Mit einem 2:0-Sieg im Qualifikations-Hinspiel beim FC Shakhtar Donetsk legte Borussia Dortmund am 7. August 2001 den Grundstein zum Einzug in die UEFA Champions League. Im Rückspiel beseitigten die Schwarzgelben mit einem 3:1-Erfolg (Pausenstand 0:1) alle Zweifel.

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Tomas Rosicky mühte sich im Hinspiel um Struktur. [Foto: dpa]

Es war ein heißer Tag und ein heißer Abend im Zentralstadion - und BVB-Trainer Matthias Sammer mal wieder für Aufstellungs-Überraschungen gut. Marcio Amoroso, der vorher noch in der Bundesliga beim 2:0-Sieg in Berlin selbst die Hertha-Fans mit einem Gala-Auftritt begeistert hatte, nahm wie Stefan Reuter und Miroslav Stevic zunächst auf der Bank Platz. Christian Wörns war wegen der Geburt seines Sohnes einige Stunden vor dem Anpfiff zurück nach Dortmund geflogen. Für ihn verteidigte Christoph Metzelder neben Jürgen Kohler im Deckungszentrum.
Shakhtar legte vor 32.375 Zuschauern - angetrieben vom überragenden Anatoly Tymoshchuk, der später über Zenit St. Petersburg bei Bayern München anheuerte - los wie die Feuerwehr und setzte die Borussen unter Dauerdruck. Jens Lehmann im Tor und der allgegenwärtige Jürgen Kohler ließen sich indes nicht beeindrucken. Die Abwehr gewann zusehends an Stabilität, weil der lauf- und zweikampfstarke Sunday Oliseh unermüdlich arbeitete und das Kombinationsspiel der Ukrainer im Mittelfeld wirkungsvoll unterband. Dagegen tat sich die Mannschaft in der Offensive ungemein schwer. Tomas Rosicky kam nicht auf Touren, und Jörg Heinrich leistete sich im Umschaltspiel viele leichtfertige Passfehler.
Während die Gastgeber beste Möglichkeiten vergaben und der quirlige Angreifer Vorobej in der zweiten Minute die Latte traf, nutzte der BVB seine wenigen Chancen. Lars Ricken gelang nach Kopfballvorlage von Rosicky in der 35. Minute das 1:0. Oliseh krönte seine bärenstarke Leistung mit einem fulminanten Rechtsschuss in der 73. Minute zum 2:0-Endstand. Die Effektivität entschied die Partie letztlich zu Gunsten der Borussia. Die Aufstellung: Lehmann - Evanilson, Metzelder, Kohler, Dede - Oliseh - Ricken (81. Bobic), Rosicky (64. Amoroso), Heinrich - Reina (75. Stevic), Koller

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Nach dem 3:1-Sieg im Rückspiel bejubelte der BVB den Einzug in die Königsklasse. [firo]

Vieles hat sich seit jenen Tagen verändert in der 1,1-Millionen-Einwohner-Metropole im Dombass-Becken, dem Kohlerevier der Ukraine. Der Flughafen, damals ein in die Jahre gekommener Vorstadtbahnhof mit Start- und Landebahn, repräsentiert heute internationales Niveau. Das Bild der City mit dem imposanten Puschkin-Boulevard als beliebte Flaniermeile bestimmen moderne Einkaufszentren und großzügig gestaltete Plätze. Die UNESCO zeichnete Donetsk als grünste Industriestadt aus. Musste die BVB-Delegation 2001 bei Temperaturen um 35 Grad Celsius noch in einem nicht klimatisierten Hotel logieren, laden heute eine Reihe von Nobel-Herbergen zum Verweilen ein. Nebenbei kommen Nachtschwärmer in Discos und Clubs voll auf ihre Kosten.
Neu ist auch die Spielstätte des FC Shakhtar Donetsk. Bei ihrem Premiere-Auftritt vor zwölf Jahren gastierten die Borussen im ehrwürdigen Zentralstadion, nun bestreiten sie das Achtelfinal-Hinspiel in der gigantischen und mit fünf Sternen versehenen Dombass-Arena (Fassungsvermögen 51.000 Zuschauer). Rinat Achmetow, der steinreiche Mäzen des ukrainischen Meisters, dessen Vermögen auf 16,2 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, setzte sich mit diesem Bau ein Denkmal. Das riesige und für Außenstehende nicht zugängliche Trainingszentrum zählte schon vor zwölf Jahren zu den komfortabelsten in Europa.
Wilfried Wittke