Schwarzgelb. Schwarzgelber. BORUSSEUM. Das Vereinsmuseum ist so etwas wie das Gedächtnis von Borussia Dortmund. Und dementsprechend komplex. Eröffnet zum 99. Geburtstag 2008 erfährt es aktuell weit mehr als ein Facelift. Es wird mit einem neuen Gesicht daherkommen – nicht mehr in diesem Jahr, sondern wenn die Zeit reif ist.

In der Tagesschau kriegen sie die ganze Welt in 15 Minuten – und das jeden Tag. Die Aufgabe im BORUSSEUM aber ist größer. Hier gilt es, alle Facetten aus 110 Jahren Vereinsgeschichte angemessen abzubilden. Sie dabei aber nicht einfach nur linear nebeneinander zu stellen, sondern das Arrangement aus unterschiedlichen Epochen so zu gestalten, ohne es zu verfälschen, dass es einer bestenfalls mitreißenden Melodie folgt, die ganz verschiedene Besucher gleichermaßen packt. Pur. Echt. Und, zusätzliche Herausforderung: Der Ball ruht nie. Es geht immer weiter, immer weiter rund.

Die Kunst also könnte im Weglassen bestehen. Das aber wäre billig. Dann schon eher im intelligenten Verdichten. Museale Vermittlungsformen und -formate können heute nicht mehr statisch sein. Bestenfalls sind sie flexibel, variabel, erweiterbar. Museum ist nicht mehr nur Kulissenbau und Sound im Raum. Und noch nicht ausschließlich digital und virtuell. Bestenfalls ist es wohl die sinnstiftende Kombination aus beidem. Eine Schatzkammer.
Entsprechend sorgsam hütet der Schatzmeister die Insignien. Sorgsam und sorgfältig. „Eine Wiedereröffnung zum 110. Geburtstag am 19. Dezember 2019 war zu ambitioniert“, sagt Dr. Reinhold Lunow. Allein das in den ersten Monaten nach Schließung erarbeitete Drehbuch für die neue Ausstellung hat inzwischen 120 Seiten. Darauf skizziert sind die Inhalte von der Gründung des Ballspielvereins Borussia 09 e.V. Dortmund bis in die Gegenwart, die letztlich auch Einzug erhalten sollen.

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Die größten narrativen Veränderungen im Vergleich zur bisherigen Ausstellung betreffen die Zeit nach 2005. „Bei der Eröffnung des Museums waren die Geschehnisse rund um die Finanznöte noch zu frisch, um sie zu Inhalten in einer Ausstellung zu machen“, erklärt Dr. Lunow. Zugleich sind weitere Titel hinzugekommen; die Meisterschaft 2011, das erste Double der Vereinsgeschichte 2012. Und: Die Aufarbeitung der NS-Zeit wird im neuen BORUSSEUM explizit dargestellt – ein Wunsch von BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball. Viel Stoff für ein Museum.

„Als eine neue Darstellungsform möchten wir die Augmented Reality nutzen“, verrät Dr. Lunow. Im Gegensatz zur Virtual Reality sehen die Besucher so zwar virtuelle digitale Inhalte, nehmen gleichzeitig aber auch noch die reale Umwelt wahr. „Das“, sagt Dr. Lunow, „ist wie bei Pokemon Go“ – und ein spannender Doppelpass.

Die zu Beginn des Umbaus veranschlagten 1,5 Millionen Euro werden dafür nicht reichen. „Wir werden aber darauf achten, dass die zu erwartenden Mehrkosten auch zu einer Qualitätssteigerung führen werden“, sagt der Schatzmeister als Hüter der Schatzkammer von Borussia Dortmund, die in gewisser Weise auch ein Vermächtnis an nachfolgende Generationen ist. (BR)