Alles schlecht war bei der 0:1-Niederlage von Borussia Dortmund bei Rasenballsport Leipzig nicht. Allerdings war auch nicht alles gut, weshalb der BVB erstmals seit fast zwei Jahren wieder bei einem Aufsteiger verlor. Damals unterlag Schwarzgelb beim 1. FC Köln mit 1:2.

Auf einem nicht so einfach zu bespielenden Rasen fehlte der Borussia über weite Strecken die Abschlussfreudigkeit. Fünf Torschüsse waren es in Halbzeit eins, acht Torschüsse insgesamt - nur einer von ihnen hätte überhaupt das Tor getroffen. Acht Torschüsse - nur einmal waren es unter Trainer Thomas Tuchel weniger (sieben beim 1:0 in Leverkusen im Februar 2016). Der BVB-Coach sprach nach der Partie von einem „Manko“. Kapitän Marcel Schmelzer erkannte: „Leider haben wir bis zur Halbzeit aber gar keinen Schuss auf das Tor abgegeben. Dann ist es schwierig, ein Tor zu erzielen.“ Und Mario Götze, der erstmals seit 1229 Tagen wieder in einem Pflichtspiel für die Borussia auflief, sagte: „Nur ein Schuss aufs Tor - das ist zu wenig!“

Gelungene Rückkehr von Mario Götze

Dem Rückkehrer selbst gelang kein Abschluss, allerdings zeigte er in der ersten Halbzeit, dass er als Ballverteiler, Balleroberer und als Spieler für die genialen Momente eine Bereicherung für Schwarzgelb sein kann. „Mario hat vor allem in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gemacht“, lobte Thomas Tuchel. In eine völlig andere Richtung hätte gleich zwei Mal André Schürrle die Partie lenken können. Nach einer halben Stunde landete sein Schuss aber Zentimeter neben dem rechten Pfosten, und in der 83. Minute scheiterte er völlig frei an der Querlatte. „Den Ball muss ich machen“, gestand er nach der Partie.

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Lukasz Piszczek bereitete in der 83. Minute die Großchance von André Schürrle vor.

Dass nicht mehr klare Torchancen herausgesprungen sind, war jedoch nicht nur der Dortmunder Nachlässigkeit im Nutzen der vorhandenen Räume oder der fehlenden Präzision im Abschluss zuzuschreiben. Rasenballsport Leipzig hatte die Borussen früh attackiert, tat sehr viel dafür, dass der BVB-Express nicht wie gewohnt ins Rollen kam. Der Ärger wäre ohnehin weitaus kleiner gewesen, wenn zumindest bis zum Ende die Null auch hinten gestanden hätte. „Nur weil eine Mannschaft uns aggressiv verteidigt hat, bedeutet das nicht, dass wir so ein Spiel noch hergeben dürfen“, kritisierte Schmelzer. Thomas Tuchel sprach mit Blick auf das 0:1 von einem Tor, „das sich nicht angedeutet hatte“.

Dem eingewechselten Naby Keita (89.) war das wiederum egal. Er hatte jedoch auch eine gehörige Portion Glück. Denn: Marcel Halstenberg spielte den Ball in der Entstehung des Tores mit dem Oberarm, beim Befreiungsschlag aus der eigenen Hälfte von Leipzigs Schlussmann Peter Gulacsi standen zudem mehrere Rasenballsportler im Abseits. Nach der Partie diskutierten selbst die sky-Experten Christoph Metzelder, Lothar Matthäus und Ex-Schiedsrichter Markus Merk intensiv über passives oder aktives Abseits. Sei's drum. Die Dortmunder hatten „genug Halbchancen, um einige davon zu hundertprozentigen zu machen, in Führung zu gehen und das Spiel auch zu gewinnen“, wie es Tuchel beschrieb.

„Unsere Wettbewerbsfähigkeit steht nicht in Frage“

Am Ende stand reiste der BVB nicht nur mit einer unnötigen Niederlage zurück nach Dortmund, sondern auch mit mehreren Erkenntnissen. Thomas Tuchel: „Wir sind immer noch dabei, uns kennenzulernen. Es war offensichtlich, dass wir im Spielaufbau viele falsche Entscheidungen getroffen haben, trotzdem sind wir damit gut umgegangen. Wir haben nie angefangen, damit zu hadern. (...) Wir müssen dran bleiben und fleißig arbeiten. Ich spüre die Bereitschaft der Mannschaft zusammenzuwachsen; ich spüre eine große Harmonie im Team. Deshalb geht dieser Weg jetzt weiter.“

Der Weg führt die Borussia bereits am Mittwoch erstmals nach einjähriger Abstinenz wieder in die UEFA Champions League. „Das Spiel in Leipzig war ein guter Vorgeschmack für das Duell in Warschau. Die spielen seit 21 Jahren wieder in der Champions League, die werden richtig ackern. Wir dürfen uns jetzt nicht runterziehen lassen und müssen es am Mittwoch besser machen“, sagte Marcel Schmelzer. Auch Thomas Tuchel sah keinen Grund, nach einer Niederlage gleich alles in Frage zu stellen: „Jeder ist im Training bereit, alles zu geben. Aber es muss noch zusammenwachsen. Unsere Wettbewerbsfähigkeit für Mittwoch steht nicht in Frage.“

Legia Warschau in der polnischen Liga derzeit Zwölfter

Übrigens: Die Generalprobe für die UEFA Champions League missglückte nicht nur dem BVB. Legia Warschau verlor bei LKS Nieciecza mit 1:2 und belegt in der polnischen „Lotto Ekstraklasa“ nach acht Spieltagen als Meister und Pokalsieger mit bereits drei Niederlagen und nur zwei (Auswärts)Siegen Platz zwölf. Zu Hause gewann Legia in dieser Saison nur eines von sieben Pflichtspielen. (fu)