3:1 in Mailand: BVB zieht ins Achtelfinale ein!

Es berichtet Boris Rupert

Zwei Elfmeter innerhalb von vier Minuten: Während Mailands Olivier Giroud vom Punkt vergab (6.), verwandelte Marco Reus zum 1:0 für den BVB (10.), der das Spiel danach im Griff hatte, zu Chancen kam, den Gastgebern aber acht Minuten vor der Pause den Ausgleich durch Samuel Chukwueze ermöglichte. Jamie Bynoe-Gittens, der schon den Elfer „herausgeholt“ hatte, brachte Schwarzgelb nach knapp einer Stunde wieder in Führung, zehn Minuten später erhöhte der eingewechselte Karim Adeyemi auf 3:1.

Ausgangslage:   
Nur drei Punkte trennten die Mannschaften auf den Plätzen eins bis vier: Borussia Dortmund führte die Gruppe F mit sieben Zählern vor Paris Saint-Germain (6), AC Mailand (5) und Newcastle United (4) an. Der BVB hatte die jüngsten beiden Spiele in der Gruppe gewonnen, Milan war erst im vierten Anlauf mit einem 2:1 gegen Paris der erste Erfolg gelungen. Das Hinspiel endete torlos 0:0. „Wir wollen die Mannschaft sein, die das Spiel als Sieger beendet“, sagte Edin Terzic.

Personalien:   
Der Trainer musste nach dem 4:2-Sieg am Samstag nur eine Änderung an der Startelf vornehmen: Donyell Malen ersetzte den leicht angeschlagenen Julian Brandt (Bank); Nico Schlotterbeck, der am Vortag erkältet nicht am Abschlusstraining teilnehmen konnte, hob den Daumen. Nicht zur Verfügung standen Niklas Süle (erkrankt), Felix Nmecha (Hüftverletzung) und Julien Duranville (Aufbautraining).

Taktik:   
Mailand operierte in einem asymmetrischen 4-2-3-1, in dem sich Pulisic zwischen den Linien auf halblinker Position bewegte und den linken Flügel dem offensiven Außenverteidiger Hernandez überließ. Auch beim BVB war es ein 4-2-3-1, mit klaren Staffelungen: Bynoe-Gittens (links) und Malen besetzten die Flügel, Reus agierte im Zentrum.

Spielverlauf & Analyse:
Milan drückte von Beginn an, versuchte, das Spiel auf seine Seite zu ziehen und tauchte bereits in der fünften Minute erstmals gefährlich im Dortmunder Strafraum auf, doch Giroud, der zentrale Angreifer, kam am Fünfmeterraum nicht an den Ball. Sekunden später verlor Ryerson den Ball im Aufbau, Chukwueze zog am Strafraum ab und traf den Arm von Schlotterbeck. Schiedsrichter Kovacs zeigte zum Entsetzen der Borussen und zur Verwunderung vieler (Regel-)Experten auf den Punkt. Ausgleichende Gerechtigkeit: Kobel tauchte ins rechte Eck und wehrte den Schuss ab!

Immerhin zeigte sich der Unparteiische aus Rumänien in der neunten Minute ebenso entscheidungsfreudig. Calabria hatte gegen Bynoe-Gittens das Bein stehen lassen, klare Sache: Elfmeter. Reus übernahm die Verantwortung und schweißte den Ball zum 0:1 ins linke, obere Eck. Mailand zeigte sich beeindruckt, das Stadion wurde einige Dezibel leiser, und Schwarzgelb spielte mutig nach vorn, meist über links, über Bynoe-Gittens, der in der 19. Spielminute bis zur Grundlinie marschierte, dann den Schlenker zurück machte, das Eins-gegen-Eins gegen Calabria suchte und auch gewann, aus acht Metern halblinker Position aber knapp über den Kasten zielte. Mitte der ersten Halbzeit war dann Torhüter Maignan auf dem Posten, als er Malens scharfe Hereingabe – abermals von der linken Angriffsseite – abwehrte (24.).

Der BVB brachte sich mehrmals in gute Offensiv- und sogar Abschlussaktionen, beispielsweise durch Sabitzer in der 36. Minute, dessen Abschluss aus 18 Metern aber nicht wuchtig und platziert genug geriet. Statt 0:2 hieß es nur wenig später 1:1, als sich Chukwueze rechts im Strafraum durchsetzte und ins lange Eck traf (37.). Das war nicht gut verteidigt und doppelt ärgerlich, weil Mailand, das bis dahin beeindruckt gewirkt hatte, nun wieder aufkam.

Die Italiener kamen mit viel Wucht aus der Kabine, wie in Durchgang eins sehr häufig über ihre rechte Seite. Ryerson musste am Fünfmeterraum schon früh in höchster Not gegen Pulisic retten (49.). Hummels gewann viele wichtige Zweikämpfe und hielt die Abwehr, die auf links einige Löcher offenbarte, weitgehend zusammen.

Beide Teams verloren früh einen Innenverteidiger. Thiaw fasste sich nach Laufduell mit Bynoe-Gittens an den Oberschenkel, kurz darauf ging es auch für Schlotterbeck nicht weiter; Can rückte in die Abwehr, der eingewechselte Özcan übernahm die Position im Mittelfeld.

Mit vereinten Kräften stellten Bensebaini und Ryerson den durchgebrochenen Loftus-Cheek (57.). Das war wichtig! Stattdessen rappelte es auf der anderen Seite: Reus und Füllkrug bereiteten auf der halbrechten Seite vor, und Sabitzer legte im Strafraum quer zu Bynoe-Gittens, der aus 14 Metern eiskalt blieb und zum 1:2 einschoss (59.). Es war das erste Champions-League-Tor des 19-Jährigen (am Freitag in der neuen „Borussia“ das Titel-Thema!).

Und auch der nächste Konter saß. Füllkrug machte einen langen Ball aus der Abwehr tief in der gegnerischen Hälfte fest, leitete weiter auf Reus, der das Auge für den eingewechselten Adeyemi hatte. Aus genau 16 Metern zog er wuchtig ab, Maignan konnte nicht entscheidend parieren und kam im zweiten Versuch erst hinter der Linie an den Ball. 20 Minuten vor dem Ende führte der BVB mit 3:1. Fünf Minuten vor dem Ende hätte es noch einmal spannend werden können, doch Jovic traf nur den Pfosten des Dortmunder Tores, Sekunden zuvor hatte Füllkrug einen Kopfball knapp über den Querbalken geköpft. In Minute 87 traf dann auch Füllkrug Aluminium, als er Adeyemis Vorarbeit an die Latte nagelte.

Teams & Tore

UEFA Champions League, 5. Spieltag
AC MAILAND – BORUSSIA DORTMUND 1:3 (1:1)

AC Mailand: Maignan – Calabria, Thiaw (53. Krunic), Tomori, T. Hernandez – Adli (76. Jovic), Reijnders – Chukwueze (76. Traoré), Loftus-Cheek, Pulisic – Giroud
Bor. Dortmund: Kobel – Ryerson, Hummels, Schlotterbeck (56. Özcan), Bensebaini – Can, Sabitzer – Malen (56. Adeyemi), Reus (79. Brandt), Bynoe-Gittens (66. Wolf) – Füllkrug
Bank: Mirante, Nava; Bartesaghi, Florenzi, Pobega – Meyer, Lotka; Moukoko, Haller, Reyna, Blank
Tore: 0:1 Reus (9., Foulelfmeter, Calabria an Bynoe-Gittens), 1:1 Chukwueze (37., Calabria), 1:2 Bynoe-Gittens (59., Sabitzer), 1:3 Adeyemi (69., Reus)
Bes. Vork.: Kobel pariert Handelfmeter (Schlotterbeck) von Giroud (6.).
Eckstöße: 10:1 (Halbzeit 3:0), Chancenverhältnis: 6:6 (3:2)
Schiedsrichter: Kovacs (Rumänien), Gelbe Karte: Tomori
Zuschauer: 75.817 (ausverkauft), Wetter: trocken, 2 Grad