In den vergangenen Tagen und Wochen sind viele BVB-Fans mit Kritik zur Einlasssituation auf uns zugekommen, die vor allem den Südost-Eingang des SIGNAL IDUNA PARK betrifft. Im Interview beantwortet Dr. Christian Hockenjos, Direktor Organisation und Veranstaltungsleiter beim BVB, die Fragen, die uns am häufigsten gestellt wurden.

Borussia Dortmund beschäftigt sich seit Monaten intensiv mit der Organisation der Heimspiele im Sonderspielbetrieb und den damit verbundenen Veränderungen zum Normalbetrieb, die nicht immer ganz einfach zu bewältigen sind. Wir sind deshalb dankbar für das kritische Feedback aller Fans, die auf uns zugekommen sind. Auch in einer Fanrat-Sitzung am Donnerstagabend, bei der Dr. Hockenjos zu Gast war, nahm das Thema breiten Raum ein.   

Bei den vergangenen beiden Heimspielen gab es vor allem am südöstlichen Eingang des SIGNAL IDUNA PARK zwischenzeitlich lange Wartezeiten. Welche Bestrebungen gibt es, die Einlasssituation dort zu entspannen?
Die Situation ist dynamisch und stellt uns vor jedem Heimspiel vor neue Herausforderungen: Die Zahl der Zuschauer hat sich zuletzt von 25.000 über 41.000 auf 63.000 erhöht. Gegen Köln sprechen wir von den maximal zulässigen 67.028 Besuchern. Auch die Anstoßzeiten waren nicht immer identisch. Es ist allgemein eine für den Stadiongänger und für uns neue Situation. Wir sind dabei sehr selbstkritisch und hinterfragen uns regelmäßig. Ständig entwerfen wir neue Ideen; manche verwerfen wir wieder, andere implementieren wir. Für die bis dato in dieser Saison größte Zahl an Zuschauern sehen wir uns mit einigen Veränderungen, die wir erneut vorgenommen haben, gut aufgestellt. Die baulichen Bedingungen können wir nicht verändern, deswegen müssen wir anderweitig kreativ sein. Konkret werden wir die Anzahl der Schleusen am südöstlichen Eingang erhöhen, zusätzlich werden noch weitere weibliche Ordner dahinter eingesetzt. Wenn und damit die Rädchen ineinandergreifen, müssen aber auch die Menschen mitspielen und frühzeitig ihre Plätze einnehmen.

Gibt es zukünftig wieder die Möglichkeit, mit einem Südtribünenticket auch am Eingang Nord-West ins Stadion zu gehen?
Solange die Verordnungslage GGG-Kontrollen vorsieht, wird es diese Möglichkeit nicht geben. So wird die Anzahl der GGG-Schleusen durch die Sonderausfahrt im Eingangsbereich Nord-West zu stark limitiert. 

Warum wird die GGG-Kontrolle aktuell direkt am Einlass durchgeführt? Warum werden in einer Vorkontrolle keine Bändchen mehr verteilt, die den GGG-Nachweis bestätigen? Würde so nicht der Einlass beschleunigt werden?
Bei 25.000 Zuschauern hatten wir 120 GGG-Kontrolleure, bei 80.000 brauchten wir zwischen 400 bis 500. Es ist einerseits momentan sehr schwierig, eine solche Anzahl an Kontrolleuren zu finden. Und diese 500 muss man auch sinnvoll rund um das Stadion positionieren. Unser Bestreben ist es, die Kontrolle weiterhin an den Drehkreuzen durchzuführen, da wir dort den zeitaufwändigen Prozess des Bändchenanlegens einsparen. Sollten wir aber feststellen, dass eine andere Lösung besser ist, werden wir uns selbstverständlich auch mit dieser Thematik verstärkt auseinandersetzen. 

Wie wichtig ist es, die auf dem Ticket abgedruckten Time-Slots einzuhalten?
Die Zeitfenster sind nicht mehr relevant. Sie waren sehr wichtig und damit hat es überwiegend gut geklappt, dafür möchte ich den Besuchern ein Kompliment aussprechen. Jetzt aber, mit knapp 70.000 Zuschauern, erscheint es uns nicht mehr das geeignete Vehikel. Das haben wir gelernt. Wir können uns deshalb beispielsweise auch nur bei all denjenigen entschuldigen, die beim Mainz-Spiel ein Zeitfenster ab 14.45 Uhr hatten: Selbst wer pünktlich ankam, hatte keine Chance mehr, rechtzeitig ins Stadion zu kommen. Die Karten für Köln waren zu einer Zeit produziert worden, als wir noch in Time-Slots gedacht haben. Jetzt bitten wir einfach jeden – unabhängig vom aufgedruckten Zeitfenster ­–, so früh wie möglich ins Stadion zu kommen. Wer zwischen 13 und 14 Uhr kommt, kann an den Stadionkiosken die „Happy Hour“ für Speisen und Getränke nutzen.

Warum werden von 13 Uhr bis 14 Uhr keine Zeitslots angeboten? Hingegen haben einige BVB-Fans jedoch noch Zeitslots ab 15.15 Uhr und verpassen einen großen Teil der Vorspielphase?
Wie gesagt, das war eigentlich gut gemeint. Wir glaubten, dass der Time-Slot zwischen 15 Uhr und 15.15 Uhr der beliebteste sei. Wir wollten umgekehrt niemanden strafen mit einem Zeitfenster zwischen 13 und 14 Uhr. Der Winter steht an und wir wollten keinen Fan zwingen, zweieinhalb Stunden vorher zu kommen. 

Warum kann der GGG-Nachweis nur in digitaler Form erbracht werden?
Zum einen aufgrund der Fälschungssicherheit, zum anderen machen es unterschiedliche Dokumente den Kontrolleuren nochmals schwieriger, in kurzer Zeit die notwendige Kontrolle durchführen zu können.

Einigen Fans ist aufgefallen, dass an den Einlasskontrollen nicht immer der Personalausweis mit dem GGG-Nachweis abgeglichen wurde? Gibt es eine Erklärung dafür?
Die Antwort ist ganz simpel: Die Coronaschutzverordnung des Landes NRW sieht lediglich stichprobenweise Abgleiche vor. Unser Bestreben ist es dennoch, eine möglichst vollständige Kontrolle vorzunehmen. Wir müssen dabei aber zu jeder Zeit auch die Beschickungssituation im Auge behalten und situativ reagieren. Die Kontrolle fällt uns leichter, wenn die Zuschauer vorbereitet sind und ihren GGG-Nachweis sowie ein Ausweisdokument bereithalten. Wir können also immer wieder nur jeden bitten, früh da und vorbereitet zu sein.

Eine letzte Frage, die weniger mit dem Einlass zu tun hat als vielmehr mit der Südtribüne: Wann werden die Sitzplätze für Bundesligaspiele wieder abgebaut und warum wurde bislang darauf verzichtet?
Sie werden zum Spiel gegen den VfB Stuttgart abgebaut. Wir haben schon vorher darüber nachgedacht, aber für die Spiele gegen Ingolstadt und Mainz war der Umbau der Südtribüne aufgrund des nicht ausreichenden zeitlichen Vorlaufs nicht mehr möglich.