1909 – Die Gründerjahre des BVB
Der Weg von der Vereinsgründung am 19. Dezember 1909 bis zum ersten offiziellen Spiel war lang. Es verstrichen 392 Tage, ehe am 15. Januar 1911 die Partie gegen den VfB Dortmund angepfiffen wurde. Das erste Spiel der Vereinsgeschichte endete mit einem 09:3-Sieg.
Gut ein Jahr hatte es gedauert, bis der Ballspielverein die Aufnahme in den Westdeutschen Spielverband (WSV) erlangt hatte. Aufgrund der in jener Zeit zahlreichen Neugründungen hatte der Verband einen Aufnahmestopp neuer Mitglieder verhängt. Offen geblieben war allerdings der Weg für Leichtathletikvereine. Der Dortmunder Fußballpionier Walter Sanß (von 1905 bis 1914 im DFB-Vorstand) gab den Tipp, zunächst eine Leichtathletikabteilung zu melden, die am 19. Juni 1910 Aufnahme fand. Sechs Monate später, am 3. Dezember 1910, folgte die Fußballabteilung. Am 15.1.1911 konnte auf der „Weißen Wiese“ an der Wambeler Straße endlich das erste offizielle Spiel stattfinden.
Zur Saison 1911/1912 wurde der BVB dann auch in den Ligabetrieb eingegliedert. Das erste Jahr in der drittklassigen C-Klasse endete mit dem ersten Platz und dem damit verbundenen Aufstieg in die B-Klasse. Hier kam es zu manchen Kuriositäten. Die Vereinsnachrichten berichteten:
Heute spielte die 1. Mannschaft des BVB zu Hause auf der „Weißen Wiese“ gegen den VfB Dortmund. Das flotte Spiel endete 1:0 für Borussia. Den Siegtreffer erzielt Wienke. Die Freude des BVB über den Sieg war aber nur von kurzer Dauer. Durch Spieler des VfB aufmerksam gemacht, holte der Schiedsrichter vom unweit entfernt wohnenden Bauern Wübbecke ein Metermaß und maß die beiden Tore nach. Ein Tor war 22 cm zu breit!
1914 war Borussia erstmals erstklassig, die Gegner kamen allerdings allesamt aus dem Stadtgebiet. Der Erste Weltkrieg bildete eine Zäsur. 1915/16 fanden keine Meisterschaftsspiele statt, 1917/18 konnte der BVB keine Mannschaft stellen, da die Spieler zum Kriegsdienst einberufen worden waren. Neun der 18 Gründungsmitglieder, darunter Julius Jacobi, jüngerer Bruder des ersten Präsidenten Franz Jacobi, kehrten aus dem Krieg nicht zurück.
Gegen Ende des Jahrzehnts wurde die erste Vereinssatzung formuliert, am 24. Mai 1919 der „Ballspielverein Borussia 1909“ ins Vereinsregister eingetragen.
Anekdoten aus dem Jahrzehnt
Turbulente Gründung am 19.12.1909
Tumultartige Szenen spielten sich gestern abend anläßlich der Gründung des "Ballspiel-Vereins Borussia 1909" im Dortmunder Nordosten ab. Über 40 Mitglieder der Jugendgruppe der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde, Flurstraße, trafen sich um 19.00 Uhr im Restaurant "Zum Wildschütz", Oesterholzstraße 60, um aus Liebe zum Fußballsport und aus Verärgerung über Kaplan Hubert Dewald, bei "Dreifaltig" für die Jugendarbeit zuständig, den "BVB" zu gründen. Franz Jacobi, Sprecher und Vizepräsident des neuen Vereins: "Seit 1902 bin ich Mitglied der Dreifaltigkeits-Jugend, seit 1906 spielen wir Fußball auf der "Weißen Wiese. Wir Fußballer werden seit 1906 systematisch von unserer Kirche bekämpft und diffamiert. Das können wir nicht länger hinnehmen. Die Vereinsgründung ist zwingend". Pater Dewald versuchte persönlich, die Vereinsgründung zu verhindern. Vergeblich. Ihm und seinen Getreuen wurde spektakulär und handgreiflich der Zutritt verwehrt. Dewalds Auftritt führte aber dazu, daß über 20 "Rebellen" absprangen - und nur noch 18 "echte" Borussen" zur Vereinsgründung bereit waren. Übrigens: Der Name "Borussia" leitet sich von der Borussia Brauerei in der Steiger-Straße her. Die Vereinsfarben: Blau-weiß gestreift mit einer roten Schärpe (Trikot), schwarze Hose. Der neue Verein wird sich jetzt um eine Aufnahme in den Westdeutschen Spielverband bemühen.
Vereinsmitglieder stellen Mannschaften auf
Einen überraschenden Beschluß faßte heute der Vorstand des Ballspielvereins Borussia in seiner Sitzung im "Wildschütz", Oesterholzstraße 60: Vom kommenden Freitag an wird es allwöchentlich öffentliche Mitgliederversammlungen geben, um die Vereinsmitglieder noch intensiver in das sportliche Geschehen einzubinden.
So sollen beispielsweise in diesen Sitzungen von den Kapitänen der Männermannschaften die Aufstellungen für die Sonntagsspiele vorgeschlagen und diskutiert werden. Bei Meinungsverschiedenheiten über die Nominierungen hat der Vorstand das letzte Wort.
BVB-Spiel annuliert - Tor nicht korrekt
Heute spielte die 1. Mannschaft des BVB zu Hause auf der "Weißen Wiese" gegen den VfB Dortmund. Das flotte Spiel endete 1:0 für Borussia. Den Siegtreffer erzielt Wienke. Die Freude des BVB über den Sieg war aber nur von kurzer Dauer. Durch Spieler des VfB aufmerksam gemacht, holte der Schiedsrichter vom unweit entfernt wohnenden Bauern Wübbecke ein Metermaß und maß die beiden Tore nach. Ein Tor war 22 cm zu breit!
Erste Spielordnung des BVB Satzung liegt Amtsgericht vor
Der Ballspiel-Verein "Borussia 1909", Dortmund, Mitglied des Westdeutschen Spielverbandes, des Deutschen Fußballbundes und der Deutschen Behörde für Athletik, hat sich heute eine verbindliche Vereinssatzung gegeben.
Der Verein bezweckt die Hebung der Volksgesundung durch Pflege des Fußballspieles und anderer Bewegungsspiele. Zu der Satzung gehört auch eine Spielordnung, in der es u. a. heißt:
- Unentschuldigtes Fehlen bei Wettspielen wird mit RM 1,- bestraft. Für Verspätungen ist, wenn keine triftige Entschuldigung vorliegt, die Hälfte zu entrichten.
- Das Verlassen des Spielfeldes ohne Genehmigung des Spielführers wird mit RM 2,- bestraft.
- Den Anordnungen des Spielführers ist unbedingt Folge zu leisten. Spieler, die seinen Anordnungen nicht nachkommen, kann derselbe vom Spiele ausschließen.Insbesondere ist den Spielern das Rauchen während der Spiele untersagt.
Mit dieser letzten Regelung scheint der BVB einen wunden Punkt des aktuellen Spielgeschehens anzupacken. Kürzlich schrieb noch die Verbandszeitung "Körper und Geist": "Wir benutzen diese Gelegenheit, um dem Rasensportverbande nahezulegen, hin und wieder die Schiedsrichter beobachten zu lassen. Der Schreiber dieser Zeilen hatte vor einigen Wochen Gelegenheit, einem Wettspiele beizuwohnen, wo der Schiedsrichter mit der größten Ruhe seine Zigarre rauchte. Was für einen Eindruck machte dieses Benehmen auf Spieler und Zuschauer."