2:0 - BVB mit späten Toren ins Achtelfinale
Borussia Dortmund hat das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. Der Deutsche Pokalsieger von 1965, 1989 und 2012 zog durch einen 2:0 (0:0)-Erfolg nach Verlängerung beim TSV 1860 München in die Runde der letzten 16 ein. Lange biss sich der BVB an den Sechzigern und am Aluminium (vier Mal Pfosten und Latte) die Zähne aus, ehe Aubameyang in der 105. und Mkhitaryan in der 107. Minute die Partie entschieden.
Es berichtet Boris Rupert
Der BVB bescherte dem TSV 1860 eine Rekordkulisse: 71.000 Zuschauer, darunter über 15.000 Schwarzgelbe (!), sorgten für ein erstmals ausverkauftes Heimspiel der "Löwen" in der Allianz-Arena. Sie sahen eine drückend überlegene Borussia, die es gegen mit Mann und Maus verteidigende "Löwen" aber kaum schaffte, Tempo in ihre Aktionen zu bringen. Mit 21:2 Torschüssen, 14:1 Ecken und 76 Prozent Ballbesitz aus Dortmunder Sicht, aber mit einem 0:0 auf der Anzeigetafel, ging es in die Verlängerung. Dort verwandelten Aubameyang per Elfmeter und Mkhitaryan die drückende Überlegenheit mit ihren Treffern in einen hochverdienten Sieg.
Ausgangslage:
Der BVB trat national mit weißer Weste in München an: Sieben Siege und ein Remis lautete die Bilanz aus den ersten acht Pflichtspielen. Vier Siege, ein Unentschieden sowie drei Niederlagen hatte der TSV 1860, Tabellenfünfter der zweiten Liga, in den bisherigen Punktspielen errungen und durch ein 4:3 im Elfmeterschießen beim aktuellen Drittliga-Tabellenführer 1. FC Heidenheim die zweite Pokalrunde erreicht. Der BVB hatte hier Regionalligist SV Wilhelmshaven mit 3:0 aus dem Weg geräumt.
Personalien:
Im Vergleich zum Bundesligaspiel am vergangenen Samstag in Nürnberg (1:1) gab es fünf Wechsel im BVB-Team: Da Weidenfeller am kommenden Dienstag in der UEFA Champions League gesperrt ist, sollte Langerak in den Rhythmus kommen. Auch Hummels, Sahin, Mkhitaryan und Lewandowski waren wieder dabei. Subotic, Aubameyang und Ducksch rotierten auf die Bank, Schmelzer fehlte wegen einer Muskelverhärtung im Oberschenkel, zudem Kehl, Gündogan und Piszczek.
Taktik:
Der BVB kehrte in München zur 4-2-3-1-Grundordnung zurück, während die Gastgeber ihr zuletzt in der Liga gezeigtes 4-4-2-System in ein deutlich defensiveres 4-5-1 umwandelten und den zweiten Stürmer (Friend) durch einen zusätzlichen Mittelfeldspieler (Stahl) ersetzten. "Ich brauche laufstarke Spieler. Wenn du Dortmund Raum gibst, geht´s dir wie dem HSV, dann bekommst du sechs oder sieben Stück", begründete 1860-Coach Funkel diese Maßnahme.
Spielverlauf & Analyse:
Und so spielte sich das Geschehen fast ausschließlich in der Münchner Hälfte ab. Doch die Schwarzgelben mussten aufpassen, sich nicht im engmaschigen Netz der "Löwen" zu verfangen. Diese brachten neun Mann hinter den Ball; allein Stürmer Lauth lauerte an der Mittellinie. Es dauerte bei aller optischer Überlegenheit aber bis zur 17. Minute, ehe Reus das Tor der Sechziger mit einem Schuss aus 15 Metern, der knapp am rechten Pfosten vorbei strich, erstmals in Gefahr brachte.
77 Prozent Ballbesitz sowie sage und schreibe 242 Pässe zählten die Statistiker bis Mitte des ersten Durchgangs auf Dortmunder Seite, von denen außergewöhnlich starke 91 Prozent den Mitspieler erreichten - aber das zündende Zuspiel, das freie Schussbahn vor 1860-Keeper Kiraly bedeutet hätte, war in Durchgang eins nicht dabei. Die Münchner schafften es, das Tempo zu verschleppen - und kamen sogar im Anschluss an ihre erste Ecke zu einer guten Einschussmöglichkeit: Stahls Kopfball strich nur knapp am Tor vorbei (37.). Der BVB wurde bis zur Pause nur noch einmal gefährlich, doch die Versuche von Lewandowski und Reus wurden abgeblockt (45.).
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine. Allerdings stand der Zweitligist nicht mehr ganz so tief und versuchte, etwas früher zu stören. Möglicherweise wird sich Trainer Funkel gedacht haben, dass die Barrikade direkt vor dem eigenen Sechzehner irgendwann mal brechen würde. Doch an diese neue Marschroute hielt sich die Mannschaft bestenfalls eine Viertelstunde. Denn Borussia war bis zur 57. Minute zu zwei ganz dicken Chancen gekommen. Zunächst traf Blaszczykowski nach einer zu kurzen Abwehr aus kurzer
Distanz die Querlatte (48.), und dann hatten alle im Stadion nach dem bis dahin besten Dortmunder Angriff das 0:1 schon "verbucht", aber Bülow nahm Lewandowski am Fünfmeterraum irgendwie noch den Ball vom Fuß, nachdem Reus einen Klassepass auf Großkreutz gespielt und dieser perfekt weitergeleitet hatte (57.).
Der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga erhöhte nach einer Stunde deutlich die Schlagzahl. Reus tauchte mit Tempo vor Kiraly auf, doch Münchens Torwart spielte fair den Ball, wurde im Anschluss von Blaszczykowski angeschossen. Glück für die "Löwen", dass der Ball nichts ins, sondern neben das Tor sprang (65.).
Für Bender, der zu diesem Zeitpunkt sagenhafte 119 Ballkontakte verzeichnet hatte, kam in der 69. Minute mit Hofmann ein zusätzlicher Offensivspieler, der Kiraly gleich zu einer unkonventionellen Abwehr mit dem Unterarm zwang.
17:2 lautete das Torschussverhältnis, als die letzte Viertelstunde anbrach. Weiterhin 75 Prozent Ballbesitz. Und gefühlt deutlich mehr als 22 Münchner Abwehrbeine, die irgendwie und immer noch einen Fuß dazwischen brachten, bevor die Kugel über die Linie gehen konnte. Als Sokratis im Anschluss an Eckball Nummer 14 neben das Tor köpfte (90.+3), ging es in die Verlängerung.
Und auch der Pfosten war an diesem Abend ein Münchner. Reus´ abgefälschter Schuss knallte in der 93. Minute gegen diesen. Drei Minuten später nahm Borussias Freistoßspezialist aus 22 Metern Maß: Reus zirkelte den Ball oben rechts in den Winkel, allerdings zu genau. Die Latte rettete erneut für den chancenlosen Kiraly - Alutreffer Nummer drei in diesem Spiel für Schwarzgelb.
Die "Löwen"-Fans zitterten, und die 15.000 BVB-Anhänger sorgten für Heimspielatmosphäre, peitschten ihre Mannschaft weiter nach vorne. Und Reus wurde mehr und mehr zum auffälligsten Akteur auf dem Rasen. 102 Minuten waren gespielt, als er Hofmanns Vorarbeit noch knapp neben das Ziel setzte. Keine 60 Sekunden später drang er mit dem Ball am Fuß in den Strafraum ein, Stahl attackierte von hinten, traf aber nur den Mann. Schiedsrichter Weiner gab Elfmeter - und zeigte dem Münchner die Rote Karte. Der vier Minuten zuvor eingewechselte Aubameyang jagte die Kugel knallhart und platziert in die linke Ecke. Endlich die Führung!
Und unmittelbar nach dem letzten Seitenwechsel war die Partie dann auch entschieden: Abwurf Langerak, Hofmann trieb die Kugel mit vier Ballkontakten auf dem rechten Flügel nach vorne, passte dann auf Mkhitaryan, der Kiraly umkurvte und zum 0:2 einschob (107.). Und für die Statistk: Aubameyang traf mit einem Freistoß auch noch die Querlatte (117.).
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Ausblick:
Die Paarungen für das Achtelfinale werden am Sonntag gegen 18 Uhr im Rahmen der ARD-Sportschau ausgelost. Gespielt wird diese Runde am 3. und 4. Dezember. Sportlich weiter geht es für den BVB weiter am Samstag (15.30 Uhr) mit dem Heimspiel in der Bundesliga gegen den SC Freiburg.