Am 27. Januar 2022 jährt sich zum 77. Mal der Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Seit vielen Jahren findet rund um dieses Datum im BORUSSEUM der „Tag gegen das Vergessen“ statt. Bundesweit steht diese Veranstaltung im Kontext des „Erinnerungstags im deutschen Fußball“. Im Jahr 2022 steht eine häufig vergessene Opfergruppe im Mittelpunkt verschiedener Veranstaltungen, so auch im BORUSSEUM: Menschen, die von den Nationalsozialisten als vermeintlich unheilbar oder psychisch krank verfolgt und ermordet wurden.

Der Mord an mehr als 70.000 Patientinnen und Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten war zwischen 1940 und 1941 der erste zentral organisierte Massenmord im NS-Staat, euphemistisch als „Euthanasie“ (schöner Tod) bezeichnet.

Dieses Verbrechen fand nicht im besetzten Osteuropa, sondern in sechs Mordstätten in Deutschland statt, wo die Opfer in neu entwickelten Gaskammern getötet wurden. Sowohl mit Blick auf die Umsetzung wie auch auf das Personal der Täter, bildete dieser heute weithin vergessene Massenmord die unmittelbare Vorstufe für die als „Aktion Reinhard“ bezeichnete Ermordung von ca. 1,8 Millionen Jüdinnen und Juden im besetzten Polen. Auch der Mord an Patientinnen und Patienten wurde dezentral fortgesetzt. Heute schätzt man, dass insgesamt bis zu 300.000 Menschen diesem Mordprogramm zu Opfer fielen.

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Der Berliner Historiker Robert Parzer wird in seinem Vortrag mit Blick auf die Heilanstalt Aplerbeck sowohl auf die lokalen Aspekte der Patientenmorde eingehen als auch die Verbindungen zwischen „Euthanasie“ und Holocaust erläutern. Robert Parzer studierte Geschichte und Polonistik in Berlin und Potsdam. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und forscht und publiziert zu den NS-"Euthanasie"-Verbrechen, vor allem im besetzten Polen.

Die Veranstaltung „Von der ‚Euthanasie‘ zum Holocaust. Kranke und behinderte Menschen als Opfer des ersten nationalsozialistischen Mordprogramms“ des BORUSSEUM findet digital am 26. Januar 2022 um 19.09 Uhr statt und kann unter folgendem Link angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=pViDLA7IjuE