Ein echter Handball-Krimi endete mit einem verdienten Unentschieden: Im Bundesliga-Topspiel der Handball-Damen von Borussia Dortmund gegen den Thüringer HC sahen 636 Zuschauer ein hochemotionales Spiel mit einem Herzschlag-Finale. Am Ende stand es 30:30 (13:16).

Ausgangslage: Es war eine wegweisende Partie für den weiteren Saisonverlauf und den Kampf um Platz zwei hinter dem großen Favoriten aus Bietigheim. Thüringen hatte vor der Partie als Tabellenzweiter zwei Minuspunkte, der BVB als Dritter bereits vier. Personell durfte Trainer Henk Groener leicht aufatmen. Kreisläuferin Lisa Antl (Bänderverletzung im Knöchel) und Rückraumspielerin Frida Rønning (Zerrung der Wadenmuskulatur) standen in der Aufstellung. Rønning kam ab der 16. Minute auch zum Einsatz.

Spielverlauf: Wie groß die Nervosität auf beiden Seiten war, wurde von Beginn an deutlich. Es sollte fast vier Minuten dauern, ehe das erste Tor überhaupt fiel. Dana Bleckmann traf nach 3:38 Minuten zum 1:0, kurz darauf erhöhte sie auf 2:1. Dieses Spitzenspiel hielt, was es versprach. Der BVB war aggressiv in der Abwehr, es wurde um jeden Ball gekämpft. Auf dem Parkett ging es ebenso emotional her wie auf der Tribüne. So stark hatten die Fans ihren BVB in dieser Saison noch nicht gesehen. Was aber auch nötig war gegen den Tabellenzweiten aus Thüringen. Besonders die schnelle Sonja Frey auf Rückraummitte war extrem gefährlich, kaum zu stoppen auch Annika Lott im linken Rückraum mit ihren ansatzlosen Würfen. 

Es sollte eng bleiben. Nach 20 Minuten lag der BVB mit 10:8 vorn, zwei Minuten später brachte Nathalie Hendrikse mit ihrem dritten Siebenmeter den THC mit 11:10 in Führung, Annika Lott erhöhte Sekunden danach auf 12:10. Auffällig: Dem BVB unterliefen in dieser Phase vor der Pause viele technische Fehler, die Außen kam kaum zum Zug. Nur gut, dass Alina Grijseels mit einem Siebenmeter (27.) und Torfrau Yara ten Holte mit einem Wurf ins leere THC-Tor (28.) die Nerven behielten und zum Pausenstand von 13:16 verkürzten.

Im zweiten Durchgang erwischte der BVB keinen guten Start. Dana Bleckmann leistete sich einen technischen Fehler vor dem THC-Kasten, den Annika Lott nervenstark mit einem Wurf zum 17:13 ausnutzte. Doch der BVB blieb dran, gab sich nicht geschlagen. Immer wieder war es Kapitänin Alina Grijseels, die in dieser Phase Druck machte und den Rückstand in Grenzen hielt. Als Emma Olsson in der 40. Minute auf 20:22 und Dana Bleckmann 60 Sekunden später auf 21:22 verkürzte, war der BVB wieder auf Schlagdistanz heran und das Spiel wieder völlig offen.

Die Emotionen kochten über, als Alina Grijseels für einen Wurf auf den Körper von THC-Torfrau Roth für zwei Minuten auf die Bank musste (42.). Sicherlich eine entscheidende Schwächung, Thüringen zog wieder auf 26:22 davon (47.). Geschlagen waren die Borussinnen damit in der hektischen Endphase aber noch nicht. Als Alina Grijseels mit einem tollen Schlagwurf auf 26:27 (53.) und Sara Garovic mit sensationellem Einsatz zum 27:27 ausglichen, stand die Halle Kopf. 85 Sekunden vor dem Ende egalisierte Alina Grijseels erneut per Siebenmeter zum 29:29, im Gegenzug erhöhte Thüringen auf 30:29. 30 Sekunden vor dem Ende nahm Henk Groener die letzte Auszeit. Und der BVB überraschte mit einer taktischen Finte. Statt aus dem Rückraum warf Lena Hausherr von Linksaußen – und traf zum 30:30. Schwarzgelb feierte den Punkt wie einen Sieg.

BVB Handball-Damen: Moth, ten Holte (1), Kohorst; Grijseels (7/4), Sprengers (1), Kusian (1), Ossenkopp (3), Olsson (2), Rønning (2), Bleckmann (7), Antl, Sasaki (2), Hausherr (1), Stens, Schwarz, Garovic (3)

BVB-Trainer Henk Groener: „Wir haben stark begonnen, aber haben vor der Pause nachgelassen. Im zweiten Durchgang haben wir zum Schluss unsere Chancen genutzt. Ich bin froh über diesen Punkt. Ob glücklich oder nicht, er war verdient."

Ausblick: Am Sonntag, 15. Januar, treten die Borussinnen zum ersten Auswärtsspiel in der Gruppenphase der EHF European League an. Gegner um 14 Uhr ist Siófok KC aus Ungarn.