Mit Klubs aus keiner anderen Fußball-Nation als Italien hat sich Borussia Dortmund im Europapokal häufiger gemessen. Gegen Udinese Calcio gab es 2008 das Comeback auf europäischer Ebene nach jahrelanger Tristesse, die im Jahre 2003 beim AC Mailand begonnen hatte. Am Mittwoch steht beim SSC Neapel der 28. Vergleich mit einem Kontrahenten aus Italien auf dem Spielplan.

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Legendär: Riedles Kopfnalltor gegen Juve.

In der langen Europapokal-Historie des Europapokalsiegers der Pokalsieger von 1966 und Champions-League-Gewinners von 1997 haben die Duelle mit italienischen Klubs eine herausragende Tradition. Mit keiner Nation maß sich der BVB häufiger. Gegen Italiener gab es große Siege (Juve 1997, Milan 2002), aber auch Tränen, wie 1994, als der BVB trotz eines 2:1-Auswärtssieges im Rückspiel bei Inter Mailand die Segel streichen musste oder 1995, als man im UEFA-Cup-Halbfinale nach einem 2:2 in Turin zu Hause nicht den Einzug ins Endspiel schaffte, weil elf Tifosi und ein holländischer Schiedsrichter eine Nummer zu groß waren.
Am Mittwoch steht der 28. Vergleich mit einem Team aus der Serie A an. Die Bilanz ist mit neun Siegen gegenüber vier Unentschieden und 14 Niederlagen negativ, von den letzten neun Duellen konnte der BVB allerdings fünf für sich entscheiden.
Auftakt 1958 vor 100.000 in San Siro
In seinem neunten Spiel um europäische Ehre trat Borussia Dortmund am 12. Februar 1958 im Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister gegen den AC Mailand an. Durch Verletzungen gehandicapt, war die Mannschaft dem Gegner deutlich unterlegen, kam durch ein Eigentor von Bergamaschi nach dem letzten Eckball der Partie aber zum glücklichen 1:1. Im Rückspiel trat der BVB erstmals vor einer sechsstelligen Kulisse an. 100.000 Besucher verwandelten "San Siro" in einen Hexenkessel. Milan führte schnell mit 2:0, doch Preißlers Anschlusstreffer leitete eine starke Phase ein, in der Schwarzgelb drauf und dran war, den Ausgleich zu erzielen. In der Schlussphase aber machte Milan mit dem 3:1 und 4:1 alles klar.

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Stéphane Chapuisat im Zweikampf mit Aron Winter. Am 14. März 1995 schmiss der BVB Lazio Rom raus.

Nach der dritten Deutschen Meisterschaft im Jahr 1963 war im Landesmeister-Wettbewerb wieder Endstation in Italien. Dieses Mal aber hatten es die Schwarzgelben bis ins Halbfinale geschafft, wo sie mit 2:2 und 0:2 noch mehr am Schiedsrichter als am Gegner, Inter Mailand, scheiterten.
Nach dem Gewinn des Pokalsiegerwettbewerbs 1966 verabschiedete sich Borussia Dortmund für viele Jahre von der europäischen Bühne, und so dauerte es bis 1989, ehe man sich wieder mit einem italienischen Klub messen durfte. Gegen den späteren Cupsieger Sampdoria Genua war schon in Runde zwei (1:1, 0:2) Endstation.
Waren die Auseinandersetzungen mit italienischen Klubs bis dahin nicht von Erfolg gekrönt, änderte sich dies in den 90er Jahren auf spektakuläre Weise. Sowohl gegen AS Rom (1993) als auch gegen Lazio (1995) drehte der BVB im Viertelfinale des UEFA-Pokals jeweils eine 0:1-Hinspielniederlage durch einen 2:0-Erfolg im Rückspiel an der Strobelallee. Andererseits aber stoppten italienische Klubs auch den Erfolgszug der Schwarzgelben in diesem Wettbewerb: Im Finale scheiterte eine personell arg dezimierte Borussia im Mai 1993 an Juventus Turin (1:3, 0:3), im Jahr darauf war im Halbfinale nach hochklassigen 180 Minuten Schluss gegen Inter Mailand. Nach einem 1:3 in Dortmund war der BVB in San Siro drauf und dran, das Hinspielresultat zu drehen. Chapuisat hatte das 3:0 auf dem Fuß, scheiterte aber am Pfosten. Manicone erlöste die Italiener elf Minuten vor dem Schlusspfiff - 2:1 für den BVB. Aber ein Tor zu wenig.
Duelle mit italienischen Klubs gehörten in dieser Zeit zum Alltag. 1995 scheiterte der BVB im Halbfinale des UEFA-Cups ebenfalls denkbar knapp, diesmal wieder an Juventus Turin (2:2, 1:2), das auch Borussias erster Gegner überhaupt in der UEFA Champions League war. Am 13. September 1995 verlor der BVB bei strömendem Regen mit 1:3 im eigenen Stadion, gewann das Rückspiel jedoch mit 2:1 und ebnete so den Weg in die K.O.-Runde.

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Karlheinz Riedle (verdeckt, 2.v.l.) erzielt das 2:1 im Finale 1997 gegen Juventus Turin.

Seit 1997: fünf Siege, vier Niederlagen
Eine Saison später hieß der Gegner erneut Juventus Turin, diesmal im Finale von München. Am 28. Mai 1997 feierte der BVB mit einem 3:1-Sieg den größten Erfolg in der Klubgeschichte. Auch die folgenden Duelle mit dem AC Parma (0:1, 2:0) und AC Mailand (2002, Halbfinale UEFA-Cup, 4:0, 1:3) waren in der Addition von Erfolg gekrönt. Nicht jedoch das bislang letzte Aufeinandertreffen mit einem Vertreter aus der Serie A. Unerfahrene Dortmunder ließen sich am 18. September 2008, in einem der ersten Spiele unter Jürgen Klopp, von abgezockten Kickern aus Udine auskontern und unterlagen im Signal Iduna Park mit 0:2. Im Rückspiel schoss Sadrijaj in der Verlängerung an die Latte. So blieb es beim 2:0 - und es folgte das Aus im Elfmeterschießen.
Boris Rupert

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Großartig gespielt, unglücklich ausgeschieden: Enttäuschte Dortmunder nach dem Spiel in Udine. [Fotos: firo]