Nie zuvor ist Borussia Dortmund so gut in eine Saison gestartet wie in diese. Zwar wurden auch 1996/97 und 2014/15 die ersten drei Spiele in der UEFA Champions League gewonnen, doch damals lief es national nicht so rund. Heute ist der BVB in allen Wettbewerben noch ungeschlagen, holte zehn Siege und zwei Unentschieden – und brachte sogar Atléticos Trainer Diego Simeone nach der 0:4-Niederlage seiner Mannschaft ins Schwärmen: „Ich liebte ihren Auftritt. Sie waren griffig, dynamisch und spielten den Ball nach vorne, statt ihn sinnlos in den eigenen Reihen zu halten.“

Michael Zorc hat diese Worte auch vernommen – und die Schlagzeilen gelesen, die heute die Gazetten bestimmten. „Wir machen genauso weiter wie bisher und denken nur von Spiel zu Spiel. Das hat uns stark gemacht“, betonte Borussia Dortmunds Sportdirektor und ging nach der Champions-League-Gala vom Vorabend ins Detail. Das 4:0 sei „ein überragendes Ergebnis“, ja, aber „wir haben auch gesehen, dass wir uns ein, zwei Tore hätten fangen können in einer Phase, als es 1:0 stand.“ Deshalb gebe es „keinen Grund, auf die Jubelarie hereinzufallen, die von außen auf uns einprasselt und etwas anderes abzuleiten, als weiterhin harte Arbeit“.

Auf die konzentriert sich Lucien Favre mit seiner Mannschaft. Heute gab es nochmal den warmen Applaus der Fans bei einer sehr gut besuchten öffentlichen Trainingseinheit (mit anschließenden Autogrammen). Nach dieser regenerativen Einheit bleibt nur ein Tag zur Vorbereitung auf das Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Hertha BSC. „Das 4:0 gibt noch mehr Vertrauen“, sagte der Schweizer kurz im Rückblick auf den gestrigen Abend, „das ist ein sehr gutes Ergebnis, das wir mitnehmen.“ Nun wartet auf seine Elf „ein ganz anderes Spiel. Hertha ist eine sehr gute Mannschaft in dieser Saison“.

Mit Siegen über Bayern München, Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 sorgte der Tabellensechste für Aufsehen. Es gab erst eine Niederlage (1:3 in Bremen). Favre: „Es ist sehr schwer, gegen Berlin zu spielen.“ Zorc ergänzt: „Hertha wartet seit einer Woche darauf, gegen uns spielen zu können. Wir müssen nach drei Tagen wieder ran und wissen, wie schwierig das ist.“ Der Sportdirektor erwartet ein „zähes Spiel, weil Hertha das defensiv gut macht. Wir werden viel Geduld benötigen.“ Ein kleiner Vorteil in diesem engen Rhythmus könne es sein, dass „wir zuhause spielen“.

Einen genauen Überblick über die Personalsituation hat Lucien Favre noch nicht. „48 Stunden zur Regeneration sind sehr kurz“, meint der Coach, der noch auf Alcácer hofft und auf Delaney setzt („Es ist nichts Schlimmes passiert“), aber noch nicht sagen kann, wie umfangreich die nötige Rotation ausfällt: „Es ist noch zu früh zu sagen, wie viele Spieler wir wechseln.“

Denn dies Serie soll nicht reißen ausgerechnet im 13. Spiel unter seiner Regie. „Einen solch guten Start in allen Wettbewerben haben wir selten erlebt“, sagte einen staunender Michael Zorc, der seit 1981 bei den Profis dabei ist. Tatsächlich gab es nie zuvor einen besseren.
Boris Rupert

BVB-TV: Die Pressekonferenz mit Lucien Favre und Michael Zorc