Unterschiedlicher können Pressekonferenzen kaum sein. Da war die eine - am Montagmittag - auf dem Trainingsgelände von Real Madrid unweit des Flughafens Barajas mit einem mürrischen, nicht gut gelaunten Coach José Mourinho. Und da war die im Estadio Santiago Bernabéu um 18.30 Uhr - mit einem bestens aufgelegten Jürgen Klopp.

Aus Madrid berichtet Felix Ulrich
Die erste Frage beantwortete der BVB-Trainer - sehr zum Unverständnis der deutschen Presse und obwohl seine Aussagen wie bei Europacup-Partien üblich auch ins Englische und Spanische übersetzt wurden - auf Englisch. Klopps spontane Reaktion: "Ist das kompliziert. Wollt ihr mich verarschen?" Ilkay Gündogan hatte die Lacher auf seiner Seite, als er dem Coach erklärte, dass seine eigentlich bereits in feinstem Englisch beantwortete Frage nun auch ins Englische übersetzt werde. Situationskomik pur. Gelöste Stimmung also bei Borussia Dortmund vor dem Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid (Di., 20.45 Uhr).

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Auf dem Podium: Sascha Fligge, Jürgen Klopp, Ilkay Gündogan

Jürgen Klopp...
... über einen möglichen Einsatz von Lukasz Piszczek: "Ich weiß noch nicht sicher, ob er Dienstag dabei ist. Er wird beim Abschlusstraining das erste Mal komplett mittrainieren. Mal schauen, ob es reicht."
... über die Ausgangslage vor dem Rückspiel:"Alles was wir im Vorfeld der Partie gehört haben, ist vollkommen normal: Real Madrid glaubt, trotz der 1:4-Niederlage im Rückspiel noch etwas ändern zu können. Real hat sogar mit einem Videoaufruf die Fans aufgerufen, morgen alles zu geben. Eines ist klar: Hier wird von der ersten Minute an die Post abgehen."
... über die Chancen auf den Einzug ins Finale: "Wir haben nicht das Gefühl, mit einem Bein im Finale zu stehen. Fakt ist, dass wir nach wie vor kein normaler Halbfinalist sind. Und so werden wir uns auch verhalten. Wir alle haben ein Leben lang davon geträumt, in einem Finale in der Champions League zu stehen. Wir wissen, dass wir kurz davor stehen. Die ganze Welt wird morgen sehen, dass Borussia Dortmund mit aller Macht ins Endspiel will."
... über José Mourinho, der bereits in der Gruppenphase erklärte, dass er den BVB zu einem der Titelanwärter zähle:"Das zeigt, dass er uns bereits jenseits der Ergebnisse in der vergangenen Saison beobachtet hat. Klar, am Anfang der Saison war die Champions League in einer unserer vielen Teambesprechungen auch ein Thema. Uns war klar, dass es wohl etwas schwierig werden wird, in der Bundesliga den dritten Title in Serie zu holen. Aber in Champions League war uns immer bewusst, dass wir noch Spielraum hatten."

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Abschlusstraining im Estadio Santiago Bernabeu [Fotos: Rupert]

... über die taktische Grundausrichtung:"Man stelle sich vor, wir würden eine Menschenkette vor dem eigenen Tor bilden. Das wäre totaler Quatsch. Umgekehrt werden wir auch nicht auf Teufel komm´ raus angreifen. Aber das ist kein Geheimnis. Bisher haben wir immer nur an Kleinigkeiten gedreht. Aber wir haben nie etwas grundlegend geändert. Wenn wir nicht den Ball haben, dann verteidigen alle. Und wenn wir ihn haben, dann geht es ab nach vorne. Wir wissen, dass wir großes Potential im Umschaltspiel haben. Aber es geht für uns um die richtige Balance. Maximale Disziplin, um das eigene Tor zu verteidigen. Frech und mutig sein, um das andere zu bespielen."
... über die Angst vor dem Ausscheiden:"Der einzige Weg, den Traum zu erreichen, ist, jede Partie mutig anzugehen. Wir können nicht scheitern, wenn wir unser Bestes geben."
... über die Euphorie bei den BVB-Fans: "Wir haben das Glück, dass wir Dank Kevin nahezu über jeden Schritt der Fans informiert sind - auch wenn sie über Oslo nach Madrid reisen, um uns zu unterstützen. Aber was soll ich zu unseren Fans sagen? Einige der Älteren unter uns werden sich erinnern, als wir in der Europa League in Paris gespielt haben. Damals war zwei Stunden vor Anpfiff niemand im Stadion - außer 14.000 Dortmunder. Wir können uns vorstellen, für welch eine Atmosphäre unsere 7000-8000 Fans morgen sorgen werden - und auch, wie Madrids Anhänger ihr Team unterstützen wird. Wir wissen, wie groß die Euphorie ist. Wir wissen auch, dass wir derzeit nicht nur unseren eigenen Traum ausleben, sondern auch den der Fans. Und diesen Traum wollen wir morgen verlängern."
... zum Abschluss der Pressekonferenz: "Es ist sicher, dass morgen etwas Historisches passiert. Entweder wir kommen weiter - das wäre historisch. Oder wir fliegen raus - auch das wäre historisch. Wir werden daher alles raushauen. Jeder soll morgen sehen, dass Borussia Dortmund ins Finale will."