In diesem Jahr feiert die kleinste Abteilung unserer Borussia ihr 60-jähriges Jubiläum. Grund genug, einmal zurück zu blicken auf 60 Jahre Tischtennis beim BVB. Sportlich gesehen stand und steht die Abteilung selbstverständlich immer im Schatten der Profifußballer. Verstecken brauchen sich die Tischtennisspieler aber keineswegs.

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Die Aufstiegsmannschaft in die zweite Bundesliga im Jahre 1995. Von links: Abteilungsleiter Karl-Heinz Büttig, Ron van Spanje, BVB-Fan Fabian, Leszek Gardas, Andreas Schmitz, Hendrik Mühlenbeck, Wencheng Qi, Ralf Bongers.

Neben großen sportlichen Erfolgen kann man auf eine Vereinsgeschichte zurück blicken, über die aktive Mitglieder mit Recht sagen können: "Ich bin stolz darauf, Borusse zu sein!"
Es ist bekanntlich nicht immer nur der Erfolg, der zählt. Für viele ist gerade die Sportart Tischtennis eine gelungene Abwechslung zum Arbeitsalltag. Ein Hobby halt. Die Gemeinschaftlichkeit und Geselligkeit wurde, und wird selbstverständlich immer noch, in der Tischtennisabteilung ganz groß geschrieben. Durch das gemeinsame Sport treiben und anschließende beisammen sein (natürlich darf ein kühles Bierchen dabei nicht fehlen) sind schon zahlreiche dicke Freundschaften entstanden. Jeder, der in dieser Abteilung spielt oder gespielt hat, ist ein Teil der "Tischtennisfamilie" - ein Familienmitglied von Borussia Dortmund.
Zurück aber zum Jahre 1947. Gegründet wurde die Abteilung durch eine "Fusion" von Spielern des BVB 09, Nordost Dortmund und FS 98 Dortmund. Der erste Abteilungsleiter war Hans Flügel. Gespielt wurde in der Nachkriegszeit im Saal einer Gastwirtschaft mit kaputten Scheiben, Bälle wurden geflickt, und was man auf den Schläger klebte, war völlig egal.
1954 ging die Abteilungsleitung vorübergehend über auf Heinz Dünsche. Direkt im Anschluss leitete Günter Seckler die Abteilung bis 1961. Von da an war es Karl-Heinz Büttig, dessen Einsatz und Verdienste um die Tischtennisabteilung unvergleichlich sind, der bis zu seinem viel zu frühen Tod im Jahre 1996 die Abteilung leitete. Der damalige zweite Vorsitzende Bernd Möllmann wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt und leitet die Abteilung bis heute.
Von der Kreisliga bis zur Bundesliga
Sportlich kann die Abteilung große Erfolge verzeichnen. Bemerkenswert dabei ist, dass es, bis auf kleine Ausnahmen, immer weiter nach vorne geht. Rückschläge gab es nur selten. 1949 startete der BVB mit zwei Herren-, einer Damen- und drei Jugendmannschaften. Karl-Heinz Büttig tauchte schon zu dieser Zeit in einer Jugendmannschaft auf. 1960 stieg die erste Herrenmannschaft in die Landesliga auf. Mit dabei natürlich Karl-Heinz Büttig.

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Nicht nur Spieler des Zweitligateams, sondern auch zuständig für die Talentförderung: Qi Wencheng...

Im Jahr darauf tauchte eine weitere Legende beim BVB auf. Wilfried Micke kam aus der Jugend als damals 16-jähriger zusammen mit Alfred Bürhaus in die erste Mannschaft. Micke gilt als einer der erfolgreichsten Spieler des BVB. Aus sportlichen Gründen wechselte er nach drei Aufstiegen in Folge (bis zur damals höchsten Spielklasse, der Oberliga) nach Düsseldorf und wurde dort mehrmals Deutscher Meister. Micke blieb dem BVB als Mitglied aber immer treu und wurde auf der letzten Jahreshauptversammlung von Präsident Dr. Reinhard Rauball für 50 Jahre Vereinszugehörigkeit geehrt.
Nach der Einführung der Bundesliga im Jahre 1966 gelang es dem BVB, das Niveau Oberliga über Jahre zu halten. Bis 1989 sorgten zahlreiche "Legenden" für eine erfolgreiche Zeit beim BVB. Hier einige Namen, die diese Ära von 1966 bis teilweise auch heute noch prägten: die schon erwähnten Büttig, Micke, Möllmann und Bürhaus, hinzu kommen Spieler wie Friedrich Niewind, Helmut Dost, Werner Roski, Joachim Jäkel, Uwe Witte, Andreas Backhaus, Udo Lautenschläger, Uwe Dahlmann, Peter Felgenhauer, Andreas Kober, Helmut Sonntag... Und alle, die in irgendeiner Weise an den erfolgreichen Jahren beteiligt waren.
Im Jahre 1989 gelang dann der Aufstieg in die Regionalliga. In den ersten Jahren kämpfte man meist gegen den Abstieg. 1993 sorgte Karl-Heinz Büttig dann aber mit der Verpflichtung des damals 23- jährigen Chinesen Qi Wencheng für den Durchbruch. Mit Wencheng ging es nur ein Jahr später in die zweite Bundesliga. Dort spielen sie auch heute noch. Qi Wencheng, mittlerweile 37 Jahre alt, ist immer noch das Aushängeschild des Teams.
Acht weitere Teams sind derzeit am Start
Karl-Heinz Büttig war mit Sicherheit die prägende Figur der Tischtennisabteilung. Er hat Tischtennis in Dortmund zu einer Topadresse gemacht. Sein Nachfolger, Bernd Möllmann, hatte es zunächst nicht leicht in diesen großen Fußstapfen. Nach über zehn Jahren kann man aber sagen, dass es ihm geglückt ist. Im Jahre 2002 feierte man mit dem Gewinn der Meisterschaft in der zweiten Bundesliga den bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Aus finanziellen Gründen musste man aber auf den Aufstieg in die Bundesliga verzichten. In der aktuellen Saison steht man wieder ganz oben und hat gute Chancen auf die Meisterschaft.

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... und der zweite Top-Spieler des Teams, Evgeny Fadeev.

Drei Mal ging die Mannschaft um Spielertrainer Qi Wencheng an die Platte - drei Mal gewann sie deutlich. Es ist noch früh, aber diese drei Spiele haben schon gezeigt, dass unser Team in dieser Saison ganz vorne mitmischen wird. Die Heimspiele finden in der großen Brügmannhalle in der Innenstadt statt. Der nächste Gegner vor heimischer Kulisse heißt SC Bayer 05 Uerdingen. Ein echtes Spitzenspiel wird es am 2. Dezember in der Brügmannhalle geben. Dann heißt der Gegner Hertha BSC Berlin.
Neben der Zweitligamannschaft gehen in dieser Saison noch fünf weitere Herrenmannschaften an den Start (Verbandsliga, Bezirksliga, Bezirksklasse, 1. Kreisklasse, 2. Kreisklasse). Im Jugendbereich nehmen momentan zwei Jugendmannschaften und eine Schülermannschaft teil. Zur Rückrunde soll noch eine weitere Mannschaft nachgemeldet werden. Gleich drei Mal pro Woche stehen den jungen Nachwuchsspielern acht Tische zum Training zur Verfügung. Die Halle ist fast immer voll. Für talentierte Nachwuchsspieler stehen dem Jugendwart Uwe Zelt mit Qi Wencheng und Evgeny Fadeev (beide aus dem Zweitligateam) für professionelles Training zur Verfügung. Aber auch diejenigen, die einfach nur ein bisschen Tischtennis spielen, möchten ist Platz beim BVB. Mit Uwe Zelt, Frank Schäfer und Olaf Kalina sind gleich drei ehrenamtliche Helfer immer vor Ort, um den Kids das Tischtennisspielen zu ermöglichen und ihnen Tipps zu geben.

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Zwei der großen Namen in der Geschichte der Tischtennisabteilung: Abteilungsleiter Karl-Heinz Büttig (l.), über 30 Jahre lang erster Vorsitzender, und Ausnahmespieler Wilfried Micke, jüngst geehrt für 50 Jahre BVB-Vereinsmitgliedschaft

Vor zwei Jahren hat der BVB mit großem Erfolg ein Schnuppertraining für alle, die Lust am Tischtennis haben, angeboten. Der Zuspruch war so groß (fast 100 Kinder in der Halle), dass man sich nach einem Jahr Pause nun wieder dazu entschlossen hat, solch einen "Tag der offenen Tür" anzubieten. Kinder können am 2. Dezember ab 11 Uhr an Geschicklichkeitsübungen teilnehmen, das Tischtennis-Sportabzeichen erwerben oder an einem Mini-Turnier teilnehmen. Anschließend, als Highlight, sind Kinder mit Eltern, Geschwistern und Freunden recht herzlich dazu eingeladen, einmal zu schauen, wie die Profis das machen. Die Partie BVB - Hertha BSC Berlin kann nämlich im Anschluss an das eigene Schnuppertraining kostenlos besucht werden.
Auf die Geschichte der Tischtennisabteilung kann man mit Recht stolz sein. Stolz kann man aber auch auf die jetzige Situation sein. In Zeiten, in denen das Geld den Sport regiert, steht in der Tischtennisabteilung immer noch der Spaß am Sport und das gemeinschaftliche Erreichen von Zielen im Vordergrund. Und das mit außerordentlichem Erfolg!
Thomas Brosig

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Vielleicht sehen wir dieses Team schon bald mit einem ähnlichen Schild in der Hand wie die Aufstiegsmannschaft von 1995 - dann mit der Aufschrift: