Am 24. Juni 1956 wird Borussia Dortmund zum ersten Mal Deutscher Fußball-Meister. Im Jahr darauf verteidigt der BVB mit exakt der gleichen Elf wie im Vorjahr den Titel und gewinnt auch 1963 das letzte deutsche Endspiel, bevor die Bundesliga eingeführt wird. In der neu geschaffenen Profiliga erringt Borussia fünf Mal die Meisterschaft: 1995, 1996, 2002, 2011 und 2012. Ein Rückblick auf die ersten sechs Meisterschaften.

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Hunderttausende feiern in Dortmund den Deutschen Meister von 1956

Endlich Deutscher Meister!
Sieben Jahre nach der mit 2:3 gegen den VfR Mannheim verlorenen "Hitzeschlacht von Stuttgart" (10. Juli 1949) qualifiziert sich Westmeister Borussia Dortmund zum zweiten Mal für das nationale Endspiel. In den Gruppenspielen hat sich der BVB zunächst mit Nordmeister Hamburger SV, dem Süd-Vize VfB Stuttgart und Berlins Vertreter Viktoria 98 auseinanderzusetzen. Nach einem 2:0-Sieg in Stuttgart verspielen die Schwarzgelben zunächst ihre hervorragende Ausgangsposition durch ein 1:1 im Heimspiel gegen Viktoria Berlin. Der HSV wird anschließend mit 5:0 abgefertigt; die "drei Alfredos" sind an diesem Tag nicht zu bremsen, alle fünf Tore gehen auf das Konto von Niepieklo, Kelbassa und Preißler. Nach einem 6:0 im Rückspiel in Berlin ist der BVB klar auf Finalkurs, bringt sich aber durch ein 1:2 bei ersatzgeschwächten Hamburgern noch einmal in Bedrängnis. Mit 7:3 Punkten gehen beide Klubs in ihr letztes Gruppenspiel. Der BVB schlägt den VfB Stuttgart mit 4:1 und zieht aufgrund des besseren Torquotienten ins Finale ein.
In Berlin wartet am 24. Juni 1956 Überraschungsfinalist Karlsruher SC auf die Borussen, die sich lieber mit Schalke 04 gemessen hätten. Den Blauen fehlten aber am Ende 0,07 Tore. Der KSC geht zwar in Führung, doch danach spielt Schwarzgelb großartig auf und gewinnt durch Tore von Niepieklo, Kelbassa, Preißler und Peters mit 4:2.

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Adi Preißler mit der Meisterschale
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Trainer Helmut Schneider

Ein Novum für die Ewigkeit
Im Jahr darauf verteidigt der BVB die Westmeisterschaft und zieht auch souverän ins Endspiel ein. Die Endrundenspiele werden nicht wie im Vorjahr in Hin- und Rückspiel ausgetragen, sondern auf neutralem Platz. In Ludwigshafen gibt es ein 2:1 gegen die Offenbacher Kickers, in Hannover kommt es anschließend zum vorweggenommenen Endspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, der drei Jahre zuvor die Stützen der deutschen Weltmeister-Elf gestellt hatte. In einem hochklassigen Spiel behalten die Borussen mit 3:2 die Oberhand. In Braunschweig gelingt schließlich ein 2:1-Sieg gegen Hertha BSC.
Finalort ist am 13. Juni 1957 das Niedersachsenstadion in Hannover. Trainer Helmut Schneider nominierte exakt die gleiche Elf, die im Jahr zuvor den Titel errungen hat: Heinrich Kwiatkowski - Wilhelm Burgsmüller, Herbert Sandmann - Elwin Schlebrowski, Max Michallek, Helmut Bracht - Wolfgang Peters, Alfred Preißler, Alfred Kelbassa, Alfred Niepieklo und Helmut Kapitulski. So etwas hat es noch nie gegeben und wird einzigartig bleiben in der Geschichte der Deutschen Fußballmeisterschaften. Für Jung-Nationalspieler Alfred "Aki" Schmidt, der wichtige Tore auf dem Weg zur westdeutschen Meisterschaft und in der Oberliga-Endrunde geschossen hat, ist kein Platz! Jeweils zwei Mal Kelbassa und Niepieklo schießen die Tore zum ungefährdeten 4:1-Sieg gegen den Hamburger SV.

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Szene aus dem Endspiel von 1963

Das letzte deutsche Finale
Nach 1949, 1956, 1957 und 1961 erreicht Borussia Dortmund im Jahre 1963 zum fünften Mal das Endspiel. Es ist das letzte Mal, dass der Deutsche Meister nach diesem Muster ermittelt wird. Im Jahr darauf wird die Bundesliga eingeführt. Das 52. und letzte Finale alter Prägung gewinnt der BVB am 29. Juni 1963 im Stuttgarter Neckarstadion mit 3:1 gegen Titelverteidiger 1. FC Köln, gegen den die Schwarzgelben in beiden vorangegangen Oberliga-Duellen unterlegen gewesen sind.
Die Domstädter, gespickt mit neun Nationalspielern, gelten als klarer Favorit. "Nicht nur das Wetter war heiß", erinnert sich der damalige BVB-Spielmacher Aki Schmidt. "Kölns Trainer Tschik Cajkowski hatte die Partie zusätzlich dadurch angeheizt, dass er in der Presse nur noch über die Höhe des Kölner Sieges spekulierte. Wir sind das Ding locker angegangen und haben uns ohne großes Theater vorbereitet." Der 1957 verschmähte Schmidt holt also doch noch seinen Titel und steuert dabei den Treffer zum 3:0 bei; außerdem treffen Kurrat und Wosab.

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Meistermacher Ottmar Hitzfeld

Vom Borsigplatz zum Hitzfeld
Der Pokalsieg 1989 hat Borussia Dortmund aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Zwei Jahre später kommt mit Ottmar Hitzfeld ein neuer Trainer zum Borsigplatz, der die Mannschaft auf Anhieb in die Bundesligaspitze führt. Nur wenige Minuten fehlen im Saisonfinale 1991/92 zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Im Jahr darauf stürmt die Mannschaft im UEFA-Pokal bis ins Endspiel. Weil alle anderen deutschen Vertreter in allen Wettbewerben so früh wie seit Jahren nicht auf der Strecke bleiben, scheffelt der Klub neben Renommee vor allem viel Geld.
Hitzfeld gelingt es nach einem Jahr des Übergangs namhafte Spieler zu einer Einheit zu formen. Die feiert mit einem 4:0 gegen 1860 München, einem 6:1 beim 1. FC Köln und einem 2:1 gegen Mitfavorit 1. FC Kaiserslautern zum Start drei Siege binnen sieben Tagen, gewinnt die Herbstmeisterschaft, wird aber aufgrund eines immensen Verletzungspechs noch abgefangen. Als Werder Bremen am 29. Spieltag mit einem 3:1 im direkten Aufeinandertreffen die Tabellenführung übernimmt, scheint der Titel verspielt. Doch am letzten Spieltag verlieren die Bremer in München, und der BVB bejubelt dank der Tore von Möller und Ricken einen 2:0-Sieg gegen den HSV, den Sprung zurück auf Platz eins und damit die Meisterschaft.

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Sowohl 1995 als auch 1996 steuerte Michael Zorc die meisten Tore zum Titel bei.

Den Titel erneut verteidigt
Einen Titel zu gewinnen, ist schwierig. Ihn zu verteidigen, nochmal eine ganze Ecke schwieriger. Diese Erfahrung musste auch Borussia Dortmund in der Saison 1995/96 machen. Umso beachtlicher, dass der BVB nach 34 Spieltagen erneut an der Spitze steht. Die nochmals verstärkte Mannschaft gewinnt keines der ersten drei Saisonspiele, bleibt dann aber dann bis zum 20. Spieltag ohne Niederlage. Die Serie beginnt nach einem 2:3 gegen Rostock und endet mit einem 1:2 gegen den gleichen Gegner. Bayern München steht lange an der Tabellenspitze, erst am "Super-Dienstag", als die Münchner zum Nachholspiel in Bremen antreten müssen und der BVB seine ausgefallene Partie vom 19. Spieltag gegen Leverkusen nachholen kann, kommt es am 7. Mai 1996 zum Wechsel an der Tabellenspitze. Die Bayern verlieren nach 2:0-Führung mit 2:3 in Bremen, Borussia siegt 2:0 und macht schon am 33. Spieltag mit einem 2:2 bei 1860 München die Titelverteidigung perfekt.

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Koller und Amoroso jubeln über einen 4:3-Sieg in Hamburg. [Fotos: Archiv, firo]

Traumstart und furioses Finale
Der Erlös aus dem Börsengang im Oktober 2000 wird nicht unwesentlich auch in den Kader investiert. Dem Team heftet das Etikett "Mannschaft der Zukunft" an, das die Leistungsschwankungen während der Saison erklärbar macht. Dem besten Start der Vereins- und Bundesligageschichte (vier Siege, 10:0 Tore) folgen Höhen und Tiefen. Nach der 0:1-Niederlage am 31. Spieltag in Kaiserslautern gratuliert Manager Michael Meier den auf fünf Punkte davon gezogenen Leverkusenern schon zur Meisterschaft. Für den BVB gilt es, Platz zwei und die direkte Qualifikation zur Champions League zu verteidigen, denn die Bayern sitzen dicht im Nacken.
Doch es kommt alles ganz anders. In einem Atem beraubenden Finish stürmt der BVB durch einen Last-Minute-Sieg gegen den 1. FC Köln und ein 4:3 in Hamburg an die Spitze zurück, weil Leverkusen sowohl gegen Bremen als auch in Nürnberg verliert. Zur Halbzeitpause des 34. Spieltags fällt der BVB mit einem 1:1-Zwischenstand gegen Werder Bremen auf Rang drei zurück, doch Ewerthon drückt 43 Sekunden nach seiner Einwechselung artistisch eine Dede-Flanke über die Linie und macht mit seinem 2:1-Siegteffer die sechste Deutsche Fußballmeisterschaft für Borussia Dortmund perfekt.
Boris Rupert