Axel Witsel
- 28
- Roman Bürki 1
- Mateu Morey Bauza 2
- Dan-Axel Zagadou 5
- Thomas Delaney 6
- Jadon Sancho 7
- Mahmoud Dahoud 8
- Erling Haaland 9
- Thorgan Hazard 10
- Marco Reus 11
- Raphael Guerreiro 13
- Nico Schulz 14
- Mats Hummels 15
- Manuel Akanji 16
- Youssoufa Moukoko 18
- Julian Brandt 19
- Reinier Jesus 20
- Jude Bellingham 22
- Emre Can 23
- Thomas Meunier 24
- Luca Unbehaun 25
- Lukasz Piszczek 26
- Steffen Tigges 27
- Marcel Schmelzer 29
- Felix Passlack 30
- Giovanni Reyna 32
- Marwin Hitz 35
- Tobias Raschl 37
Zuhause in Belgien nennen sie ihn „la chaloupe“. Das Rettungsboot. Sein Nationaltrainer Roberto Martinez erklärte seinen Wechsel von Tianjin Quanjian zum BVB im Sommer 2018 kurzerhand zum „besten Transfer der Saison“ – und meinte damit: „weltweit“! Fakt ist: Axel Witsel hat exakt null Zeit benötigt, um in Deutschland, in Dortmund, in der Bundesliga anzukommen und im neuformierten, jungen Team von Lucien Favre die ihm zugedachte Chefrolle zu übernehmen.
„Es lief alles viel schneller und viel besser als erwartet. Wenn du zu einem neuen Klub kommst, und wenn du aus China und aus einer sportlich nicht so anspruchsvollen Liga kommst, gehst du als neuer Spieler eigentlich davon aus, dass die Integration länger dauert“, sagte er in einem Interview mit dem Mitgliedermagazin Borussia im November 2018. Die Aussage seines Nationaltrainers kommentierte er folgendermaßen: „Ich war verglichen mit den Summen, die heute gezahlt werden, tatsächlich nicht sehr teuer. Also hatte er recht. Ich glaube, dass ich mehr wert bin und in meinem ersten Jahr bei der Borussia gute Leistungen gezeigt habe.“
Von allen BVB-Feldspielern kam er 2018/19 auf die meiste Einsatzzeit (2873 Minuten verteilt auf 33 Spiele) und war im Schnitt 87-mal pro 90 Minuten am Ball. Witsel spielte die meisten Pässe und hatte eine Fehlpassquote von nur sechs Prozent. Zudem gewann er 60% seiner Zweikämpfe. Er beging nur 26 Fouls und sah lediglich zwei Gelbe Karten. Er traf in allen drei Wettbewerben (insgesamt sechs Tore).
Vier Tore und fünf Vorlagen bedeuteten im Jahr darauf sogar noch mehr Scorer-Punkte. Der Belgier war im Schnitt 82-mal am Ball und als ballsicheres Herz der Mannschaft kaum zu ersetzen: Seine Fehlpassquote betrug nun sogar unter fünf Prozent – das war der Ligabestwert!
Seine Wurzeln hat er in Belgien und Martinique. Er spielte in Portugal, Russland und China. Kein Wunder eigentlich, dass die Luftfahrt eine seiner größten Leidenschaften ist. Seit dem Sommer 2018 spielt der „Marco Polo aus Lüttich“ wieder näher an seiner Heimat. So nah wie seit vielen, vielen Jahren nicht. Nur 185 Kilometer Fußweg liegen Dortmunds gute Stube, der Alte Markt, und der Place St. Lambert in Lüttich voneinander entfernt. „Dortmund ist großartig für meine Familie“, bestätigt der Profi, der sich auf dem Zenit seines Könnens bewegt und die Nationalmannschaft seines Heimatlandes Belgien bei der WM 2018 zu Platz drei führte. Beim herausragenden 2:1-Viertelfinalsieg gegen Brasilien war Witsel der beste Mann auf dem Platz. Mit meisterhaftem Positionsspiel hielt er die brasilianischen Weltklasse-Kicker wie Fernandinho, Coutinho und Paulinho im Zaum.
Ausgebildet wurde Witsel, der in Vottem vor den Toren Lüttichs aufgewachsen ist und in der Jugend des CS Visé mit dem Kicken begonnen hat, bei Standard Lüttich. Sein Profidebüt in der Jupiler Pro League gab er am 17. September 2006 gegen den FC Brüssel. 2007/08 wurde er erstmals Belgischer Meister, zum besten Nachwuchsspieler des Jahres ernannt und mit dem Goldenen Schuh für den insgesamt besten Spieler der Liga geehrt.
Über die Zwischenstation Benfica Lissabon (2011 bis September 2012) landete er bei Zenit St. Petersburg, wo er bis Januar 2017 blieb. Sowohl mit Lüttich (neben 2008 auch 2009) als auch St. Petersburg (2015) feierte der Belgier jeweils die nationale Meisterschaft. „Das erste Jahr in Russland war schwierig“, gesteht Witsel, „ich wäre lieber in Lissabon geblieben. Sowohl wegen Benfica als auch wegen der Lebensqualität in Portugal. In Sankt Petersburg hatte ich anfangs Schwierigkeiten, in die Spur zu kommen. Im ersten Jahr fehlten auch die Ergebnisse, aber dann haben wir den Titel und den Pokal gewonnen. Letztlich hatte ich viereinhalb gute Jahre in einer wunderschönen Stadt.“ Doch dann kam im Winter 2016/17 dieses kaum auszuschlagende Angebot aus China. Witsel nahm es an, obwohl auch Juventus Turin an ihm interessiert war.
Nach der WM 2018 aber wollten Spieler und Familie (Ehefrau Rafaella mit den Kindern Mai-Li und Evy) zurück nach Europa. „Ich träume davon, mit Belgien Europa- und Weltmeister zu werden. Die WM 2022 in Katar traue ich mir noch zu. Und natürlich würde ich gern mit Dortmund noch ein paar Trophäen gewinnen.“ Und weiter: „Ich fühle mich in Dortmund wohl. Der Klub passt zu mir. Ich mag die Spielidee. Wir versuchen, das Spiel von hinten heraus aufzubauen und offensiv zu agieren. Ich bin nicht der Spieler, der andere herumkommandiert. Aber durch meine Erfahrung und mein Alter versuche ich, Autorität auszustrahlen und Verantwortung zu übernehmen. Dass wir so viele junge Spieler im Team haben, macht es mir leichter, diese Rolle zu spielen.“
Unter vier Augen spricht Axel Witsel mit Lucien Favre Französisch; mit den Teamkollegen unterhält er sich zumeist auf Englisch. Die Trainingssprache aber ist Deutsch. „Das ist gut, weil es mich zwingt, die Sprache zu lernen.“ Und so hat Axel „Marco Polo“ Witsel, die Schaluppe, das Rettungsboot, in Deutschland seinen Ankerplatz gefunden. „Es fühlt sich ein bisschen an, wie nach Hause zu kommen. Von 15.000 Kilometern Distanz auf 200 Kilometer an meine Eltern heranzurücken, ist eine große Veränderung. Es ist ja nicht so, dass ich jetzt jeden Tag nach Lüttich fahre. Aber der Kontakt ist wieder viel intensiver. Es ist einfach schön, dass meine Eltern mich jetzt jedes Wochenende sehen können – auch bei Auswärtsspielen.“ Sein Lebensmittelpunkt freilich liegt in Dortmund. „Ich wohne nur 15 Minuten vom Trainingszentrum entfernt. Kurze Wege. Passt! Auch eine Familie fühlt sich total wohl. Meine Töchter gehen auf eine Deutsch-Englische Schule. Das ist ideal.“