Dem „Jahrhundertspiel“ gegen Benfica Lissabon im Dezember 1963 folgte im Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister ein kaum weniger beachtetes 4:0 bei Dukla Prag. 1997 gewann der BVB in der UEFA Champions League bei Sparta Prag mit 3:0. Ein Rückblick auf historische Duelle.

Dukla Prag, der Armeeklub aus der Hauptstadt der damaligen Tschechoslowakei, war in den 1960er Jahren das Maß aller Dinge im osteuropäischen Fußball. Zwischen 1958 und 1966 gelangen sechs Meisterschaften. Die Truppe um Weltstar Josef Masopust war in Europa gefürchtet. Bis Borussia Dortmund eine Serie beendete...

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Reinhold Wosab trifft per Elfmeter zum 3:0

„Was noch keinem von elf Landesmeistern in Prag gelang, das schaffte Borussia Dortmund. 25:3 Tore schoss Dukla in den bisherigen Heimspielen heraus; nur Benfica Lissabon rettete ein Remis. Doch nun kam der BVB aus Dortmund und riss die Prager Soldatenelf mit 4:0 aus allen Träumen“, berichtete das kicker-Sportmagazin in seiner Ausgabe am 5. März 1964: „Friedhelm Konietzka wurde zum großen Strategen des Deutschen Meisters (...), und wie so oft wurde Aki Schmidt zum unermüdlichen Ankurbler und wertvollen Helfer Timos.“ Auf hart gefrorenem Platz köpfte Franz Brungs eine Freistoßflanke zunächst an den Pfosten, brachte den Nachschuss aber im Prager Tor unter (29.). In der 55. Minute eroberte Konietzka im Mittelfeld den Ball, sprintete 40 Meter über das Feld und blieb auch vor dem Tor von Kouba eiskalt – das 0:2 für den BVB war schon die Vorentscheidung. Reinhold Wosab mit einem verwandelten Elfmeter (nach Foul an Konietzka, 70.) und zwei Minuten vor dem Ende nach einer herrlichen Kombination mit Emmerich stellte den 4:0-Endstand her.

Auch das Rückspiel war voller Rasse und Klasse, aus Dortmunder Sicht zumindest in den ersten 30 Spielminuten. Der BVB drückte, aber Prag war gefährlich mit direkt vorgetragenen Gegenangriffen. Dennoch verbuchten die Borussen ein frühes Chancenplus: Konietzka traf den Pfosten (10.), direkt im Anschluss kratzte ein Abwehrspieler den Nachschuss des Dortmunders von der Linie. Dann marschierte Kurrat über 50 Meter oder mehr, passte auf Rylewicz, der halbrechts im Angriff spielte, und dessen Schlenzer landete sehenswert zum 1:0 für den BVB, der in Addition von Hin- und Rückspiel nun 5:0 führte, im Netz (20.). Röder glich noch vor der Pause zum 1:1 (41.) aus.

Borussia drängte nach Wiederbeginn auf die erneute Führung, erspielte sich fünf Chancen, aber keine Treffer. Stattdessen drehte Jelinek mit einem Doppelschlag in Durchgang zwei (66. und 87. Minute) das Spiel zugunsten des Meisters der CSSR. Josef Masopust sagte nach dem Spiel: „Man konnte sehen, dass wir doch eine Mannschaft von europäischem Format sind.“

Mit vier Toren war Sparta gut bedient

In der UEFA Champions League traf der BVB in der Saison 1997/98 auf einen Prager Klub, auf Sparta. Der BVB war im Heimspiel am 1. Oktober 97 von Beginn an die überlegene Mannschaft, ließ die Gäste nicht ins Spiel kommen. Angetrieben durch Heinrich, der zum einen Lokvenc ausschaltete und sich zum anderen häufig ins Offensivspiel einschaltete, sowie Möller, der hinter den Spitzen wirbelte, befand sich der BVB fast nur im Vorwärtsgang. Folglich war die Führung durch Heiko Herrlich, der läuferisch und kämpferisch zu gefallen wusste und hauptsächlich Unterstützung von der starken linken Seite (Feiersinger, Reinhardt) bekam, die logische Konsequenz. Der Borussen-Stürmer traf in der 33. Minute sogar ein weiteres Mal, doch Schiedsrichter Melo Perreira entschied auf Abseits – ein sehr umstrittener Pfiff.

Die Tschechen, bei denen Torjäger Siegl von Kohler ausgeschaltet wurde, hatten dem druckvollen BVB-Spiel wenig entgegenzusetzen. Erst Nemeczek, der ansonsten als Möller-Bewacher große Probleme hatte, hatte mit einem 20-Meter-Schuß die erste Sparta-Chance (25. Minute). Kurz darauf prüfte Ivan Hasek mit einem Fernschuss noch einmal Dortmunds Keeper Stefan Klos. Damit hatte Prag allerdings sein Pulver weitgehend verschossen. Auch der für den verletzten Hornak (Oberschenkelzerrung) eingewechselte Obajdin konnte keine frischen Impulse geben.

Wie auch – die Hausherren erhöhten den Druck, setzten auch nach dem Wechsel weiterhin auf ihre Stärken aus dem ersten Durchgang, und bogen nach Chapuisats 2:0 endgültig auf die Siegerstraße ein. Heinrich (69.) und Chapuisat (75.) erhöhten auf 4:0. Der einzige Vorwurf, den man den Dortmundern letztlich machen konnte, war, dass sie – trotz des hohen Ergebnisses – fahrlässig mit ihren Torchancen umgingen und zum Schluss sogar noch einen Gegentreffer zuließen.

Ricken zeigt in Prag ein starkes Spiel

Beim Rückspiel am 10. Dezember 1997 feierte der BVB ebenfalls einen Sieg mit drei Treffern Differenz: Dem 4:1 aus dem Hinspiel in Dortmund folgte ein ebenso klares 3:0. Ein tolles Comeback nach langer Verletzungspause lieferte Lars Ricken ab. Der Mittelfeldspieler, der nach seinem Bänderriss neun Wochen lang gefehlt hatte, bereitete die Führung der Borussia vor: Ricken spielte Doppelpass mit Reinhardt, der von der linken Seite aus präzise flankte – Möller verlängerte den Ball unhaltbar mit dem Kopf ins lange Eck. Viel Übersicht bewies Ricken auch beim 2:0, als er den Ball von der Torauslinie zurücklegte, genau in den Lauf von Kirovski, der aus kurzer Distanz einschob.

Während Ricken sehr flexibel agierte, keinen Brennpunkt scheute und viel Druck nach vorne entwickelte, übernahm Kirovski die Position eines klassischen Rechtsaußens. Die Tschechen machten den Fehler, dass sie auf diesem tiefen Platz das Kurzpassspiel übertrieben, während die Dortmunder mit langen Bällen zielstrebig nach vorne spielten. Torraumszenen waren dennoch selten, die Borussia beschränkte sich auf Effektivität. Als Booth den Ball zum 3:0 ins Tor stocherte, war das Spiel endgültig gelaufen.
Boris Rupert (mit Material von kicker.de)