Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 haben sich am 13. Spieltag der Fußball-Bundesliga in einem absolut verrückten Spiel mit 4:4 (4:0) voneinander getrennt. Während Borussia den Gästen vor der Pause nicht den Hauch einer Chance ließ, drehte Schalke nach dem Seitenwechsel auf, profitierte von einem Platzverweis gegen Aubameyang und kam in der Nachspielzeit zum Ausgleich.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Die 80.179 Zuschauer im natürlich ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK (aus Sicherheitsgründen blieben allerdings knapp 1.200 Plätze unbesetzt) sorgten von Beginn an für echte Derbystimmung und machten das Stadion zwischenzeitlich zu einem wahren Tollhaus. Kein Wunder, denn der BVB spielte Schalke vor der Pause schwindelig, führte bereits nach 25 Minuten mit 4:0. Aubameyang (12.), Stambouli (18./ET), Götze (20.) und Guerreiro (25.) hießen die Torschützen. Nach dem Seitenwechsel besorgte Burgstaller das 1:4 (61.) und Harit sogar das 2:4 (65.), dann flog gar Aubameyang mit Gelb-Rot vom Feld (72.). Nach 86 Minuten fummelte sich Caligiuri von rechts in den Strafraum und besorgte aus 10 Metern das 3:4. Das 4:4 erzielte Naldo per Kopf in der Nachspielzeit (90.+4).

Ausgangslage:
Fünfter gegen Zweiter. In zuvor 90 Bundesliga-Derbys gab es nur einmal die Konstellation, dass der Sieger am Verlierer in der Tabelle vorbeiziehen konnte: Borussia schaffte dies am 19.09.1987 mit einem 4:1-Sieg, belegte danach Rang zwölf. Der BVB verlor nur eines der letzten acht Derbys. Die letzten drei Aufeinandertreffen endeten aber allesamt unentschieden.

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Weidenfeller stand erstmals seit dem 21. Januar im BVB-Tor.

Personalien:
Piszczek, Reus, Rode, Durm und auch Bürki fehlten auf Seiten der Borussia verletzt, bei den zunächst fraglichen Sokratis und Pulisic reichte es hingegen sogar für die Startelf. Dort standen auch Weidenfelller, Sahin und Toprak. Zagadou, Kagawa und Bartra rotierten nach dem Spiel gegen Tottenham auf die Bank. Schalke musste auf Insua und Bentaleb verzichten. Der zuletzt verletzte Goretzka saß zu Beginn auf der Bank.

Taktik:
Beide Mannschaften begegneten sich zu Beginn im 3-4-3-System, stellten bei Ballbesitz des Gegners auf eine defensive Fünferkette um. Beim BVB rückten dann Pulisic und Guerreiro aus dem Mittelfeld nach hinten. Mit dem Ball agierte Schwarzgelb ungemein variabel. Götze, Sahin, Pulisc und Yarmolenko rochierten immer wieder und verwirrten den Gegner derart, dass der lange Zeit keinen Zugriff auf das Spiel erlangte. Erst mit der Einwechslung von Goretzka und Harit nach 33 Minuten und der damit verbundenen Systemumstellung auf ein 4-3-3 bekam Schalke seine eigene Defensive halbwegs in den Griff. 

Spielverlauf & Analyse:
Schalke hatte zwar bereits nach gut 30 Sekunden die erste gute Gelegenheit durch Konoplyanka, was sich aber danach im SIGNAL IDUNA PARK abspielte, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Es dauerte gerade einmal 25 Minuten, bis Borussia Dortmund mit 4:0 (!!) führte. Schwarzgelb wirbelte, spielte unglaublich variabel, ließ hinten nichts zu und brannte vorne ein Feuerwerk ab, dass es in einem Revierderby in dieser Form selten gegeben hatte.

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Aber von vorn: Die Gäste versuchten, dem BVB über weite Strecken mit viel Härte den Schneid abzukaufen, kassierten bereits nach drei Minuten durch McKennie die erste Gelbe Karte. Borussia ließ sich aber vom teils überharten Spiel der Gelsenkirchener nicht beeindrucken, drehten stattdessen so richtig auf und glänzten durch tollen Fußball. Das 1:0 besorgte Aubameyang, der nach klasse Vorarbeit von Pulisic und Sahin am langen Pfosten reinrutschte (12.). Das Stadion explodierte zum ersten Mal an diesem denkwürdigen Nachmittag vollends und sollte sich für die folgenden 13 Minuten kaum mehr einkriegen.

Wahnsinn in Schwarzgelb

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Denn nur zwei Minuten später hätte der Gabuner das 2:0 nachlegen können, verpasste das Tor mit seinem Drehschuss vom Elfmeterpunkt aber um Haaresbreite. Nach 18 Minuten gab es dann Freistoß für Schwarzgelb auf der rechten Seite, den Sahin vor das Tor flankte. Dort versuchte Stambouli zu klären, versenkte die Kugel beim Versuch aber selbst unhaltbar für Fährmann zum 2:0 rechts im Tor. Der Hexenkessel SIGNAL IDUNA PARK stand Kopf, und wieder nur zwei Minuten später konterte der BVB über rechts mit Aubameyang, der Stambouli problemlos stehen ließ und an den langen Pfosten flankte. Dort kam Götze völlig ungedeckt angerauscht und köpfte den Ball zum 3:0 ein (20.).

Schalke wirkte nun völlig indisponiert, und der BVB nutzte dies. Sahin und Aubameyang spielten im Zentrum einen feinen Doppelpass, der Gabuner blieb dann allerdings mit seinem Schuss an einem Schalker Bein hängen. Machte nichts, denn die Kugel tropfte genau vor die Füße von Guerreiro halblinks im Strafraum, der sie direkt nahm und volley aus 14 Metern versenkte (25.). Bis zur Pause schaltete der BVB danach zwei Gänge zurück, ließ Schalke kommen. Die versprühten nur einmal wirklich Gefahr, als Toprak beim Klärungsversuch Konoplyanka anschoss. Der Ball sprang vom Schalker aber knapp neben den rechten Pfosten und nicht ins Tor (45.).

Weidenfeller sensationell auf der Linie

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Nach der Pause folgte die zunächst stärkste Phase der Königsblauen. Das vermeintliche 1:4 für Schalke nach 53 Minuten wurde nach Begutachtung durch den Video-Assistenten in Köln vollkommen zu Recht zurückgenommen, da ein Schalker beim vorangegangenen Freistoß im Abseits stand. Kurz darauf rettete Weidenfeller bärenstark im Eins gegen Eins mit Caligiuri die Vier-Tore-Führung (56.). Wenn noch was gehen sollte, musste Schalke aufmachen, und das eröffnete den Hausherren natürlich auch Räume. Aubameyang scheiterte zwei Mal an Fährmann (55./58.) und dann an Naldo (60.).

Wenige Sekunden später kamen die Gäste dann aber doch zum 1:4. Burgstaller köpfte nach einer Flanke aus der eigenen Hälfte aus 16 Metern über Weidenfeller hinweg ein (61.). Die Knappen witterten danach noch mal Morgenluft, Harit schoss aus sieben Metern rechts im Strafraum sogar zum 2:4 ein (65.), und Aubameyang flog mit Gelb-Rot vom Feld (72.). Die 4:2-Führung hielt danach Weidenfeller mit einer unfassbaren Parade gegen Burgstaller fest (73.). Schalke entwickelte in der Schlussphase ein unglaubliches Power-Play, schnürte Borussia hinten ein. Der BVB bekam immer größere Probleme, und Caligiuri besorgte das 3:4 (86.). Aufgrund zahlreicher Unterbrechungen gab das Schiedsrichtergespann sieben Minuten Nachspielzeit. In der vierten Minute davon traf Naldo per Kopf zum 4:4-Endstand.

Ausblick:
Eine Woche Pause für Borussia Dortmund. Kommenden Samstag (2.12., 15:30 Uhr) ist der BVB dann zum Bundesliga-Spiel bei Bayer Leverkusen zu Gast.

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