Knapp die Hälfte aller Partien in der 3. Liga sind gespielt, Borussia Dortmunds U23 geht auf Platz 14 in die Winterpause. Wir haben uns mit Cheftrainer Christian Preußer über den bisherigen Saisonverlauf unterhalten.

 

Christian, 17 von 38 Spielen sind absolviert. Die U23 steht auf Platz 14 mit 18 Punkten. Wie fällt Dein Fazit aus?

„Der bisherige Verlauf war etwas wellenförmig. Wir hatten einen schwierigen Saisonstart. Anschließend folgte eine Phase, die richtig gut war. Und dann mussten wir in der letzten englischen Woche leider drei Niederlagen einstecken, die zum Teil vermeidbar gewesen wären. Es stehen 18 Punkte nach 17 Spielen auf dem Konto, das ist in Ordnung. Jetzt gilt es, daran zu arbeiten, in der Rückserie besser zu werden und besser zu punkten.“

 Du hast den schwierigen Auftakt angesprochen. Da lagt Ihr nach acht Spieltagen mit vier Punkten auf Platz 18. Wie hast Du in dieser Phase Ruhe bewahrt?

„Bei einer U23 weiß man nie so richtig, wie man in die Saison reinkommt. Es gab einen großen Umbruch im Sommer, inklusive mir als neuem Trainer. Viele Leistungsträger, die im Moment in der zweiten Liga für Furore sorgen, haben uns verlassen. Da ist es normal, dass alles etwas dauert. Man erhofft sich natürlich einen guten Start. Das erste Spiel in Wiesbaden war auch okay, aber dann haben wir nicht genügend Punkte gesammelt. Das hatte zur Folge, dass wir den Fokus etwas mehr auf die Defensive legen mussten. Daraus ergab sich auch das große Thema, das uns über die Serie begleitet hat: die Anzahl der geschossenen Tore. Wir haben relativ wenige Tore geschossen. Auch die Spiele, die wir gewonnen haben, waren sehr knapp. Es wird weiter die große Herausforderung sein, dass wir mehr Tore schießen.“

Es gab zwischenzeitlich eine herausragende Serie von sechs ungeschlagenen Partien in Folge, davon vier Siege. Dadurch seid Ihr zwischenzeitlich bis auf Platz 12 geklettert. Wie hat sich dieser Aufwärtstrend in der Mannschaft bemerkbar gemacht?

„Die Spielverläufe sind für uns gelaufen. In der 3. Liga sind die Partien unheimlich ausgeglichen. Spiele können in die eine oder andere Richtung kippen. Die Spiele zuvor, in denen wir keine Punkte geholt hatten, waren gar nicht so anders. Wir hatten in dieser erfolgreichen Phase aber mehr Selbstvertrauen, das hat man schon gemerkt. Wie nah Sieg und Niederlage beieinander liegen, hat man wieder in der vergangenen Woche gesehen. Gegen Viktoria Köln haben wir einen Elfmeter verschossen. Wenn wir da 1:0 in Führung gehen, verlieren wir das Spiel wahrscheinlich nicht. In der erfolgreichen Phase war es nicht so extrem anders. In dieser Zeit waren einige individuelle Leistungen erfreulich, die uns in diesen knappen Spielen den Unterschied gebracht haben.“

Auf die positive Serie folgten dann zuletzt leider wieder drei Niederlagen in Serie, unter anderem am vergangenen Wochenende gegen Erzgebirge Aue. Wie sehr ärgert es Dich, dass Ihr mit einem Negativerlebnissen in die Pause gehen müsst?

„Das ärgert uns schon. Die Partie gegen den Spitzenreiter Elversberg zuvor möchte ich ausklammern. Das ist eine Top-Mannschaft, die ein gutes Spiel gegen uns gemacht hat. Wir waren an dem Tag gar nicht schlecht, aber Elversberg war einfach besser. Viktoria Köln und Aue waren auf Augenhöhe, das waren ausgeglichene Spiele, die wir nicht verlieren dürfen. Das trübt die Bilanz, denn dann wäre auch der Abstand nach unten größer. Aber wir haben es immer so gehandhabt, dass wir nicht zu viel zurückschauen. Wir werden die Probleme benennen, wir werden sie angehen und dann werden wir den Blick nach vorne richten.“

Ihr hattet zwei verschiedene Heimspielstätten in dieser Halbserie, zu Beginn und ganz am Ende den SIGNAL IDUNA PARK, zwischendurch für drei Spiele das Stadion am Zoo in Wuppertal. Inwiefern hat sich das bemerkbar gemacht?

„Die Gefühlslage ist natürlich anders, wenn wir in den Bus steigen und eine Stunde nach Wuppertal fahren und dort ein Heimspiel austragen. Das ist eigentlich kein richtiges Heimspiel. Aber wir haben in Wuppertal einige Punkte geholt. Wir müssen auch den Wuppertaler Verantwortlichen danken, dass sie uns so toll aufgenommen haben. Sie haben alles dafür getan, dass wir gute Drittligabedingungen vorgefunden haben. Trotzdem kommt dort keine richtige Heimspiel-Atmosphäre auf, sodass wir uns schon darauf freuen, wenn wir unsere Heimspiele wieder in der Roten Erde austragen können.“

Du hast insgesamt 30 Spieler eingesetzt. Wo liegen bei so einem großen Kader die Herausforderungen für Dich als Trainer?

„Ein großer Kader bringt es mit sich, dass auch mal einige Spieler nicht zum Einsatz kommen. Das sind Themen, die wir miteinander besprechen müssen. Wir haben deshalb auch immer wieder Testspiele organisiert, sodass jeder Einsatzzeiten bekommt. Es war gut, dass einige letztjährige U19-Spieler weiterhin in der Youth League spielen konnten. Insgesamt brauchen wir den großen Kader aber auch, gerade in der Phase, in der wir einige Jungs nach oben zu den Profis abgegeben haben.“

Einige Spieler wie Marco Pašalić, Soumaïla Coulibaly, Marcel Lotka und Justin Njinmah waren zwischenzeitlich bei den Profis, Antonios Papadopoulos sogar einen Großteil der Zeit. Wie sehr freut es Dich einerseits, wenn Deine Jungs oben eingesetzt werden? Wie sehr erschwert es auf der anderen Seite Deine Arbeit?

„Wenn wir die Ergebnisse und die Formation der U23 betrachten, erschwert es unsere Arbeit, weil wir auf das Personal nicht zugreifen konnten. Aber das spielt in diesen Fällen gar keine Rolle. Denn ich freue mich total für jeden der Jungs, dass sie für die erste Mannschaft von Borussia Dortmund in der Bundesliga spielen dürfen..“

Beim Spiel in Halle hast Du am Spieltag zusammen mit Torwarttrainer Thomas Feldhoff und einigen Spielern den Ort besucht, an dem vor drei Jahren ein Anschlag auf die jüdische Gemeinde und auf Passanten verübt wurde. Wie wichtig ist es aus Deiner Sicht, als Sportler über den Tellerrand hinauszublicken?

„Das ist extrem wichtig, weil wir mit ganz vielen jungen Menschen zu tun haben, die auch noch Erfahrungen sammeln. Das war eine sehr bemerkenswerte Erfahrung, weil wir uns mit den Spielern auch davor und danach darüber ausgetauscht haben. Diese Aktion war gewinnbringend für alle.“

Zurück zum Sportlichen: Dieses Jahr ist alles etwas anders. Normalerweise spielt Ihr bis kurz vor Weihnachten. Dann geht es in die meist kurze Pause. Dieses Jahr beträgt die Pflichtspielpause zwei Monate. Wie sieht der Fahrplan bei Euch aus?

„Wir haben uns komplett an den Profis orientiert, weil wir viele Dinge parallel machen. Wir sind noch bis Anfang Dezember im Trainingsbetrieb. Viele Jungs sind bei der Asienreise der Profis dabei. Wir trainieren detailliert und intensiv mit den Jungs, die hier sind. Dann gehen wir bis zum 2. Januar in den Urlaub, in dem die Spieler nach ihren individuellen Plänen weiterarbeiten müssen. Am 2. Januar fahren wir dann direkt ins Trainingslager. Dort werden wir uns richtig auf den Rest der Saison einschwören.“

Es geht zunächst mit den beiden noch ausstehenden Partien der Hinrunde los, gegen Bayreuth und Osnabrück. Dann startet die Rückrunde. Was habt Ihr Euch für den Rest der Saison vorgenommen?

„Das Allerwichtigste ist der Klassenerhalt. Das ist unser großes Ziel. Dass wir dafür richtig arbeiten müssen, haben wir gesehen. Wir wollen uns offensiv besser präsentieren. Wir wollen die Spiele in die Hand nehmen, dominanter werden. Das wird die Aufgabe sein. Wenn wir das hinbekommen, werden wir auch die Klasse halten.“