Borussia Dortmund hat mit einem 2:2 (1:0)-Unentschieden beim FC Schalke 04 den neunen Bundesliga-Sieg in Serie verpasst und muss sich im 160. Revierderby nach zweimaliger Führung durch Treffer von Schlotterbeck und Guerreiro mit nur einem Punkt begnügen.

Es berichtet Boris Rupert

Vor 61.571 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena in Gelsenkirchen spielte der BVB in der ersten Hälfte clever auf, ging in der 38. Minute durch einen Fernschuss von Schlotterbeck verdient in Führung und hätte zur Pause deutlicher vorne liegen müssen. Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel glich Bülter zum 1:1 aus. Nach einer Stunde sorgte Guerreiro mit einem perfekt herausgespielten Treffer für die erneute Dortmunder Führung. Doch Schalke kam durch Karaman elf Minuten vor dem Ende zum erneuten Ausgleich. Der BVB fand dann in seinen Aktionen nach vorn nicht mehr die Klarheit wie zuvor. In der 90. Minute wurden Schüsse von Schlotterbeck und Dahoud im letzten Moment geblockt.

Ausgangslage:   
Nie zuvor war der tabellarische Abstand zwischen beiden Klubs größer als vor dem 160. Derby, in das der FC Schalke 04 nach Bochums Sieg am Freitag auf Rang 18 startete. Doch dieses Duell hat seine eigenen Gesetze: In diesem Jahrtausend hatte es mehr BVB-Niederlagen (15) als -Siege (13) gegeben. Schalke war in der Liga seit sechs Spieltagen ungeschlagen, Borussia hatte jedes der acht Spiele im Jahr 2023 gewonnen.

Personalien:   
Der BVB musste auf Kobel (muskuläre Probleme), Reus (Erkältung), Brandt (Faserriss), Adeyemi (Trainingsrückstand), Moukoko (Teilriss des Syndesmosebandes), Duranville und Morey (beide Aufbautraining) verzichten und startete mit vier personellen Wechseln gegenüber der Champions-League-Partie am Dienstag beim FC Chelsea ins Derby: Hummels, Ryerson, Bynoe-Gittens und Malen kamen für Süle, Özcan, Brandt und Reus in die Mannschaft.

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Taktik:   
Ungeachtet oder gerade wegen der zahlreichen personellen Ausfälle und den damit verbundenen Umbesetzungen blieb die Herangehensweise die gleiche wie in allen Partien in diesem Jahr: Borussia Dortmund spielte im 4-1-4-1 mit Haller im Angriffszentrum und Can zwischen den Ketten. Der Aufbau lief meist über Hummels und überwiegend durchs Zentrum, wo Guerreiro neben Bellingham eine der beiden Halbpositionen besetzte. Schalke agierte im 4-2-3-1, verteidigte mannorientiert, lauerte auf Umschaltmomente, schlug viele hohe Bälle.

Spielverlauf & Analyse:
Dortmund hatte zu Beginn viel Ballbesitz (über 70% in den ersten 15 Minuten), baute gegen hoch pressende Schalker bedächtig auf und ließ sich von der hektischen Atmosphäre nicht beeindrucken. Die Gastgeber versuchten von Beginn an, Intensität und dann auch körperliche Härte ins Spiel zu bekommen, wenn die Borussen dem gegnerischen Strafraum nahe kamen. Viel spielte sich zunächst im Mittelfeld ab. Die ersten Abschlüsse gingen auf das Konto der Schwarzgelben: Ryerson verzog aus elf Metern recht deutlich (5.), erstmals gefährlich wurde es, als Hummels einen weiten Ball auf Guerreiro schlug, der über rechts in den Sechzehner eindrang, aber an Fährmann scheiterte (14.). Auf der anderen Seite bescherte ein Abwehrfehler den Schalkern eine Großchance, die Zalazar aber vergab: Aus 13 Metern schoss er freistehend deutlich über den Kasten (24.). Im Gegenzug wäre Jenz nach Malens scharfer Hereingabe vom rechten Flügel beinahe ein Eigentor unterlaufen (26.).

Ein tolles Zuspiel von Bellingham auf Malen, der sich im Strafraum um die eigene Achse drehte und aus sechs Metern zum Abschluss kam, hätte beinahe zum 1:0 für den BVB geführt, doch Fährmann parierte (30.). Dann kam Wolf rechts am Fünfer zum Abschluss, wieder war der Schalker Torwart zur Stelle, wehrte mit dem Fuß ab (37.). Der BVB wusste zunehmend die Lücken im Schalker Zentrum zu nutzen: im Vorfeld dieser beiden dicken Möglichkeiten und dann auch beim Führungstreffer. Guerreiro passte 25 Meter vor dem Tor auf den aufgerückten Schlotterbeck, der mit einem satten Schuss aus 17 Metern ins rechte Toreck traf (38.). „Wer wird Deutscher Meister? BVB Borussia!“, schallte es aus den Kehlen der etwa 6.000 BVB-Fans durch die Arena. Dann wieder der agile Malen. Nach Wolfs Zuspiel war er abermals nicht zu halten, visierte halbrechts im Strafraum das lange Eck an – ein Schalker Abwehrspieler rutschte im letzten Moment dazwischen und klärte zur Ecke (44.).

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Ein Ballverlust im Aufbau brachte Schalke kurz nach Wiederanpfiff zurück ins Spiel. Zalazar passte nach rechts in den Rücken des aufgerückten Ryerson, Frey hatte viel Platz, Schlotterbeck kam nicht mehr ran, ebenso im Zentrum Can nicht an die scharfe Hereingabe, die Bülter am langen Pfosten zum 1:1 über die Linie drückte (50.). Mit der erst zweiten Torchance im gesamten Spiel war Königsblau zum Ausgleich gekommen.

Schwarzgelb benötigte zehn Minuten, um den Rückschlag zu verdauen. Can marschierte energisch durchs Zentrum, legte punktgenau in den Lauf von Guerreiro, Bynoe-Gittens machte zudem mit einem klugen Laufweg die Tür ganz auf, und der Portugiese zeigte einmal mehr seine technische Klasse, bugsierte den Ball aus vollem Lauf halblinks im Strafraum in den rechten Torwinkel. Nach genau einer Stunde lag der BVB im 160. Derby wieder vorn.

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Bynoe-Gittens verpasste in der 65. Minute das 3:1, als er nach Wolfs Zuspiel – und diesmal Hallers Täuschung – an der Strafraumkante freie Bahn hatte, aus zwölf Metern dann aber knapp verzog. Der BVB war weiter am Drücker, doch die Partie blieb aufgrund des knappen Spielstands spannend. Und abermals kam Schalke zum Ausgleich. Nach Wolfs Abwehraktion bekam der BVB keinen Druck auf den Gegner, Bülter konnte unbedrängt flanken, der eingewechselte Karaman unbedrängt köpfen. Nach 79 Minuten stand es 2:2.

Guerreiro hatte unmittelbar danach das 3:2 auf dem Fuß, schoss aber haarscharf am rechten Pfosten vorbei. Die Mannschaft kämpfte verbissen um den Sieg, doch ein dritter Treffer wollte nicht mehr gelingen. Mit Mann und Maus wehrten die Schalker Schüsse von Schlotterbeck und Dahoud ab (90.). Das 3:2 hätte sogar auf der Gegenseite fallen können, wenn Meyer zuvor nicht bravourös gegen Balanta pariert hätte (88.).

Ausblick:   
Im letzten Spiel vor der „Länderspielpause“ trifft Borussia Dortmund am Samstag kommender Woche im SIGNAL IDUNA PARK auf den 1. FC Köln. Can fehlt dann gelbgesperrt.

Teams & Tore

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Fußball-Bundesliga, 24. Spieltag
FC SCHALKE 04 – BORUSSIA DORTMUND  2:2 (0:1)

FC Schalke 04: Fährmann – Brunner, Yoshida, Jenz, Matriciani – Kral, Krauß (74. Balanta) – Aydin (74. Mohr), Zalazar (68. Karaman), Bülter – Frey (74. Terodde)
Bor. Dortmund: Meyer – Wolf, Hummels, Schlotterbeck, Ryerson – Can – Malen (81. Reyna), Bellingham, Guerreiro, Bynoe-Gittens (68. Dahoud) – Haller (81. Modeste)
Bank: Schwolow, Greiml, Müller, Tauer, Terodde – Lotka, Özcan, Meunier, Süle, Passlack, Njinmah
Tore: 0:1 Schlotterbeck (38., Guerreiro), 1:1 Bülter (50., Frey), 1:2 Guerreiro (60., Can), 2:2 Karaman (79., Bülter)
Eckstöße: 3:6 (Halbzeit 1:5), Chancenverhältnis: 4:10 (1:6)
Schiedsrichter: Fritz (Korb), Gelbe Karten: Brunner – Can
Zuschauer: 61.571 (ausverkauft), Wetter: trocken, 2 Grad