1:2 - Robben entscheidet ein packendes Finale in der 89. Minute
Den ganz großen Coup knapp verpasst - und dennoch eine "königsklasse" Saison gespielt: Borussia Dortmund hat das 58. Endspiel um den Europapokal der Landesmeister mit 1:2 (0:0) verloren. Der Champions-League-Sieger 2013 heißt FC Bayern München, der im Finale der erwartet starke Gegner war. In einem hochklassigen Match glich Gündogan Mandzukic´ Führungstor per Elfmeter aus, doch in der 89. Minute traf Robben...
Aus London berichten Boris Rupert und Felix Ulrich
Auf den Rängen des mit 86.289 Zuschauern ausverkauften Wembleystadions dominierten die Farben Schwarz und Gelb; viele der 38.000 "neutralen" Besucher hatten sich auf die Seiten der Borussen geschlagen. Und auf dem Rasen dominierte überraschenderweise zunächst auch die Borussia mit 5:0 Torschüssen, 5:0 Ecken und drei Riesenchancen für Blaszczykowski (15.), Bender (22.) und Lewandowski (35.). Ab Mitte des ersten Durchgangs kamen die Bayern auf und sorgten dafür, dass dieses Finale früh ein hochklassiges wurde. Weidenfeller rettete drei Mal mit Weltklasseparaden und war nach einer Stunde dann doch geschlagen, als Mandzukic die Münchner in Führung schoss. Acht Minuten später glich Gündogan per Foulelfmeter aus, doch Robben traf die Schwarzgelben in der 89. Minuten mit dem 1:2 ins Herz. Enttäuscht sanken die Spieler auf den Rasen. Das Schlusswort aber gehörte unseren phantastischen Fans. Sie sangen: "You´ll never walk alone!"
Ausgangslage:
Vor dem 101. Pflichtspielduell zwischen Borussia und Bayern waren die Münchner bei den Buchmachern deutlich favorisiert. Der souveräne Gewinn der Deutschen Meisterschaft und eine 11:0-Tore-Bilanz in Viertel- und Halbfinale gegen Turin und Barcelona waren dicke Ausrufezeichen. In der Rückrunde hatten die Bayern in nur einem Punktspiel Zählbares abgegeben: beim 1:1 in ... Dortmund.
Der BVB, der die Champions-League-Vorrunde auf Platz eins beendet und in den drei K.O.-Runden Donetsk, Malaga und Madrid ausgeschaltet hatte, setzte auf die gute Bilanz gegen die Bayern mit fünf Siegen, aber nur zwei Niederlagen in den neun vorangegangenen Pflichtspielen.
Personalien:
Borussia (ohne die verletzten Götze und Owomoyela) begann in der erwarteten Formation mit Großkreutz und damit in fast der gleichen Aufstellung wie im Pokalfinale vor einem Jahr beim 5:2 gegen denselben Gegner: Bender ersetzte Kehl, und Reus spielte anstelle von Kagawa (mittlerweile bei Manchester United). Die Bayern stellten die nach den Ausfällen von Kroos sowie Badstuber stärkste Elf (siehe Teams & Tore) und hatten damit vier "Neue" dabei im Vergleich zum Pokalfinale 2012: Dante, Martinez, Müller und Mandzukic.
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Taktik:
Beide Mannschaften agierten in einer 4-2-3-1-Grundordnung, wobei die Schwarzgelben sehr hoch standen und mit intensivem Gegenpressing Druck ausübten auf die Münchner, die im Spielaufbau mit Diagonalpässen versuchten, den kompakten Dortmunder Verbund aufzubrechen.
Spielverlauf & Analyse:
Eines gleich vorweg: Das erste deutsche CL-Finale hat die Erwartungen von Beginn an erfüllt. Es war ein Duell mit offenem Visier. Eine intensive, spielerisch hochklassige Partie. Mit beiden Teams auf Augenhöhe - in die Borussia Dortmund allerdings deutlich besser startete.
Die Bayern wirkten gerade in den ersten 20 Minuten nervös und hatten durchaus ihre Schwierigkeiten mit der wieder einmal sehr lauffreudigen Dortmunder Mannschaft. 59,5 Kilometer waren es allein bis zur Pause, bei den Münchnern waren es allerdings auch nur zwei Kilometer weniger.
Die erste Chance der Partie hatte Kuba, als er in der zehnten Minute aus 15 Metern aus rechter Position über das Tor schoss. Vier Zeigerumdrehungen später setzte Lewandowski ein Ausrufezeichen, als er mit seinem Distanzschuss aus gut 20 Metern Neuer zu einer Parade zwingen musste.
Der BVB war eindeutig am Drücker - und hatte noch in der gleichen Minute (14.) das 1:0 auf dem Fuß. Reus hatte den Ball von der rechten Seite flach in die Mitte gebracht, Kuba konnte mit seinem Schuss Neuer allerdings genauso wenig überwinden wie fünf Minuten später Reus nach Vorarbeit von Großkreutz.
Von den Bayern, die nach 45 Minuten 59 Prozent Ballbesitz verbuchen konnten, kam lange nichts. Erst in der 27. Minute war Mandzukic nach einer Flanke von links per Kopf zur Stelle. Weidenfeller lenkte das Leder aber mit den Fingerspitzen an die Latte.
Für die Bayern wirkte diese Chance wie ein Weckruf. Fortan bekamen sie das Duell in den Griff, standen in der Abwehr sicherer und erspielten sich weitere Möglichkeiten: Doch weder Robben, der gleich zwei Mal in Weidenfeller seinen Meister fand (30., 43.) noch Müller (37.) konnten sie in Zählbares ummünzen. So blieb es beim 0:0 zur Pause.
Nach dem Seitenwechsel ein ähnliches Bild: Der BVB und die Bayern boten höchste Fußballunterhaltung, neutralisierten sich allerdings exakt eine Stunde. Dann kam der Auftritt von Ribery: Der Franzose zog erst drei Mann auf sich, passte dann auf Robben - und der Niederländer legte von der Grundlinie noch mal quer auf Mandzukic - 0:1 (60.). Der Treffer war regelkonform, da der Kroate zuvor lediglich im passiven Abseits gestanden hatte.
Der BVB zeigte sich nach dem Rückstand jedoch nicht geschockt, gab weiter Vollgas und ließ sich auch von Provokationen (64., Ribery) nicht aus der Ruhe bringen. Der Lohn folgte in der 67. Minute, als Dante Reus im Strafraum in den Bauch getreten hatte. Schiedsrichter Rizzoli entschied sofort auf Strafstoß, beließ es allerdings bei einer allerletzten Ermahnung für den bereits gelb-verwarnten Dante. Nachdem Lewandowski im Bundesliga-Spiel gegen die Bayern vom Punkt verschoss, übernahm diesmal Gündogan die Verantwortung und verwandelte zum 1:1 (68.).
86.000 Zuschauer im ausverkauften Wembley-Stadion bekamen auch nach dem Ausgleich einen Riesenkick zu sehen. Beide Teams - vermutlich wirklich die beiden derzeit besten in Europa - schenkten sich nichts und kamen zu weiteren Chancen. Vor allem die Bayern machten in der Schlussphase mächtig Druck.
So konnte sich Schwarzgelb in der 72. Minute bei Subotic bedanken, der in höchster Not den Ball vor dem einschussbereiten Robben von der Torlinie kratzte. Und auch Keeper Weidenfeller hatte Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Erst bei Alabas Schuss aus 20 Metern (76.), später bei Schweinsteigers Versuch (87.).
Es deutete zu diesem Zeitpunkt vieles auf eine Verlängerung hin - bis Robben noch einmal in den Fokus rückte: Ribery hatte sich zuvor gegen Piszczek durchgesetzt, ehe Robben in der Strafraummitte auf einmal völlig frei durch war und den Ball ins Tor schob (89.). Der BVB versuchte noch mal alles, wechselte Schieber und Sahin ein - der Treffer war jedoch der für die Bayern glückliche Schlusspunkt in einem irren Finale.
Ausblick:
Mit dem 52. Pflichtspiel endete für Borussia Dortmund im Londoner Wembleystadion die Spielzeit 2012/2013. Trainingsauftakt ist am 3. Juli.