Fußball paradox im Estádio da Luz: 90 Minuten lang spielte nur eine Mannschaft. Und als das Spiel abgepfiffen wurde, hatte sie es mit 0:1 verloren. Borussia Dortmund steht vor einer kniffligen Aufgabe im Achtelfinal-Rückspiel der UEFA Champions League am 8. März im Signal Iduna Park.

Bild
Zehn Torchancen gab es im gesamten Spiel, eine davon für Benfica. Mitroglou (hier gegen Sokratis) nutzte sie.

Aus Lissabon berichtet Boris Rupert

Das Spiel verloren, das wichtige Auswärtstor verpasst. Es gibt günstigere Ausgangslagen. Als „extrem kompliziert“ bezeichnet sie Thomas Tuchel: „Doch genau dafür sind Rückspiele gemacht worden. Wir fühlen uns in der Lage, ein Ergebnis zu bringen.“ Ein Resultat, das Borussia Dortmund ins Viertelfinale der Königsklasse bringt. Verdient wäre es dann, hoch verdient, nach 180 oder gar 210 Minuten gegen Portugals Meister und Tabellenführer.

„Wir haben ein außergewöhnlich gutes Spiel gemacht, waren dominant, haben jeden Bereich des Spielfeldes kontrolliert, hatten hochkarätige Torchancen und haben dem Gegner nur eine Möglichkeit nach einer Ecke gestattet. Ich bin mit dem Spiel meiner Mannschaft über alle Maße zufrieden. Es war eine außergewöhnlich gute Leistung“, betonte Tuchel nach einem Spielausgang, der den -verlauf konterkarierte. „Nur im Fußball ist es möglich, dass du aus so einer Unterlegenheit ein Spiel gewinnst.“

Neun hochkarätige Torchancen erspielte sich seine Mannschaft. Doch der 23 Jahre junge Torhüter Ederson, im Verein ausgebildet und ein echtes Juwel, ließ sich nicht überwinden. Er vollbrachte gleich mehrere Glanztaten, und es lässt sich trefflich darüber streiten, welche die größte davon war. Pulisic’ Schuss aus 18 Metern, dazu noch abgefälscht, haftete definitiv das Attribut „unhaltbar“ an, Piszczeks Knaller hätten wohl auch nur wenige gehalten – und einen Elfmeter von Aubameyang ... haben bislang auch nur drei Keeper auf diesem Planeten abgewehrt.

„Extrem komplizierten Ausgangslage für das Rückspiel“

Dabei ging der sonst so sichere Schütze mit einer Hypothek in dieses Duell: Zwei Mal hatte er zuvor aus äußerst aussichtsreicher Position übers Tor geschossen. Irgendwie war klar, dass er die halbhohe Variante wählen würde, und irgendwie war auch klar, dass die Aktien des Torwarts zumindest nicht schlecht stehen würden. Doch von außen eingreifen wollte Tuchel partout nicht. Logische Begründung: „Ich werde mich nie in die Rangordnung der Elfmeterschützen einmischen. Dann würde ich den kompletten Druck auf den legen, den ich bestimme.“

Nun aber befindet sich seine Mannschaft in einer „extrem komplizierten Ausgangslage für das Rückspiel“. Sie darf kein (Konter-)Tor zulassen und muss selbst (mindestens) zwei Mal treffen. „Wir kennen die Mathematik im Europapokal“, weiß Tuchel: „Es gibt keinen anderen Weg, als uns über die Leistung zu definieren. Wenn wir wieder die gleiche Leistung abrufen, werden wir es schaffen!“
Boris Rupert