Eine beispiellose Erfolgsgeschichte
Begabte junge Fußballer auf höchstem Niveau individuell ausbilden, sie fördern, fordern und weiterentwickeln, ihnen idealerweise in leistungsstarken Mannschaften Teamspirit und Siegermentalität vermitteln: Das ist die große Herausforderung, der sich engagierte Trainer im BVB-Nachwuchsleistungszentrum stellen.
Es ist ein Spagat, der ein Höchstmaß an Führungsqualität, Kreativität und Feingefühl verlangt, den sie aber perfekt beherrschen. Auch dank weiterer Optimierungen im strukturellen wie personellen Bereich. Borussias NLZ hat sich in den letzten Jahren zu einer der spannendsten und erfolgreichsten europäischen Fußball-Akademien entwickelt.
In den Junioren-Bundesligen (A-Junioren ab 2003, B-Junioren ab 2007), die in der Saison 2024/25 von den DFB-Nachwuchsligen abgelöst worden sind, hat Borussia Dortmund Bestmarken gesetzt. Die U19 und U17 gewannen vom 2014 bis 2022 sieben Deutsche Meisterschaften in Serie, dazu haben die A-Junioren zwei Mal den Titel erfolgreich verteidigt (2016 und 2017 sowie 2019 und 2022).
Das NLZ ebnete in den letzten Jahren vielen Talenten den Weg in den Profi-Fußball, u. a. Jamie Gittens, Youssoufa Moukoko, Samuel Bamba, Ansgar Knauff, Tom Rothe, Rafael Lubach, Nnamdi Collins, Giovanni Reyna, Niklas Beste, Christian Pulisic, Colin Kleine-Bekel, Patrick Osterhage, Orel Mangala, Felix Passlack, Jakob Bruun Larsen, Amos Pieper, Luca Kilian, Janni Serra, Tobias Raschl, Bradley Fink oder Immanuel Pherai. Vorher hatte der BVB Profis wie Mario Götze, Marco Reus, Nuri Sahin, Marc-Andre´Kruska, Antonio Rüdiger, Kerem Demirbay, David Odonkor, Kevin Großkreutz oder Daniel Ginczek ausgebildet.
Die jüngste Erfolgsgeschichte begann mit dem 1998-er Ausnahmejahrgang und Trainer Hannes Wolf, aktuell Sportdirektor für Nachwuchs, Training und Entwicklung beim DFB. Der BVB gewann in der Saison 2013/14 das Finale der Deutschen B-Juniorenmeisterschaft bei RB Leipzig mit 2:1. Das Team wiederholte diesen Erfolg ein Jahr später in Großaspach mit einem 4:0-Sieg gegen den damals von Domenico Tedesco, zuletzt Trainer der Nationalmannschaft Belgiens, betreuten VfB Stuttgart. Borussia, u. a. mit Amos Pieper, Niki Beste, Dzenis Burnic, Felix Passlack, Janni Serra, Christian Pulisic und Jakob Bruun Larsen, war das Maß aller Dinge im deutschen B-Juniorenfußball.
34 000 Zuschauer beim Finale 2017
Das nächste Kapitel ließen diese Jungs in ihrer gemeinsamen Zeit bei der U19 folgen. Sie bezwangen im Meisterschafts-Finale 2016 die TSG 1899 Hoffenheim mit 5:3. Jonas Arweiler (2), Janni Serra (2) und Felix Passlack machten mit ihren Treffern den ersten Meistertitel bei den A-Junioren nach 16 Jahren perfekt. Ein Jahr später folgte die Titelverteidigung mit Trainer Benjamin Hoffmann, der Hannes Wolf abgelöst hatte: Borussia besiegte den FC Bayern München vor der Rekordkulisse von 34 000 Zuschauern im Signal Iduna Park mit 8:7 nach Elfmeterschießen. Die U17, die ein Jahr zuvor das Finale gegen Leverkusen mit 0:2 verloren hatte, war 2017 im Halbfinale unglücklich an Werder Bremen gescheitert.
In der Saison 2017/18 qualifizierten sich beide Teams erneut für die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft. Die U19 verlor das Halbfinale gegen den späteren Meister Hertha BSC Berlin (0:4, 3:1), und die von Sebastian Geppert trainierte U17 krönte eine grandiose Bundesliga-Saison mit dem Meistertitel. Sie bezwang in München in einem Spiel voller Rasse und Klasse den FC Bayern mit 3:2.
Überraschend triumphierte ein Jahr später Borussias U19 im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen den gerade zum DFB-Pokalsieger gekürten VfB Stuttgart mit 5:3. Das erste Double in der Bundesliga-Geschichte schien greifbar nahe. Doch die erfolgsverwöhnte U17 (u.a. mit Youssoufa Moukoko und Ansgar Knauff), die bis dahin kein Meisterschaftsspiel verloren hatte, unterlag 14 Tage später im „Heim-Finale“ im Stadion Rote Erde dem 1. FC Köln mit 2:3.
Im Viertelfinale der UEFA Youth League
Die Corona-Pandemie stoppte auch den Nachwuchsfußball. Erst mit Beginn der Saison 2021/22 nahmen die Bundesligen wieder ihren Spielbetrieb auf. Und Borussias U19 startete unter der Regie von Mike Tullberg spektakulär durch. Sie qualifizierte sich in der UEFA Youth League zwei Mal in Folge für das Viertelfinale und scheiterte auf dem Weg in die Endrunde jeweils unglücklich an Atletico Madrid (2022) und Hajduk Split (2023). Dazu feierte der BVB in der Bundesliga West einen Meisterschafts-Hattrick und qualifizierte sich drei Mal in Folge für das Finale um die Deutsche Meisterschaft. 2022 bezwangen sie Hertha BSC nach Toren von Jamie Gittens und Bradley Fink mit 2:1, nachdem sie acht Tage vorher dem VfB Stuttgart im Endspiel um den DFB-Pokal mit 1:3 unterlegen waren. Die letzten beiden Finalspiele um die Deutsche Meisterschaft verloren sie gegen Mainz 05 (2023) und die TSG Hoffenheim (2024).
Bis zu den Triumphen der Nachwuchsabteilung ab dem Jahre 2014 lag indes eine längere Durststrecke. Borussias A-Junioren, die Generation um die Talente Mario Götze, Lasse Sobiech, Tolgay Arslan und Daniel Ginczek, hatten sich 2009 zwischenzeitlich auf der großen Bühne zurückgemeldet. Im Finale um die Deutsche Meisterschaft zogen sie aber gegen Mainz 05 (mit Trainer Thomas Tuchel) mit 1:2 den Kürzeren, und die von Peter Hyballa trainierten Jungs mussten sich im DFB-Pokalfinale dem SC Freiburg nach Elfmeterschießen geschlagen geben.
Die U19-Teams des BVB setzten die ersten Ausrufezeichen in den 90-er Jahren, als sie mit den Trainern Eddy Boekamp (1993/94, 1997/98) und Michael Skibbe (1994 bis 1997) fünf Mal in Folge den Meistertitel nach Dortmund holten. Beim 3:2-Endspielsieg 1994 gegen Werder Bremen machten vor allem Lars Ricken und Ibrahim Tanko auf sich aufmerksam. Beide rückten später als 17-Jährige zu den Profis auf und bildeten unter Trainer Ottmar Hitzfeld den legendären „Baby-Sturm.“, weil Flemming Povlsen, Stephane Chapuisat und Karlheinz Riedle monatelang mit Kreuzbandrissen pausieren mussten. Mit insgesamt neun Deutschen Meisterschaften ist der BVB bei den A-Junioren hinter dem VfB Stuttgart (10 Titel) der erfolgreichste deutsche Verein.
Erster in der „Ewigen Bundesliga“-Tabelle
Mit wenigen Unterbrechungen hielt sich die U17 konstant an der deutschen Spitze. Folgerichtig beendete sie die „Ewige Tabelle“ der B-Junioren Bundesliga West als klarer Tabellenführer vor Schalke 04. Den ersten Meistertitel holte sie 1984 nach Dortmund, damals durch einen 2:1-Sieg vor 11 000 Zuschauern im Westfalenstadion gegen München 1860. Unter Trainer Peter Wongrowitz erreichte sie später fünf Mal das Finale und feierte drei Siege (1993 gegen Carl Zeiss Jena 5:1, 1996 gegen den 1. FC Saarbrücken 6:1, 1998 gegen den VfB Stuttgart im Elfmeterschießen).
Es folgten von 1999 bis 2008 fünf Endspiel-Niederlagen. Dann kamen die Jungs aus dem Jahrgang 1998, die in der Saison 2013/2014 ihren ersten Triumph mit dem 2:1-Endspielsieg bei Rasenballsport Leipzig feierten. Es folgten Finalsiege gegen den VfB Stuttgart (2015), den FC Bayern (2018) und 2024 zum Abschied von der B-Junioren Bundesliga unter der Regie von Marco Lehmann ein 3:2-Erfolg nach Verlängerung gegen Bayer Leverkusen. Mit nunmehr acht Titeln – davon vier in den Bundesliga-Jahren - ist Borussia Dortmund deutscher U17-Rekordmeister.
Das BVB Nachwuchsleistungszentrum steht für Titel und herausragende Arbeit
Die Basis für die Fortsetzung der Erfolgsstory ist gelegt. Denn auch die jüngeren Jahrgangs-Mannschaften (U14, U15) dominierten in den letzten Jahren ihre Leistungsklassen, und die Spieler der U16 werden zielorientiert in der B-Junioren Westfalenliga gegen ihnen körperlich meist überlegene Gegner an ihre nächsten Schritte herangeführt. „Wir wollen immer um Titel spielen. So entwickeln wir Siegermentalität, die notwendig ist, um sich später auch im Profi-Fußball zu behaupten“, beschreibt Lars Ricken, der ehemalige Direktor des Nachwuchs-Leistungszentrums und aktueller Sport-Geschäftsführer des BVB, die Philosophie des Vereins.
Wilfried Wittke