Borussia Dortmund hat zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte den Einzug ins Viertelfinale der UEFA Champions League geschafft! Drei Wochen nach dem 3:2-Hinspielsieg beim FC Sevilla spielte der BVB in einer Spannung und Dramatik kaum zu überbietenden Begegnung durch einen Haaland-Doppelpack 2:2 (1:0)-Unentschieden.

Es berichtet Boris Rupert

Sevilla war in der ersten Halbzeit drückend überlegen, doch Haaland traf für den BVB zum 1:0 (35.). Nach XXL-Videobeweis erhöhte der Norweger nach knapp einer Stunde per Elfmeter auf 2:0, doch die Gäste kamen in der 68. Minute – ebenfalls per Strafstoß – zum Anschlusstreffer und spät, in der fünften Minute der Nachspielzeit, durch En-Nesyris zweiten Treffer zum Ausgleich.

Bild

Ausgangslage:  
Der Tabellensechste der Fußball-Bundesliga traf auf den aktuell Vierten aus Spaniens „La Liga“. Mit dem 3:2 im Hinspiel hatte der BVB eine Serie von wettbewerbsübergreifend neun Siegen der Spanier beendet. Seitdem verbuchte der FC Sevilla nur einen Sieg aus fünf Partien. Für den BVB endete am Samstag in München eine Serie von vier erfolgreichen Spielen.

Personalien: 
Der BVB musste weiter auf Akanji, Guerreiro, Reyna, Sancho, Schmelzer und Witsel verzichten und trat mit zwei Änderungen im Vergleich zum Spiel am Samstag in München an: Morey und Bellingham ersetzten Meunier und Zagadou.

Taktik:  
In einer 4-3-3-Grundordnung standen sich beide Mannschaften gegenüber. Delaney spielte zentral defensiv vor der Viererkette, Bellingham (rechts) und Dahoud bekleideten die Achter-Positionen hinter den Spitzen Hazard, der links begann, früh aber die Seite mit Reus tauschte, sowie Haaland im Zentrum.

Spielverlauf & Analyse:
Sevilla, das mindestens zwei Tore benötigte, legte los wie die Feuerwehr und entfachte in den ersten 35 Minuten – mit Ausnahme einer kurzen Phase nach rund einer Viertelstunde – einen kaum gesehenen Druck. Die Borussen fanden keinen Zugriff; die Andalusier konnten den Ball wie an einer Schnur gezogen spielen, in höchstem Tempo, mit beeindruckender Präzision. Vor allem über die rechte Seite liefen die Angriffe der Gäste mit dem ständig anschiebenden Rechtsverteidiger Jesus Navas. Trotz dieser drückenden Überlegenheit kamen sie aber kaum zu nennenswerten Chancen. Hitz war im ersten Durchgang nur einmal gefordert, bei Ocampos Kracher in der dritten Minute. Zudem schoss Suso knapp am rechten Pfosten vorbei (18.). Der Kombinationsfußball der Andalusier war jedoch kaum zu unterbinden.

Die Schwarzgelben verzeichneten so gut wie keine Ballbesitzphasen. Die Spielidee, mit langen, hohen Bällen hinter die gegnerische Abwehr zu kommen, wurde deshalb nur selten sichtbar. Als dies das erste Mal gelang, wurde es aber auch gleich gefährlich: Hazard suchte jedoch Haaland als Zielspieler, statt selbst den Abschluss zu probieren. Mit etwas Glück konnte der Gegner den Ball vor Haaland abfangen (12.).

Delaney, Schulz, Reus, Haaland ... Toooooor

Entsprechend wichtig war der – glückliche – Führungstreffer. Delaney unterband auf dem linken Flügel einen Angriff, Schulz leitete direkt weiter zu Dahoud, der das Auge hatte für Reus. Und dessen Pass von der Grundlinie zurück auf Haaland verdiente das Attribut Extraklasse. Der Norweger drückte die Kugel in der 35. Minute zum 1:0 über die Linie – sein bereits neunter Treffer im Wettbewerb, der Borussia die – wie gesagt – äußerst schmeichelhafte Halbzeitführung bescherte. Nun lag die Latte für Sevilla 50% höher; drei Tore mussten es nun sein.

Bild

Der zweite Durchgang begann mit einer Großchance – für Borussia! Haaland tankte sich über links durch, legte quer auf Hazard, der aus 14 Metern halbrechter Position mit links knapp am linken Pfosten vorbeischoss. Gerade 30 Sekunden waren gespielt. Und nun folgten Szenen, wie sie der Fußball zuvor noch nie gesehen hatte...

In der 48. Minute stürmte Haaland von links auf das gegnerische Tor zu, spielte an der Strafraumlinie Doppelpass mit Hazard und schoss dann aus äußerst spitzem Winkel zum 2:0 ein. Scheinbar zum 2:0, denn Haaland hatte Fernando, der sich ihm in den Weg gestellt hatte, offenbar regelwidrig zur Seite geschoben.

Schiedsrichter Cakir sah sich diese Szene zunächst in der Review-Area an, entschied innerlich auf Foulspiel, und ließ sich eine weitere Sequenz zeigen. In der Entstehung des Treffers war Haaland wiederum zuvor von Koundé gehalten worden. Statt Tor gab es Foulelfmeter für den BVB. Haaland trat an, schoss in die untere rechte Ecke, Torwart Bounou lenkte den Ball an den Pfosten und wehrte mit einem Reflex auch Haalands Nachschuss ab (48.). Als Sevilla im Angriff war, wurde das Spiel erneut unterbrochen: Wieder meldete sich der Video-Assistent, denn Bounou hatte zu früh die Torlinie verlassen. Der Elfmeter wurde wiederholt, abermals wählte Haaland die rechte Ecke, abermals ahnte der Torwart dies, aber dieses Mal kam er nicht mehr heran – das 2:0 in der 59. Minute.

Die Antwort der Andalusier: Dauerbeschuss! Hitz lenkte den Aufsetzer des eingewechselten Gómez zur Ecke (64.) und war auch bei Oscars wuchtigem Freistoß auf dem Posten (67.). Sekunden später gab es nach Cans Rempler gegen de Jong Elfmeter. En-Neysyri verwandelte mit Wucht (68.).

Siebeneinhalb Minuten Nachspielzeit

Passlack kam für Hazard, und Borussia schaffte es in der Folge, die Andalusier auch in deren Hälfte zu beschäftigen und Nadelstiche zu setzen. Über Bellingham, Haaland und Reus kam der Ball in der 84. Minute zu Dahoud, der gegen die Laufrichtung des Keepers abschloss, doch Bounou konnte den Schuss dennoch parieren und die Entscheidung verhindern. Und nochmal Dahoud gegen Bounou, diesmal aus der Distanz, wieder war der Torwart des FC Sevilla nicht zu bezwingen (88.).

Sechs Minuten Nachspielzeit waren angezeigt, siebeneinhalb wurden es. Nach Flanke von Rakitic traf En-Nesyri wuchtig mit dem Kopf zum 2:2 (95.), doch es war die letzte Chance für die Gäste. Als Cakir dann endlich abpfiff, lagen sich alle Spieler in den Armen.

Ausblick:   
Am Samstag (18.30 Uhr) geht es für den BVB im Heimspiel gegen Hertha BSC um drei wichtige Punkte in der Liga.

Teams & Tore