Historisches Bild von Wolf Paul mit dem Europapokal der Pokalsieger

1959 – Der erste Europapokalsieg des BVB

Die Zeit des „Wirtschaftswunders“ war auch die Zeit des BVB. Zu den beiden Meisterschaften in der zweiten Hälfte der 50er Jahre kamen im „goldenen Jahrzehnt“ eine weitere Schale, der erste Pokal und der erste Triumph einer deutschen Elf im Europapokal hinzu.

1961 schaffte Borussia zum vierten Mal den Einzug ins Endspiel. Eine stark verjüngte Elf war gegen den 1. FC Nürnberg allerdings chancenlos und unterlag glatt mit 0:3. Hermann Eppenhoff übernahm und führte Max Merkels Arbeit mit dem Einbau junger Spieler ( „Hoppy“ Kurrat, Charly Schütz, Timo Konietzka und Lothar Emmerich) erfolgreich fort. Borussia wurde 1963 im Westen Zweiter, schaffte aber in der Endrunde den Einzug ins Finale und gewann das letzte Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in Stuttgart mit 3:1 gegen den 1. FC Köln. Zum Start der neuen Bundesliga erzielte der Dortmunder Timo Konietzka das allererste Tor. Im Europapokal drang der BVB nach einem Husarenstück gegen Benfica Lissabon bis ins Halbfinale vor, wo er dem späteren Titelträger Inter Mailand unterlag.

1965 standen die Schwarzgelben zum zweiten Mal nach 1963 (0:3 gegen den HSV) im Endspiel um den DFB-Pokal und zogen nun nach einem 2:0 über Alemannia Aachen in den Europapokal der Pokalsieger ein. Hier schalteten sie im Viertelfinale Atlético Madrid sowie im Halbfinale West Ham United aus und schrieben am 5. Mai 1966 Fußball-Geschichte: Als erste deutsche Mannschaft gewannen sie einen Europapokal. Die Mannschaft um Kapitän Wolfgang Paul triumphierte im Pokalsieger-Wettbewerb mit 2:1 nach Verlängerung über den FC Liverpool. Siggi Held und Stan Libuda mit einer „Bogenlampe“ in der 107. Minute machten den Triumph perfekt.

Nach der Vizemeisterschaft 1966 und Platz drei im Jahr darauf begann ein schleichender Absturz. 1968 nur Vierzehnter, konnte in der Saison darauf der drohende Abstieg erst am letzten Spieltag verhindert werden.

Anekdoten aus dem Jahrzehnt

12.5.1964

Vorstand feuert Eppenhoff / Eppenhoff feuert Vorstand

Eine unerwartete, höchst dramatische Wende hat es heute in der Affäre um den vom BVB-Vorstand nach dem Spiel gegen Inter Mailand entlassenen Trainer Hermann Eppenhoff gegeben. Aufgrund einer rechtlichen Intervention des Anwalts Eppenhoffs hat das gesamte Präsidium den Hut genommen und alle Ämter zur Verfügung gestellt. Der Grund: Ein klarer Rechtsverstoß bei der Vorstandswahl am 27. 1. 1964 auf der Basis einer als Tischvorlage nachgeschobenen Satzungsänderung. Damit war der Vorstand um Präsident Kurt Schönherr rechtlich nie in Amt und Würden und die Entlassung Eppenhoffs folgerichtig unwirksam. Der erfolgreiche Fußball-Lehrer wird morgen wieder das Training der Lizenzspieler übernehmen. Der BVB wird am 29. 5. 1964 im Festsaal der Hoesch AG eine außerordentliche Hauptversammlung mit erneuter Vorstandswahl durchführen. Damit findet eine erstaunliche Posse ihr Ende, die in ganz Fußball-Deutschland für eine Menge Wirbel gesorgt hat.

Der angebliche Grund für Eppenhoffs Amtsenthebung nach dem Mailand-Match: Despektierliche Äußerungen des Trainers Vorstandsmitgliedern gegenüber. Eppenhoff ist in Dortmund sehr beliebt. Mit ihm ist der BVB Deutscher Meister 1963 geworden, unter seiner Leitung gab es die großen Siege im Europacup gegen Lyn Oslo, Benfica Lissabon und Dukla Prag. Innerhalb der Mannschaft genießt der frühere Schalker Meisterspieler ungeteilte Achtung und Anerkennung. Daß er mit verschiedenen Vorstandsvertretern "über Kreuz lag", pfiffen in Dortmund seit geraumer Zeit die Spatzen von den Dächern.

6.5.1966

Freudentaumel in Dortmund: BVB Europacupsieger gegen Liverpool

Hunderttausende säumten heute in Dortmund die Straßen der Stadt, drängten sich auf dem "Neuen Markt" (heute Friedensplatz), als der frischgebackene Sieger im Europacup der Pokalsieger nach dem großen 2:1-Sieg über den FC Liverpool in die Heimat zurückkehrte. Besonders gefeiert wurden die beiden Torschützen Held und Libuda, aber auch Tilkowski, Cyliax, Redder, Kurrat, Paul, Assauer, Schmidt, Sturm und Emmerich standen mehrfach im Blickpunkt frenetischer Ovationen. Oberbürgermeister Dietrich Keuning hieß die siegreichen Recken willkommen, BVB-Präsident Steegmann und Trainer "Fischken" Multhaup dankten von Herzen. In das Spiel im Hampden Park zu Glasgow gingen die Schwarz-Gelben als krasser Außenseiter.

Zu überlegen schien der FC Liverpool aus der englischen Beatles-Stadt. Doch die Borussen entpuppten sich als taktisch klug eingestellt, gallig und effektiv im Zweikampf. Aus einer geschlossenen Elf ragten Assauer, Sturm, Paul und Tilkowski als ruhende Pole heraus. Der BVB hatte sich die Teilnahme am Endspiel u. a. durch Siege über La Valetta, Sofia und Atletico Madrid erkämpft. Ausgangspunkt für den Europacupsieg war der Gewinn des Deutschen Pokals 1965, den der BVB durch einen 2:0-Sieg gegen Alemannia Aachen erstritt. An diesem Endspiel nahm mit Dr. Heinrich Lübke erstmalig ein Bundespräsident teil.

20.7.1966

'Emma' schießt 'Tor des Jahrhunderts'

Mit einem außerordentlich spektakulären Treffer hat im Weltmeisterschaftsspiel gegen Spanien Borussia Dortmunds Torschützenkönig Lothar "Emma" Emmerich aufhorchen lassen. In der 39. Minute der letzten deutschen Vorrundenpartie erlief sich "Emma" auf der linken Seite einen Steilpaß Overraths und hämmerte das Leder aus nahezu unmöglichem Winkel an Spaniens Torhüter Iribar vorbei ins Winkelkreuz zum 1:1-Ausgleich.    Der Treffer wurde von der versammelten Journalistenschar spontan als das "Tor des Jahrhunderts" bezeichnet.

Den Sieg des DFB-Teams (2:1) machte Uwe Seeler perfekt, der sich im Vorfeld des Spiels bei Bundestrainer Helmut Schön außerordentlich für einen Einsatz von Lothar Emmerich eingesetzt hatte. Neben Emmerich wirkten auch seine Mannschaftskameraden Hans Tilkowski und Sigi Held in diesem WM-Match mit.

Saison 1968/69

Hund biß Rausch - Nigburs Rendezvous mit dem Eismann

Die Spiele des BVB gegen den FC Schalke waren und sind besondere Leckerbissen. Und ab und zu gibt es auch berichtenswertes von der "Randszene". So begab es sich in der Saison 1968/69, daß sich ein Schäferhund des Sicherheitspersonals plötzlich losriß und höchst zielorientiert das Gesäß des Schalker Spielers Friedel Rausch ansteuerte. Zu allem Überfluß hatte der Hund keinen Maulkorb um. Ein Biß, ein Schrei. Rausch trug zum Glück nur eine Fleischwunde an exponierter Stelle davon. Ein konsultierter Tierarzt stellte fest, daß auch der Hund    keine bleibenden Schäden davongetragen habe. In den frühen 70ern hütete der brillante Norbert Nigbur das Tor der Knappen. Als seine Mannschaft einmal mehr das Dortmunder Gehäuse berannte, postierte sich Nigbur etwa an der Sechzehnmetergrenze. Der "Rolli-Eis-Verkäufer" in der Roten Erde meinte wohl, Nigbur würde vereinsamen. Deshalb betrat er urplötzlich den Rasen, hielt sich zunächst ein wenig vor dem Schalker Tor auf und wanderte dann zu dem verdutzten Nigbur, um ihm ein Eis anzubieten. Lecker war`s

Saison 1968/69

Kabarettreife 'Fragestunde'

In den späten 60er Jahren verpflichtete der BVB mit Hermann Lindemann einen Trainer, dessen Eitelkeit lediglich noch von seiner Sehschwäche übertroffen wurde. Deshalb erlebten ihn die BVB-Fans auch häufig zu den Spielen ihrer Schwarz -Gelben ohne blickschärfende Brille. Nach einem Spiel entspann sich folgender Dialog zwischen Lindemann und einem seiner Abwehrspieler.

Lindemann:"Sagen Sie einmal, warum ist Ihr direkter Gegenspieler in der 85. Minute völlig freistehend vor unserem Tor zum Schuß gekommen"? Die Antwort: "Das war ein Elfmeter, Trainer"!


1969 - Der Wiederaufstieg