Die ersten Auswärts-Big-Points der Saison bescheren Borussia Dortmund erstmals seit dem zehnten Spieltag Tabellenplatz zwei. Noch wichtiger: Ein direkter Konkurrent um einen Platz in der Champions League wurde besiegt – aber nicht distanziert.

Bis auf das spektakuläre und ein Stück weit unglücklich mit 3:4 verlorene Spitzenspiel bei Bayer 04 Leverkusen vor vier Wochen verläuft die Bundesliga-Rückrunde für Borussia Dortmund optimal. Das hart erkämpfte 2:1 bei Borussia Mönchengladbach bedeutete den siebten Sieg im achten Ligaspiel des Jahres 2020. In der Rückrundentabelle ist der BVB momentan Erster mit 21 Punkten vor Bayern München (19, kann heute Nachmittag mit einem Sieg gegen Augsburg auf 22 Zähler kommen), vor Leverkusen (19), Köln (15) und Leipzig (13).

Ganz wichtig für die wettbewerbsübergreifend fünf Siege in Serie ist die neu gewonnene Stabilität in der Defensive. Nur zwei Gegentore kassierte die Mannschaft in diesen fünf Partien – eins gegen Paris, eins in Gladbach.

„Wir haben gut gearbeitet und gut dagegengehalten. Es war eines der besten Teams, das auch nach Europa will“, sagte Siegtorschütze Achraf Hakimi über das intensive Spiel in Gladbach und über einen starken, robusten Gegner. „Wir haben den Fight angenommen, wir sind in die Zweikämpfe gegangen und haben uns nichts gefallen lassen“, stellte Mats Hummels heraus: „Das hätte vor ein paar Wochen sicher noch ganz anders ausgesehen. Das ist ein neuer Spirit, den wir uns im Training erarbeiten – und zu dem die beiden Neuen Emre und Erling einen ganz, ganz großen Teil beitragen mit ihrer Art, Fußball zu spielen.“

„Wir mussten dagegenhalten, sonst hätten wir das Spiel verloren“, betonte der angesprochene Emre Can, der nach hartem Einsatz von Lars Stindl eine Prellung mitbrachte, und hinzufügte: „Wir haben wenige Chancen zugelassen.“

Gladbach hatte zwar tatsächlich nur fünf Torchancen (Dortmund sechs), doch zunächst war Roman Bürki gefordert, der mit zwei tollen Paraden mögliche Gegentreffer verhinderte. Lucien Favre bemängelte zu viele unnötige Ballverluste, gerade in der ersten Halbzeit. Als Bürki dann doch bezwungen worden war, kurz nach der Pause durch Stindl zum 1:1, zeigten seine Vorderleute eine bemerkenswerte Reaktion. „Danach hat die Mannschaft sehr gut gespielt“, lobte Favre: „Wir haben sofort gezeigt, was wir wollten. Wir haben nach vorne gespielt, intensiv gespielt, hatten viel Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte.“ Can ergänzte: „Wie wir nach dem 1:1 Fußball gespielt haben, war sehr gut.“

Nach Zuspiel des eingewechselten Jadon Sancho, der damit in jedem Rückrundenspiel an mindestens einem Treffer beteiligt war, erzielte Hakimi das 2:1. „Der Ball wurde toll in die Gasse spielt. Möglicherweise habe ich ihn mir ein bisschen zu weit vorgelegt, dann aber erfolgreich abgeschlossen.“ Das 1:0 hatte Thorgan Hazard erzielt – auch hier sah es zunächst danach aus, als könnte die Chance versanden. „Der erste Kontakt war nicht gut“, bestätigte der Belgier: „Danach musste ich es anders machen.“ Kurze Drehung, zwei Gegner ins Leere laufen gelassen, präziser Abschluss. „Ich schieße nicht häufig mit links. Dieses Mal musste ich.“

Nun geht es gegen Frankreichs Ersten, dann gegen Deutschlands Sechsten, Siebten – und den Ersten. In dieser Reihenfolge: Paris, Schalke, Wolfsburg, Bayern. „Jedes Spiel ist und bleibt schwer, jedes Spiel ist eng, nicht nur gegen Gladbach“, so Favre: „Wir müssen weiter Fortschritte machen.“
Boris Rupert