1949 – Das erste Endspiel des BVB
Am 8. Mai 1945 endete für Deutschland mit der Kapitulation der Zweite Weltkrieg. Der BVB durchbrach in der Folge Schalkes Vorherrschaft im Revier und erreichte am 10. Juli 1949 erstmals das Deutsche Endspiel. Tags darauf bejubelten 250.000 Menschen den tragischen Verlierer.
93 Prozent der Innenstadt waren zerstört, darunter auch die BVB-Geschäftsstelle in der Oesterholzstraße. Dokumente von zeitgeschichtlichem Wert: vernichtet. Viel schlimmer: Viele der Vereinsgründer und zahlreiche Spieler: verstorben. Bei Kriegsende hatte der Verein praktisch nicht mehr existiert. In der ersten Nachkriegssaison 1945/46 war die Westfalenliga die höchste Klasse. Im Jahr darauf erreichte der BVB die Britische Zonenmeisterschaft und hier das Endspiel gegen den FC Schalke 04. Der 3:2-Erfolg bedeutete einen Machtwechsel im Revier.
Als erster Titelträger der neu geschaffenen Oberliga West scheiterten die Borussen 1948 in der britischen Zonenmeisterschaft nach einem 3:2 im Viertelfinale gegen Werder Bremen in der folgenden Runde am FC St. Pauli: Das 2:2 n.V. machte ein Wiederholungsspiel nötig, das die Hamburger in Braunschweig mit 1:0 für sich entschieden. Es gab viele unerfreuliche Nebengeräusche um Gegner, Ansetzungen und Modus.
Auch 1948/49 dominierte der BVB die Oberliga West, errang mit acht Punkten Vorsprung die Meisterschaft und erreichte mit Siegen über den Berliner SV und den 1. FC Kaiserslautern das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft. 92.000 Zuschauer strömten zum größten Sportereignis nach Kriegsende ins Stuttgarter Neckarstadion. Bei brüllender Hitze wurde von Beginn an deutlich, dass es die Borussia gegen den VfR Mannheim schwer haben würde. In der fünften Minute drückte Herbert Sandmann zwar Max Michalleks abgeblockten Schuss reaktionsschnell über die Linie, und in der 82. Minute gelang ihm auch das 2:1, doch Mannheim erzwang die Verlängerung und setzte sich dort mit 3:2 durch.
Anekdoten aus dem Jahrzehnt
BVB Westfalenmeister 3:2 über Schalke in Herne
Der zehnfache Westfalenmeister Schalke 04 mußte gestern am Schloß Strünkede zu Herne eine empfindliche 2:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund einstecken. Vor gut 30.000 begeisterten Besuchern siegte der BVB im Endspiel um die Westfalenmeisterschaft durch Tore von Michallek, Ruhmhofer und Sandmann mit 3:2 und brach damit die langjährige Vormachtstellung der "Knappen" in Westfalen. Max Michallek blieb es kurz nach der Pause vorbehalten, den Schalker 1:0-Vorsprung durch Hinz zu egalisieren. Doch schon wenige Minuten später landete ein Freistoß von Tibulski in Kronsbeins Gehäuse. Verteidiger Heinrich Ruhmhofer schaffte erneut den Ausgleich, und Herbert Sandmann (17) erzielte wenige Minuten vor Schluß den 3:2-Endstand. Die mitgereisten Dortmunder Fans ließen sich durch den Dauerregen nicht davon abhalten, "ihren" Westfalenmeister Borussia Dortmund gebührend zu feiern. Das erste Meisterschaftsspiel des BVB gegen den FC Schalke 04 fand am 3. Mai 1925 statt. Schalke gewann - übrigens ebenfalls in Herne - in einer Partie um die Kreisliga-Meisterschaft des Ruhrgaus sicher mit 4:2. Bester Borusse: Keeper Knipprath, der hielt, was zu halten war.
In schöner Regelmäßigkeit "fing" sich der BVB in den folgenden Jahren teilweise heftige Niederlagen, so das 0:7 1936/37 in der "Roten Erde" oder das 10:0 in der Saison 1940/41 (Glückauf-Kampfbahn), bei dem Kuzorra allein vier Treffer erzielte und auch der spätere BVB-Trainer Hermann Eppenhoff nicht leer ausging. 1938 ließen die Borussen erstmals aufhorchen. Sie siegten - allerdings im Endspiel um die A-Jugend-Westfalenmeisterschaft in Münster- mit 4:2. Bester Mann auf dem Platz: Max Michallek, der zwei Tore beisteuerte und in diesem Spiel bereits andeutete, dass er einmal einer der Allerbesten in Schwarzgelb werden könnte. Erst am 14. November 1943 konnte auch Borussias "Erste" einen doppelten Punktgewinn gegen die Knappen feiern. 1:0 hieß es am Ende in der "Roten Erde"- selbstverständlich nach einem Treffer von August Lenz. Insgesamt spielte der BVB in seiner Zugehörigkeit zur "Gauliga Westfalen" 16 Mal gegen die Gelsenkirchener. Jeweils nur ein Mal gab es ein Unentschieden und einen Sieg.
Skandal: BVB von Spielen um 'Deutsche' ausgeschlossen
"Lehnen Ihre diktatorischen Maßnahmen ab und treten Sonntag in Hannover nicht an. Stop. Halten uns an die vertraglichen Absprachen von Braunschweig gebunden". Mit diesen harschen Worten, gerichtet an den selbstherrlichen Zonenausschuß-Vorsitzenden A. Weber, reagierte der BVB gestern auf unsportliche Alleingänge des Verbandes. Nachdem der BVB Anfang Mai 1948 als erster Westdeutscher Meister der "Oberliga West" feststand, freute man sich auf die Zonenmeisterschaft und die erste "Deutsche" nach dem zweiten Weltkrieg. Zunächst besiegte der BVB in Hannover Werder Bremen mit 3:2 nach Verlängerung. Doch dann meinte A. Weber, der BVB sollte bitteschön gegen St. Pauli spielen und nicht - wie regulär vorgesehen - gegen Braunschweig. Außerdem setzte er eine Terminverschiebung vom 9. auf den 8. Mai (einen Samstag, also einen Werktag) durch, die dem BVB erst am 5. Mai mitgeteilt wurde. Man beachte: Die BVB-Spieler waren alle noch berufstätig und hätten bei ihren Arbeitgebern sämtlich noch um Urlaub nachsuchen müssen. Das reichte zu zitiertem Telegramm. Und führte zu dieser Verbandsreaktion:" Borussia Dortmund widersetzt sich dem vom Zonen-Ausschuß festgelegten Austragungsmodus und wird von der Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft ausgeschlossen. TSV Braunschweig ist der dritte Vertreter Nordwestdeutschlands. Ein Verfahren gegen Borussia wegen Disziplinlosigkeit wird beim Verband Nordrhein-Westfalen beantragt".
Michalleks Odysee nach Berlin
Mit großem "Hallo" nahm heute um 18.30 Uhr die BVB-Mannschaft, die morgen in einem Vorrundenspiel um die Deutsche Meisterschaft auf BSV 92 Berlin trifft, ihren über und über mit Kohlenstaub bedeckten Spieler Max Michallek auf dem Berliner Hauptbahnhof in Empfang. Michallek hatte die Bahnreise seiner Mannschaft in den frühen Morgenstunden verschlafen. Als er zum Dortmunder Bahnhof kam, bestand für ihn nur noch die Möglichkeit, mit einem Kohlewaggon in Richtung Berlin zu reisen. Während der Fahrt half "Spinne" Michallek kräftig als "Hilfsheizer" aus und arbeite damit seine Bahnfahrt in "Naturalien" ab. Eine pricklige Situation gab es an der Zonengrenze zu überstehen: Russische Soldaten kontrollierten den Zug. Als Max ihnen mit Händen und Füßen erklären wollte, wer er sei, meinten die offenbar sportbegeisterten Soldaten: "Du Fußballer Michailow. Du weiterfahren". Der Hintergrund: Der Borussen-Vorstand hatte den Grenzposten bei der BVB-Einreise vor mehreren Stunden erklärt, daß wahrscheinlich noch ein weiterer Spieler - ein gewisser Max Michallek - zu erwarten sei und darum gebeten, ihn in die Sowjetzone einreisen zu lassen (Das Spiel gegen BSV 92 gewann der BVB mit einem erstklassig gesäuberten Max Michallek 5:0. Mit diesem Spiel wurde das Berliner Olympiastadion von den Alliierten wieder in deutsche Hände zurückgegeben).