Am Mittwoch steht für Borussia Dortmund die weiteste Reise der Vereinsgeschichte zu einem Europapokalspiel an. Wie schon im August 2010 – damals zum Play-Off-Spiel gegen Qarabagh Agdam – müssen die Borussen rund 3.500 Kilometer Luftlinie in Richtung Südkaukasus zurücklegen.

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Die Altstadt Bakus

Nicht einmal die Reise nach Nordossetien, wo Dortmund 1993 in der Europa League gegen Spartak Wladikawkas antreten musste, war annähernd so weit, wie die aktuelle geographische Herausforderung.

Mitreisende BVB-Fans erwartet im fernen Aserbaidschan aber nicht nur ein Fußballspiel der Lieblingsmannschaft, sondern auch ein außergewöhnliches Land mit vielen Kulturschätzen. Sie erwartet ein Meer an Möglichkeiten in einer Stadt, die sicherer ist als so manche europäische Metropole.

Schnittstelle zwischen Asien und Europa

Aserbaidschan liegt an der Schnittstelle zwischen Asien und Europa, markiert einen Kreuzweg zwischen Ostern und Westen. Das Land am Kaspischen Meer ist ein kultureller Schmelztiegel. Historische Paläste und ein gewaltiges Öl-Aufkommen, treffen auf einen nach wie vor anhaltenden Konflikt mit Nachbarland Armenien.

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Mit rund zwei Millionen Einwohnern und einer Fläche von der Größe des Saarlands ist Baku die größte Stadt des 9,5 Millionen Einwohner zählenden Landes. Etwa viereinhalb Stunden dauert der Flug in die aserbaidschanische Hauptstadt, drei Zeitstunden werden zur deutschen Uhrzeit addiert. Die anstrengende und lange Anreise wird dafür aber mit einer außergewöhnlichen Atmosphäre belohnt.

In Baku ist es ein bisschen wie in Tausend und einer Nacht durchzogen von futuristischen Elementen. Da die Kaukasus-Republik zwischen dem siebten und 15. Jahrhundert sowohl arabisch, türkisch, mongolisch und persisch war, bieten das Land und vor allem Baku einen Mix verschiedenster orientalischer Bauten: Minarette, Moscheen und Palastanlagen prägen das Stadtbild ebenso wie die Bohrtürme, Pumpstationen und riesengroßen Anlagen zur Erdölförderung vom Meeresgrund. Das Geschäft mit dem wertvollen Rohstoff Öl prägt die Hauptstadt ebenso wie das sowjetische Erbe. Vor rund 150 Jahren ging das Land in russische Herrschaft über, bevor es 1991 seine Unabhängigkeit erklärte.

Orientalische Einflüsse und westliche Orientierung

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Baku bei Nacht

Trotz der orientalischen Einflüsse macht die Stadt heute einen sehr westlichen Eindruck. Der Reichtum an Öl- und Gasvorkommen macht Baku zu einer aufstrebenden Metropole mit unheimlich viel Geld. Dieses wird vor allem in dutzende Fünf-Sterne-Tempel großer Hotelketten investiert – die Zahl der Großbaustellen spricht für sich. Ein Paradies für Badeurlauber ist Baku zwar nicht, dennoch gibt es auch am Kaspischen Meer einige Strände. An der Uferpromenade kann man wunderbar flanieren, shoppen und die tiefblaue Farbe des Meeres bewundern. Die Altstadt von Baku gehört sogar seit 15 Jahren zur Weltkulturliste der UNESCO und ist mit den umrahmenden Mauern ein wahrer Hingucker. Unmittelbar mit ihr verbunden ist der Jungfrauenturm, der eines der schönsten Bauten Bakus markiert.
Jana Schoo