Borussias U17 kann Sonntag (13 Uhr, Stadion Rote Erde) im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Köln Geschichte schreiben. Noch nie seit Bestehen der U17- und U19-Bundesliga ist es einem Verein gelungen, in einem Jahr beide Titel zu gewinnen. „Das wird ein tolles Endspiel“, verspricht BVB-Trainer Sebastian Geppert im Interview.

Glückwunsch zum Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft. Das gegen den VfL Wolfsburg so souverän zu schaffen, ist keine Selbstverständlichkeit.

Sebastian Geppert: „Absolut nicht. Wolfsburg hatte sich in der Bundesliga Nord/Nordost gegen Topteams wie RB Leipzig, Hertha BSC, Hamburger SV, Werder Bremen oder Hannover 96 durchsetzen müssen. Für uns waren es auch deshalb schwere Spiele, weil Wolfsburg über den gesamten Platz Manndeckung gespielt hat. Das war im taktischen Bereich eine neue Erfahrung. Die Jungs haben unseren Plan aber gut umgesetzt, insgesamt abgeklärt gespielt und im Kollektiv konzentriert verteidigt. Jetzt herrscht riesige Vorfreude auf das Finale.“

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BVB-Jubel beim 3:0-Sieg in Köln

Wäre Dir der FC Bayern als Gegner lieber gewesen als der 1. FC Köln?

Geppert: „Eigentlich ist es egal. Ich hatte vorher auf Köln getippt, und so ist es dann auch gekommen. Das wird ein tolles Endspiel. Wir kennen die Kölner aus der Bundesliga, sie kennen uns. Dass wir das letzte Duell in Köln 3:0 gewonnen haben, gibt uns ein gutes Gefühl, doch die Karten werden Sonntag neu gemischt.“

Planst Du in dieser Woche besondere Abläufe?

Geppert: „Es bleibt alles wie gehabt. Warum sollten wir bisher so Erfolgreiches verändern? Der einzige Unterschied: Wir beziehen Samstag gemeinsam mit den Kölnern in Dortmund ein vom DFB festgelegtes Hotel und treffen uns abends zum Bankett.“

Nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Bayern in München im vergangenen Jahr gibt es Sonntag um 13 Uhr im Stadion Rote Erde ein Heimfinale. Ist es ein Vorteil oder aufgrund der hohen Erwartungshaltung eher ein Nachteil?

Geppert: „Nein, das ist doch positiver Druck. Wir freuen uns über jeden BVB-Fan, der am Sonntag kommt, um uns zu unterstützen. Einen direkten Heimvorteil sehe ich trotzdem nicht, weil die U17 die Rote Erde gar nicht kennt. Leider können wir Samstag nicht im Stadion trainieren, weil ein Leichtathletik-Sportfest stattfindet.“

Was unterscheidet die aktuelle Mannschaft vom Meister-Team 2018?

Geppert: „Eine gute wie schwierige Frage. Wir hatten im vergangenen Jahr neben Youssoufa Moukoko mit Alaa Bakir, Ramzi Ferjani oder Immanuel Pherai weitere herausragende Individualisten, aber auch ein funktionierendes Kollektiv. Wir sind in dieser Saison als Mannschaft zusammengewachsen. Uns zeichnet ein starkes Gemeinschaftsgefühl aus. Es sind andere Charaktere dabei, richtig gute Jungs wie etwa Albin Thaqi, Tim Böhmer, Ansgar Knauff, Lloyd Kuffour oder Rilind Hetemi. Sie sind stolz auf das, was sie zusammen erreicht haben.“

Dabei fehlten in der kompletten Rückrunde mit Kamal Bafounta und Tekin Gencoglu zwei Leistungsträger. Vor allem Bafounta galt im defensiven Mittelfeld als feste Größe. Wie habt ihr diesen Verlust kompensiert?

Geppert: „Wir haben die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt. Dennis Lütke Frie hat eine etwas defensivere Rolle übernommen und Maik Amedick als zweiter zentraler Spieler seine Sache wirklich gut gemacht. Bafounta ist ein toller Typ, auch außerhalb des Spielfeldes. Er hat der Mannschaft in der Hinrunde sehr gut getan, leider musste er zwei Mal am Knie operiert werden. Er ist aber - wie auch Tekin Gencoglu und der gesamte Kader – am Wochenende bei uns.“

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Herausragender Akteur der U17: Youssoufa Moukoko

Alles spricht über Youssoufa Moukoko. Was macht ihn so außergewöhnlich?

Geppert: „Er ist total fokussiert, steckt voller Ehrgeiz, ist einer der Ersten beim Training und einer der Letzten, die gehen. Und bei allen beliebt. Er arbeitet für die Mannschaft, sie für ihn. Er schaut sich als Erster Videosequenzen an, die wir den Spielern aufs Handy schicken. Youssoufa investiert unglaublich viel. Ich mag ihn nicht nur als Spieler.“

Auch für Dich persönlich endet Sonntag ein überaus erfolgreiches, aber auch sehr strapaziöses Jahr.

Geppert: „Es war schon brutal, fast ohne freien Tag. Nach dem Finale 2018 ging es direkt nach Hennef und über neun Monate in den Fußball-Lehrer-Lehrgang. Die letzten Wochentage gehörten dann Borussia und der U17. Ein dickes Kompliment verdient deshalb das gesamte Funktionsteam der U17 und mein Mitstreiter Eren Yilmaz. Alle haben mich vorbildlich unterstützt und mir Hilfestellung gegeben. Diese Saison hat Kraft und Energie gekostet. Deshalb freue ich mich auf ein paar Wochen Urlaub. Am 8. Juli geht es dann wieder los mit der Vorbereitung und einem fast komplett neuen Kader, mit dem wir uns erneut höchste Ziele setzen werden.“

Das Gespräch führte Wilfried Wittke.