champions-League-Saison muss Borussia Dortmund komplett auf Ilkay Gündogan verzichten, wenn der Deutsche Meister am Mittwoch (20.45 Uhr MEZ, live im ZDF, bei Sky und im Netradio) im Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Champions League beim FC Shakhtar Donetsk antritt. Der Mittelfeldstratege, der beim 2:1-Heimsieg gegen Real Madrid von der Bank kam, aber in allen anderen Gruppenspielen in der Startelf stand, war nicht dabei, als der Airbus A319 von der "Startbahn Ruhrgebiet" abhob.

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Ilkay Gündogan fehlt dem BVB in Donetsk.

Gündogans Fehlen - Grund ist eine Oberschenkel- und Zehenverletzung - trieb nicht die einzige Sorgenfalte ins Gesicht von Jürgen Klopp, dessen Mannschaft in der Königsklasse (vier Siege, zwei Remis in der Vorrunde) noch ungeschlagen ist und im aktuellen UEFA-Klassement als derzeit bestes Team des Kontinents geführt wird. "Alle blicken nun auf uns", weiß Klopp nach Platz eins in der besten Vorrundengruppe aller Zeiten mit den amtierenden Landesmeistern aus Spanien (Real Madrid), England (Manchester City), Holland (Ajax Amsterdam) und eben Deutschland.
Linksverteidiger Marcel Schmelzer, soeben von einer Rachenentzündung genesen, war am Montag im Training umgeknickt. Vor dem Abflug kam Teilentwarnung: Außenbanddehnung im Sprunggelenk. Der Nationalspieler fliegt mit nach Donetsk, sein Mitwirken im Spiel ist aber noch nicht gesichert. Mit Kevin Großkreutz (Infekt) und Patrick Owomoyela (Knochenödem) waren zwei potenzielle Außenverteidiger-Kandidaten ohnehin in Dortmund geblieben.
Immerhin kann Klopp wieder mit Neven Subotic planen. Der seit Jahresbeginn wegen einer Wadenverletzung pausierende Innenverteidiger überstand am Sonntag den Härtetest beim Freundschaftsspiel der U 23 gegen den SC Wiedenbrück ohne Probleme.
Auf dem dreistündigen Flug an den äußersten östlichen Zipfel der Ukraine, 50 Kilometer vor der Grenze zu Russland, haben Klopp und "Taktik-Gehirn" Zeljko Buvac nun Zeit, sich Gedanken über eine Aufstellung zu machen. Allerdings werden sie die Eindrücke aus dem Abschlusstraining heute Abend um 20 Uhr (Ortszeit) in der Donbass-Arena abwarten.

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Jürgen Klopp grübelt. [Fotos: firo]

Dass es dem ukrainischen Meister an Wettkampfpraxis mangeln könnte, weil die Winterpause von Ende November bis Anfang März anhält, ist nicht zu erwarten, auch wenn der Trainer des Herausforderers das Gegenteil behauptet: "Dortmund ist klar im Vorteil, weil die Bundesliga bereits läuft." In dieser Aussage steckt viel Taktik. Nach zwölf Testspielen (zehn Siege, zwei Remis) wagt sich einer der zahlreichen Brasilianer im Team aus der Deckung. Alex wird so zitiert: "Wir haben schon ziemlich gut gegen Juventus und Chelsea gespielt und haben genug Power, um Dortmund auszuspie¬len." Roman Weidenfeller warnt jedenfalls vor zu viel Optimismus: "Vielleicht nimmt die Öffentlichkeit nicht wahr, wie gefährlich Donetsk wirklich ist."
Am Mittwochabend geht die Borussia aus Dortmund in ihr erstes K.O.-Spiel in der Königsklasse seit fast 15 Jahren (Halbfinale gegen Real Madrid am 15. April 1998). Für sie spricht zumindest diese Statistik: Von bisher sechs Partien gegen Mannschaften aus der Ukraine wurde keine verloren. Es gab sogar fünf Siege - und selbst eine Wiederholung des bislang einzigen Remis (2:2 bei Dynamo Kiew im September 2001) würde eine sehr gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 5. März im Signal Iduna Park bedeuten.
Boris Rupert