Enttäuscht und entkräftet lagen sie nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen der Leipziger Arena. 1:2 verloren. Verdient verloren, obwohl sie alles gegeben hatten. Die Termin- und Personalenge hatten ihren Tribut gefordert.

Es war das siebte Spiel innerhalb von 22 Tagen. Doch rotieren, Kräfteverschleiß verteilen, konnte Marco Rose nicht. „Selbst ein Jude, der sonst in jedem Spiel seine gefühlt 17. oder 18. Energiereserve anzapfen kann, ging nach diesen vielen Partien auf dem Zahnfleisch“, sagte Mats Hummels über Konditionswunder Bellingham. Über den Spielverlauf sagte er: „Wir haben uns nach Problemen zurückgekämpft und gefightet mit dem, was wir noch zur Verfügung hatten.“

Bild

Auch wenn die Liga jetzt eine Pause macht (nächstes BVB-Spiel am 20. November gegen Stuttgart), heißt das nicht, dass die Profis in diesen zwei Wochen ihre Akkus aufladen können. Zehn der elf Borussen, die gestern in der Startelf standen, gehen auf Länderspielreisen, dazu die Youngster Knauff und Moukoko. Deshalb hofft Hummels, der als Einziger aus der Startelf nicht nominiert worden ist, auf einen anderen Effekt: „Die Pause tut uns gut, um vielleicht auch zwei, drei Kräfte zurückzukriegen, damit wir den nächsten Block mit frischeren und mehr Kräften angehen könnten.“ Einer gab gestern schon sein (Liga-)Comeback: Dan-Axel Zagadou. „Wir hoffen, dass er jetzt endlich gesund bleibt“, sagten Hummels und Kapitän Marco Reus, der sich nach der Niederlage „bitter enttäuscht“ zeigte: „Wir wollten alles raushauen im letzten Spiel vor der Länderspielpause. Stattdessen „haben wir die erste Halbzeit komplett verschlafen. Wir hatten im 5-3-2 nullkommanull Zugriff. Da fehlte uns einfach ein Spieler zum Pressen“.

In der Halbzeitpause stellte Rose um auf Viererkette. Thorgan Hazard spielte erstmals in seiner Karriere linker Verteidiger: „Hätten wir gewusst, wie gut er das macht, hätte er die Position vielleicht in der ersten Halbzeit schon gespielt.“ Dass sich die Mannschaft in diesem System wohler fühlt, war deutlich zu erkennen. „Wir sind mit dem Ball teilweise besser rausgekommen, waren gegen den Ball griffiger und schießen nach einer Weltklasseaktion von Thomas Meunier das 1:1“, sagte Mats Hummels, betonte in der Gesamtbewertung zugleich: „Dennoch war Leipzig dem 2:1 näher als wir. Es war ein verdienter Sieg.“ Ähnlich die Worte von Torschütze Marco Reus: „Wir kommen gut aus der Pause, machen das 1:1, kriegen dann so ein dummes 2:1. Das ärgert mich extrem. Wir waren drin und geben die Partie ganz einfach aus der Hand, auch wenn Leipzig über 90 Minuten die bessere Mannschaft war.“

So standen nach 117 gelaufenen Kilometern null Punkte. So steht die Mannschaft nach einem Drittel der Saison (11 von 34 Spieltagen) weiter bei 24 Zählern. Das sind fünf mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Nach der Pause sind die nach EM und sieben Länderspielen-Einsätzen im September, Oktober und November hochbelasteten Nationalkicker zwar nicht frischer, aber die Auswahl wird für Marco Rose hoffentlich wieder größer, so dass er Einsatzzeiten verteilen kann...
Boris Rupert

Bild