Borussia Dortmund hat die Siegesserie nicht fortsetzen können, holte am 9. Spieltag der Fußball-Bundesliga jedoch einen Punkt beim spektakulären 3:3 (1:2)-Unentschieden bei Eintracht Frankfurt.

Aus Frankfurt berichtet Boris Rupert

Vor 56.500 Zuschauern im ausverkauften Deutsche-Bank-Park zeigte sich der BVB defensiv zu anfällig und lag zur Pause verdient mit 1:2 hinten, auch wenn der Handelfmeter zum ersten von zwei Marmoush-Toren (8./24.) in einem temporeichen Spiel sehr diskutabel war. Vor Ablauf der ersten 45 Minuten verkürzte Marcel Sabitzer auf 1:2, und als der eingewechselte Youssoufa Moukoko in der 55. Minute zum 2:2 ausglich, sah es kurz danach aus, als könne Borussia die Partie komplett drehen, doch Chaibi traf auf der anderen Seite zum 3:2 (68.). Der ebenfalls eingewechselte Julian Brandt schoss das 3:3 (82.), mit dem der auf Sieg spielende BVB aber nicht zufrieden war.

Ausgangslage:  
Auf den Tag genau vor einem Jahr hatten die Gastgeber ihre bislang letzte Partie im eigenen Stadion verloren (mit 1:2 gegen Borussia Dortmund) und traten mit der Bilanz von nur einer Niederlage aus den vorangegangenen elf Ligaspielen an. Die Eintracht ging als Tabellensiebter in den Spieltag, Borussia war Vierter. Schwarzgelb war saisonübergreifend seit 16 Spieltagen ungeschlagen. Eine derartige Serie hatte es zuletzt vor über elf Jahren gegeben.

Personalien: 
Borussia musste neben Emre Can (Oberschenkelprellung) auf Felix Nmecha verzichten. Den Siegtorschützen von Newcastle plagten muskuläre Probleme. Julian Brandt (Wadenblessur) zählte ebenso wie – nach langer Pause – auch Thomas Meunier zum Kader. Can und Nmecha wurden durch Marcel Sabitzer und Salih Özcan vertreten, die erstmals in dieser Bundesliga-Saison gemeinsam auf dem Platz standen. Sabitzer war schon in Newcastle von Beginn an dabei, erstmals dagegen seit dem 20. Spieltag der Vorsaison Giovanni Reyna.

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Taktik:   
Der BVB wechselte vom in Newcastle praktizierten 4-3-3 zurück auf ein 4-2-3-1 mit Reus im Zentrum der offensiven Dreierreihe, flankiert von den Flügelspielern Malen (rechs) und Reyna (links). Frankfurt staffelte sich gegen den Ball in einer 5-4-1-Grundordnung, löste die Fünferkette bei Ballbesitz auf, setzte auf lange Bälle, vornehmlich über die rechte Seite. Oder sie bauten langsam auf und banden mit drei Akteuren eng beisammen auf einer Linie in vorderster Front die Dortmunder Vierkette, ganz rechts aber postierte sich ein weiterer Akteur.

Spielverlauf & Analyse:
Der BVB hatte zu Beginn die Spielkontrolle und auch die erste Torannäherung, doch Malen kam an Reus‘ Hereingabe erst unmittelbar vor der Grundlinie und am rechten Pfosten heran; der Winkel war zu spitz (3.). Zwei Minuten später war Kobel gefordert, als er nach Chaibis Rücklage glänzend gegen Larsson parierte, der aus acht Metern zum Abschluss kam. Knauff und Wolf setzten dem Ball nach, Knauff war zuerst am Leder und schoss es Wolf aus kurzer Entfernung an den leicht abgespreizten linken Arm. Unnatürlich war die Körperhaltung gewiss nicht, Schiedsrichter Schröder ließ auch weiterspielen, doch Video-Assistent Dankert meldete sich. Schröder schaute sich die Szene an und entschied auf Handelfmeter, den Marmoush sicher verwandelte (8.).

Bensebaini hatte in der 23. Spielminute den möglichen Ausgleich auf dem Kopf, doch sein Ball nach einer Malen-Hereingabe ging am rechten Pfosten vorbei. Stattdessen fiel das 2:0 – nach dem gleichen Muster wie beim 1:0. Larsson legte die Kugel auf die verwaiste rechte Wiese, diesmal war es Buta, der allen Platz der Welt hatte, Bensebaini wollte noch retten, konnte den Frankfurter aber nicht am Abschluss hindern. Kobel parierte großartig, der abgewehrte Ball landete erneut bei Buta, der direkt abzog. Schlotterbeck fälschte ab, Kobel rettete abermals, nun aber war Marmoush zur Stelle und drückte das Leder zum 2:0 über die Linie (24.).

Gregor Kobel musste behandelt und kurz darauf ausgewechselt werden. Sein Ersatz, Alex Meyer, war in der 36. Minute erstmals gefordert. Vorausgegangen war das typische Angriffsmuster der Eintracht: langer Ball auf den rechten Flügel, Chaibi passte scharf nach innen an den Elfmeterpunkt, Meyer hechtete hin und klärte die Situation, traf aber erst Marmoush am Fuß, dann den Ball. Wieder meldete sich der VAR, doch Schröder blieb bei seiner Entscheidung: kein Strafstoß. Ausgleichende Gerechtigkeit: Hier hätte es durchaus Elfmeter geben können.

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Und so blieb der BVB im Spiel – und kam sogar noch vor der Pause wieder ran: Füllkrug legte im Strafraum Wolfs Hereingabe zurück auf Sabitzer, der aus genau 16 Metern auf 1:2 verkürzte (45.+1). Doch im Gegenzug hätte Marmoush den Zwei-Tore-Abstand wieder herstellen können: Er traf aber nur den Pfosten. Acht Minuten gab es oben drauf und noch eine weitere Chance für den BVB. Reus legte ab für Hummels, der es aus 15 Metern mit dem Außenrist versuchte, aber knapp verzog (45.+7).

Edin Terzic reagierte mit einem Doppelwechsel, brachte Moukoko und Adeyemi für Malen und Reyna und formierte sein Team nun im 4-4-2, wobei Adeyemi gegen den Ball tief in der eigenen Hälfte wirkte und die in der ersten Halbzeit brach liegende äußere linke Abwehrseite besetzte.

Die erste Gelegenheit hatten allerdings die Gastgeber: Knauff scheiterte aber an Meyer, Marmoush setzte den Abpraller über den Kasten (47.). Acht Minuten später glich Moukoko aus. Buta wehrte eine Wolf-Flanke nicht weit genug ab, Moukoko schaltete in zentraler Position im Strafraum am schnellsten und jagte die Kugel zum 2:2 in die Maschen. Die Eintracht reklamierte den vermeintlich im Blickfeld von Torwart Trapp im (passiven) Abseits stehenden Füllkrug. Doch das Tor zählte. In Minute 62 schnupperte der BVB an der Führung, doch Reus‘ Schuss wurde zur Ecke geblockt. Es war die letzte Aktion des Heute-wieder-Kapitäns, Brandt ersetzte ihn kurz darauf.

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Statt das 2:3 hieß es 3:2. Brandt verlor den Ball im Aufbau, Skhiri spielte direkt in die Spitze auf Chaibi, der sich gegen Bensebaini durchsetzte und zur erneuten Führung traf (68.). Im Anschluss musste Hummels verletzt raus, Süle kam. Dortmund kämpfte, und Brandt machte seinen Fehler wieder gut, als er Adeyemis scharfe Hereingabe zum 3:3 in die Maschen bugsierte (82.).

Dortmund wollte den Sieg, schnürte die Eintracht ein und hätte nach Larssons Halten gegen Schlotterbeck in der Nachspielzeit einen Elfmeter bekommen müssen. Doch dieses Mal meldete sich der VAR nicht…

Ausblick:  
Weiter geht’s mit der nächsten „englischen Woche“, in der Borussia zweimal Heimrecht an: zunächst am Mittwoch („Allerheiligen“) um 18 Uhr im DFB-Pokal gegen die TSG Hoffenheim, dann am Samstag um 18:30 Uhr in der Bundesliga gegen Bayern München.

Teams & Tore

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Fußball-Bundesliga, 9. Spieltag
EINTRACHT FRANKFURT – BORUSSIA DORTMUND  3:3 (2:1)

Eintr. Frankfurt: Trapp – Tuta, Koch, Pacho – Buta (61. Dina Ebimbe), Skhiri, Larsson, Max (86. Hauge) – Chaibi (86. Chandler), Knauff (67. Götze) – Marmoush
Bor. Dortmund: Kobel (26. Meyer) – Wolf, Hummels (70. Süle), Schlotterbeck, Bensebaini – Özcan, Sabitzer – Malen (46. Adeyemi), Reus (65. Brandt), Reyna (46. Moukoko) – Füllkrug.
Bank: Grahl, Hasebe, Nkounkou, Smolcic, Jakic – Meunier, Ryerson, Bynoe-Gittens, Haller
Tore: 1:0 Marmoush (8., Handelfmeter, Wolf), 2:0 Marmoush (24.), 2:1 Sabitzer (45.+1., Füllkrug), 2.2 Moukoko (55.), 3:2 Chaibi (68., Skhiri), 3:3 Brandt (82., Adeyemi)
Eckstöße: 0:3 (Halbzeit 0:1), Chancenverhältnis: 7:7 (4:3)
Schiedsrichter: Schröder (Hannover), Gelbe Karten: Marmoush, Buta, Pacho – Özcan, Adeyemi, Terzic
Zuschauer: 56.500 (ausverkauft), Wetter: regnerisch, 14 Grad