Fanratsitzung: 24.03.2020
Beginn der Sitzung: 17:00 Uhr
Ort der Sitzung: Video-Konferenz

1. Begrüßung

Björn Hegemann begrüßt alle teilnehmenden Mitglieder des Fanrats und die Gäste Carsten Cramer (Geschäftsführer BVB) & Sebastian Kehl (Leiter Lizenzspielerabteilung).

2. Gäste Carsten Cramer (Geschäftsführer BVB) & Sebastian Kehl (Leiter Lizenzspielerabteilung)

Sebastian Kehl beginnt darüber zu berichten, wie am Montag mit der Mannschaft über verschiedene Themen gesprochen wurde. Hierbei ging es um medizinische und sportliche, aber auch um wirtschaftliche Informationen. Die Runde mit den Spielern sei sehr offen gewesen und alle hätten großes Verständnis für die Situation gezeigt. Es seien alle bereit, ihren Beitrag zu leisten, und daher verzichten alle Spieler des BVB auf einen Teil ihres Gehalts. Dies sei einvernehmlich und ohne Diskussion geschehen. Auch das Personal rund um die Spieler sei bereit, auf einen Teil des Gehalts zu verzichten.

Sebastian Kehl berichtet weiter, dass es glücklicherweise derzeit keinen Corona-Fall in oder rund um die Mannschaft gebe. Da zurzeit nicht trainiert werden kann, werden den Spielern individuelle Trainingspläne erstellt und zugeschickt.

Das Hauptziel ist derzeit, die aktuelle Bundesliga-Saison bis zum 30.06. abzuschließen. Sebastian Kehl unterstreicht, dass alle mit Hochdruck daran arbeiten, schnellstmöglich wieder trainieren und spielen zu können.

Es kommt die Frage aus der Runde, ob alle Spieler auf Teile des Gehalts verzichten und ob es wirklich ein Verzicht ist, oder ob die Auszahlung nur verzögert würde. Sebastian Kehl und Carsten Cramer versichern, dass es ein einheitlicher Verzicht der Spieler sei und kein Geld nachgezahlt würde.

Carsten Cramer übernimmt das Wort und beginnt damit, die Fans und Unterstützer des BVB zu loben. Es seien alle extrem ruhig, niemand fordere etwas ein und Kritik werde sehr konstruktiv angebracht. Er bittet den Fanrat um Unterstützung, wenn die Spiele dann erstmal ohne Zuschauer weitergehen. Denn: Wenn kein Fußball gespielt werde, werde das System des Fußballs zusammenbrechen, da die Medien/Sponsoren, etc. keine Grundlage mehr hätten, ihre Kosten zu begleichen. Nur wenn die aktuelle Saison am 30.06. beendet und die neue Saison am 01.07. begonnen würde, könne der Fußball „überleben“. Carsten Cramer betont, dass auch der BVB finanziell darauf angewiesen sei, dass die Saison zu Ende gespielt wird und die neue Saison dann pünktlich beginnt.

Carsten Cramer berichtet weiter, dass der BVB den Mitarbeitern erstmal zugesagt habe, dass es keine Kurzarbeit oder Entlassungen beim BVB geben werde. Derzeit gebe es natürlich keine Neueinstellungen, doch der BVB versuche, ohne personelle Verluste aus dieser Krise hervorzugehen.

80-85% der Mitarbeiter befinden sich derzeit im „mobilen Arbeiten“ und wechseln sich im Büro im Schichtdienst ab. Natürlich sind alle dazu angehalten, große Disziplin bezüglich Ausgaben an den Tag zu legen. Nach Carsten Cramers Einschätzung wissen die Mitarbeiter dies sehr zu schätzen und alle halten sich auch an die „Spielregeln“, die diese Krise mit sich bringe.

Es wird die Frage gestellt, wie lange der BVB dieses Konzept einhalten könne, bevor auch hier „kritisches Fahrwasser“ erreicht würde. Carsten Cramer antwortet, dass der BVB alles dransetzen werde, das so beizubehalten und das auch schaffen wird, wenn ab Mai wieder gespielt werden könne. Wenn kein Fußball gespielt werden dürfe und die Saison nicht beendet werden könne, würde es wahrscheinlich kritisch. Doch eine genaue Antwort könne er dazu nicht geben, weil es von zu vielen verschiedenen Faktoren abhänge.

Carsten Cramer wendet sich nun mit Fragen an den Fanrat. Er möchte gerne wissen, wie es den Fans in dieser Situation gehe. Wie kann der BVB die Fans mitnehmen und am BVB teilhaben lassen kann? Wie wird er BVB wahrgenommen und ist Fußball überhaupt noch wichtig in dieser Krise? Was kann der BVB besser machen?

Es kommt die einheitliche Antwort, dass es, wenn die Saison ohne Zuschauer weitergeht, auf jeden Fall keine Ansammlungen vor dem Stadion geben werde. Es herrsche eine hohe Disziplin in der aktiven Fanszene und alle seien sich der Verantwortung bewusst. Es wird aber auch kritisiert, dass die Spieler des BVB sich wenig bis gar nicht an den sozialen Projekten, die der BVB auf die Beine stellt, beteiligen. Ein Verzicht auf einen Teil des Gehalts würde hier nicht ausreichen. Es gehe auch nicht darum möglichst viel Geld zu spenden, sondern einfach um die Geste und die Aufmerksamkeit der Spieler für diese Aktionen. Durch diese fehlende Anteilnahme sei ein großer Riss zwischen der Mannschaft und den Fans entstanden.

Sebastian Kehl nimmt das erstmal so auf und räumt ein, dass man diesbezüglich aktiver auf die Mannschaft hätte zugehen können. Allerdings sei es zurzeit auch schwierig die Mannschaft zu erreichen, da man sich nicht sehe und nur digital kommuniziere. Der Hinweis wird aber auf jeden Fall aus der Besprechung mitgenommen.

Carsten Cramer fragt, ob ein „virtueller Spieltag“, wie er am vergangenen Samstag stattgefunden hat, wiederholt werden solle oder ob es dann „zu viel“ würde. Alle sprechen sich für eine Wiederholung aus.

Eine weitere Frage ist, ob die Spieler prophylaktische Corona-Tests bekommen und was passieren würde, wenn jemand positiv getestet würde. Carsten Cramer und Sebastian Kehl berichten, dass es keine prophylaktischen Tests gebe. Es würde nur bei Symptomen getestet. Damit sich bei einem positiven Corona-Fall nicht gleich die ganze Mannschaft ansteckt, ist auch beim Training, wenn es wieder aufgenommen werden darf, Schichtdienst angedacht.

Sebastian Kehl fragt noch einmal ab, ob der Fanrat es begrüßen würde, wenn die Spiele weitergehen, auch wenn es heißt, dass keine Zuschauer daran teilenehmen können. Die Rückmeldungen haben alle den gleichen Tenor, nämlich dass man lieber ohne Zuschauer spielen lässt als gar nicht. Es kommt der Einwand, dass eine Beendigung der Saison auf diese Weise einen sehr wirtschaftlichen Charakter und keinen sportlichen und emotionalen Charakter hätte.

Fangesänge vom Band während der Geisterspiele werden jedoch vehement abgelehnt. Dies wäre ein Tiefschlag gegen die Fans, die sonst im Stadion seien, um die Mannschaft zu unterstützen. Eine Entscheidung steht noch aus.

Zuletzt wird der nächste Termin für den Fanrat auf kurz vor Ostern festgelegt. Carsten Cramer und Sebastian Kehl bedanken ich herzlich bei allen Teilnehmern für die konstruktive Runde und verlassen die Besprechung.

3. Sonstiges

Nachdem Carsten Cramer und Sebastian Kehl sich verabschiedet haben, nimmt Björn Hegemann das Gespräch noch einmal auf, um weitere Themen zu besprechen. Björn weist darauf hin, dass es bereits verschiedene soziale Projekte gegeben habe zum Thema Coronavirus. Er fragt die teilnehmenden Fanrat-Mitglieder, ob weitere Unterhaltungsprojekte ebenfalls gewünscht seien, oder ob das in diesen Zeiten unangebracht sei. Angedacht ist z.B. ein digitales Fifa-Turnier, o.ä. Es kommt die Rückmeldung, dass es schön wäre, wenn der BVB mit einem Unterhaltungsangebot Abwechslung schaffen würde. Das würde nicht negativ ausgelegt.

Zum Schluss bedankt sich Björn noch mal bei allen Fanrat-Mitgliedern und hebt hevor, dass die bisherige Solidarität aus der Fanszene heraus sehr groß ist und das auch in die Geschäftsstelle widergespiegelt wird.

Dortmund, 24.03.2020
Sandra Portmann