Shakhtar Donetsk hat sich in den vergangenen Jahren zum Topklub der Ukraine entwickelt. Die vierte Meisterschaft in Serie ist der Mannschaft kaum noch zu nehmen. In der Gruppenphase der UEFA Champions League hat sie mit berauschendem Angriffsfußball begeistert und Titelverteidiger FC Chelsea hinter sich gelassen.

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Obenauf: Luiz Adriano führt die Jubeltraube an.

Shakhtar Donetsk dominiert seit Jahren die ukrainische Premier-Liga. Nach einem Titel-Hattrick in den vergangenen Jahren scheint die vierte Meisterschaft in Serie nur noch Formsache zu sein. 17 Siege aus 18 Spielen bis zur Winterpause und 13 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten sprechen eine deutliche Sprache. Erst vor wenigen Tagen hat die Liga ihren Spielbetrieb wieder aufgenommen, nachdem der Ball seit Anfang Dezember geruht hatte. In der Zwischenzeit absolvierte Donetsk zwei Trainingslager in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Spanien. Zwölf Testspiele absolvierte das Team und gewann zehn davon, inklusive zweier Turniersiege. Nach dem Champions-League-Spiel gegen den BVB, dem ersten Pflichtspiel 2013, stand ein weiteres Trainingslager in der Türkei auf dem Plan, um sich optimal auf das Rückspiel vorzubereiten. Denn im Verein wird offen davon gesprochen, dass der Gewinn der Königsklasse in diesem Jahr das große Ziel ist.
In der Vorrunde gehörte Donetsk wie der BVB zu den positiven Überraschungen. Hinter Gruppensieger Juventus Turin belegten die Ukrainer den zweiten Rang und haben Titelverteidiger FC Chelsea aus dem Wettbewerb gekegelt. Gegen die punktgleichen Londoner zählte der direkte Vergleich, den Donetsk durch ein 2:1 zu Hause und einer 2:3-Niederlage auswärts für sich entschied. Shakhtar zeigte teilweise spektakulärem Offensivfußball, doch in Erinnerung geblieben ist vor allem eine unsportliche Aktion. Gegen den FC Nordsjaelland erlief Luiz Adriano einen für den Gegner gedachten Schiedsrichterball, umspielte die verdutzten Dänen und traf ins Tor. Mit Unschuldsmine lief er zurück und verhinderte anschließend, dass Nordsjaelland als "Entschädigung" ein Tor "geschenkt" bekam.
Luiz Adriano ist einer von acht Brasilianern bei Shakhtar Donetsk. Die Südamerikaner sind für das filigrane Offensivspiel zuständig, während die robusten Osteuropäer die Abwehrarbeit verrichten. Trotz der Millionen von Besitzer Rinat Achmetow gibt es im Verein keinen "Kaufrausch des Ostens", vielmehr wird personelle Kontinuität groß geschrieben. Ein Großteil der Mannschaft spielt schon seit Jahren zusammen und ist dementsprechend eingespielt. Auch große Stars sucht man unter den Neuzugängen in der Regel vergeblich. Die meisten Brasilianer werden am Anfang ihrer Karriere aus Südamerika verpflichtet. Willian war vor sechs Jahren der erste Brasilianer, der dem Ruf gefolgt ist. In der Winterpause wechselte er für 35 Mio. Euro zum russischen Klub Machatschkala. Donetsk hat damit zwar seinen besten Scorer aus der Gruppenphase verloren, im Gegenzug mit Taison allerdings einen Ersatz verpflichtet, der bereits bei seinem Debüt gegen Borussia Dortmund überzeugen konnte.

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Trainerlegende Mircea Lucescu [Fotos: firo]

Toptorjäger in der heimischen Liga ist allerdings Henrikh Mkhitaryan. Der armenische Fußballer des Jahres und Liebling der Fans hat in 17 Spielen 18 Tore erzielt. Sein Trainer lobt Mkhitaryans hohe Spielintelligenz und seinen großen Einsatzwillen. Aus dem offensiven Mittelfeld stößt er häufig als zweiter Stürmer nach vorne. Fernandinho beackert den Platz zwischen den Strafräumen. Der "Sechser" baut das Spiel von hinten auf und kommt vor dem Tor des Gegners selbst zum Abschluss. Die Außenverteidiger Darijo Srna und Razvan Rat verrichten ebenfalls ihre Arbeit nicht nur in der Defensive. Shakhtars Spiel basiert in einem 4-2-3-1-System auf viel Ballbesitz, schnellen Angriffen und hohem Pressing.
Die Spielphilosophie trägt die Handschrift von Trainer-Manager Mircea Lucescu. Der Rumäne ist seit 2004 im Amt und damit genauso lange wie seine fünf Vorgänger zusammen. Insgesamt 15 Titel hat der 67-Jährige in der Zeit mit Donetsk gewonnen. Geht es nach ihm, ist damit noch lange nicht Schluss: "Madrid, Mailand, Barcelona, das sind die Clubs, mit denen wir uns in Zukunft messen wollen."
Christina Reinke