1969 – Der Wiederaufstieg des BVB
Die Siebzigerjahre waren geprägt von finanziellen Nöten. Einher ging der sportliche Abstieg, der sich erst vier Jahre später reparieren ließ. Mit dem Bau des Westfalenstadions erhielt Borussia Dortmund ein wirtschaftliches Fundament. Die Fans strömten wieder.
Zu Beginn des Jahrzehnts erlebte der BVB noch einmal ein kurzes sportliches Zwischenhoch, beendete die Saison 1969/70 als Fünfter. Doch der Zuschauerrückgang, der schon 1967 begonnen hatte, setzte sich weiter fort. Als Konsequenz musste 1969 Lothar Emmerich abgegeben werden, ein Jahr später beendete Wolfgang Paul seine Karriere. Gleichwertiger Ersatz wurde nicht verpflichtet. Im Gegenteil: Zur Saison 1971/2 mussten die Leistungsträger Held, Wosab, Weist und Neuberger verkauft werden – am Ende wurden 20 Punkte erreicht, Platz 17. Nach 36 Jahren in der jeweils höchsten Spielklasse stand der Abstieg. Nur 8.900 Besucher im Schnitt wollten die Spiele in der Saison 1973/74 (Platz sechs in der Regionalliga West) sehen.
Um die Lizenz zu sichern, musste das Präsidium um den letztlich erfolgreichen Sanierer Heinz Günther das Vereinsgelände an der Brackeler Straße verkaufen. 1974/75 wurde die zweigleisige Zweite Bundesliga eingeführt. Das Premierenjahr beendete der BVB auf Rang sechs. Mit dem zweiten Platz im Jahr darauf erreichte Borussia die Entscheidungsspiele um den Bundesliga-Aufstieg gegen den Süd-Zweiten 1. FC Nürnberg. Nach einem 1:0 im Hinspiel gelang am 23. Juni 1976 mit einem 3:2 im Westfalenstadion (beide Spiele verliefen sehr eng!) die Rückkehr in die Erstklassigkeit. Gefeierter Held war u.a. Torwart Horst Bertram – der einzige Akteur, der dem Klub zwischen Abstieg und Wiederaufstieg die Treue gehalten hatte.
Ein Zuschauerschnitt von 43.282 war der beste aller 18 Bundesligisten in der Saison 1976/77. Borussia beendete die Spielzeit auf einem gesicherten achten Tabellenplatz.
Anekdoten aus dem Jahrzehnt
Westfalenstadion Dortmund eröffnet
Mit einer Benefizpartie zugunsten der finanziell angeschlagenen Dortmunder zwischen dem BVB und dem FC Schalke 04 (0:3) wurde heute mit dem Dortmunder Westfalenstadion das wohl schönste reine Fußballstadion Deutschlands durch Oberbürgermeister Günter Samtlebe und BVB-Präsident Heinz Günther festlich eröffnet. 54.000 Plätze - 80% davon sind überdacht - bietet das moderne Stadion, das die Stadt Dortmund für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 errichtet hat. Anschließend wird es dem jetzigen Regionalligisten Borussia Dortmund zur Verfügung stehen. Das Westfalenstadion hat 32 Millionen Mark gekostet. Davon trägt die Stadt "nur" sechs Millionen, der "Rest" kommt vom Land NRW, vom Bund und von der Glückspirale. Der Baubeschluß des Rates der Stadt wurde übrigens in namentlicher Abstimmung gefaßt, da es über die Fraktionsgrenzen hinweg heftige Kontroversen über die Sinnhaftigkeit des Stadionbaus gegeben hatte. Dortmund freut sich im Rahmen der WM auf die Begegnungen Zaire - Schottland, Bulgarien - Niederlande, Niederlande - Schweden und ein Halbfinalspiel (Brasilien - Niederlande).
Bemerkenswert: Das erste Tor im Westfalenstadion erzielte eine junge Dame mit Namen Elisabeth Podschwadtke um 18.18 Uhr im Vorspiel zwischen TBV Mengede und VfB Waltrop. Die heutige Eröffnung war übrigens inoffiziell. Der DFB behält sich vor, das Westfalenstadion in zwei Wochen mit dem Länderspiel Deutschland - Ungarn offiziell seiner Bestimmung zu übergeben.
Zoltans Taubenfang
Als Meister des Taubenfangs bewährte sich im Westfalenstadion anläßlich eines BVB-Heimspieles der ungarische Mittelfeldstratege Zoltan Varga. Katzengleich schlich sich Varga an eine Taube heran, die sich in der ersten Stunde der Begegnung mehrfach zwischen Eckfahne und und BVB-Tor aufgehalten hatte. Ein Täuschingsmanöver in die falsche Richtung, ein gezielter Sprung "um die Ecke" , und schon hielt der vielfache Nationalspieler unter dem Jubel der BVB-Fans sein "unbekanntes Flugobjekt" in den Händen. Zeugwart Walter Betzer übernahm die kostbare Beute und setzte sie außerhalb des Westfalenstadions wieder frei.
Torhagel Rehhagels Ende
Borussia Dortmund hat heute morgen seinen Trainer Otto Rehhagel offiziellbeurlaubt. Gestern unterlag der BVB im Düsseldorfer Rheinstadion in seinem letzten Saisonspiel gegen Borussia Mönchengladbach sensationell mit 0:12 Toren. Borussia spielte insgesamt so desolat, daß einem BVB-Ersatzkeeper Peter Endrulat von Herzen leid tun konnte. Mit diesem Ergebnis hätte der BVB fast noch die Deutsche Meisaterschaft 1978 zugunsten der Gladbacher entschieden. Nur die Tatsache, daß der 1. FC Köln mit 5:0 gegen den FC St. Pauli gewann, bewahrte die Bundesliga vor einem zusätzlichen Meisterschafts-Skandal.
Rehhagel betreute seit Juni 1976 den BVB. In einer "Nacht-und Nebel-Aktion" war er im Jagdschlößchen Ascheberg vom SV Werder Bremen losgeeist worden und führte dann als Nachfolger von Horst Buhtz den BVB mit zwei spektakulären Siegen über den 1. FC Nürnberg zurück in die höchste deutsche Spielklasse.