Die DFB-Autorennationalmannschaft ist die Nationalelf der Schriftsteller. Im Jahr 2010 wurde sie Europameister - mit einem Finalsieg im Stadion Rote Erde. In dieser Saison begleitet sie ausgewählte Spiele des BVB in literarischer Form. Heute: Albert Ostermaier über seine Beobachtungen beim DFB-Pokalfinale in Berlin (30.5.2015).

(Die Kolumne spiegelt nur die Meinung des Autors, aber nicht zwangsläufig die des BVB wider.)

dropkick oder:

ode an kehl

wie nur philoktet den bogen
spannte kehl seine sehne und
schoss den ball kaum dass er
den boden berührte pfeilschnell
ins netz die fahrt der gefährten
ging weiter das tor zu öffnen
hinter welchem sie am ende alle
hoffnung fahren lassen mussten
erneut das vlies das goldene zu
entführen in das kreisrund des
platzes noch ein mal war seine
hand waren die spitzen der finger
auf den narben des kelchs auf
den namen seiner stadt auf
dem ersehnten pokal den er
gewonnen hatte einst und
gewonnen die ehrfurcht der
götter wie zuvor jene des herakles
der ihm als alles in schutt und
asche lag seinen bogen schenkte
den philoktet ihm getragen hatte
bevor er wie kehl seine kunst
vollendete wie keiner vor und
kein zweiter nach ihm und
gegen troja zog die spitze zu
erklimmen den gipfel des
erfolgs doch wäre er fast
verreckt davor als die natter
der verletzungen ihn ein ums
andere mal biss die faule
wunde immer wieder von
neuem aufriss dass sie für
keinen mehr ertragbar vor
fäulnis stank und er einsam
auf einer insel ausgesetzt sie
zu schliessen versuchte mit
trauer und wut und ruhe und
geduld dass sie kommen werden
ihn zurückzuholen und er kam
zurück wie die kraft nach der
schwäche aber wissend nun
und stärker denn je so suchten
sie ihn und er fand zurück zu
ihnen gab wie eine wespe ihren
stachel den seinen sein letztes
bis am ende es aus allen kehlen
KEHLI schrie DIE FÜNF GEHT
bis zum schluss schaute er auf
die welt wie sie sich im weltraum
drehte sah rot so viel blau er
sah aber blickte doch vor glück
in die sonne und liebte die nacht
wenn die arenen leuchteten wie
heute und eine gelbe und eine
schwarze träne zwei bälle aus
seinen augen springen wenn
sie den boden berührt haben
werden wird er sie drop by
drop wie bekloppt ins glück
kicken

Alle bisher erschienenen Beiträge in der Kolumne "EVONIK WORTSPORT"

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Bild
Albert Ostermaier

Albert Ostermaier, geb. 1967 in München, lebt dort als Lyriker, Dramatiker und Romanautor. Er war unter anderem Hausautor am Wiener Burgtheater, hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und Preise gewonnen, darunter den Kleist-Preis, Welt-Literaturpreis und Brecht-Preis. Er war und ist Leiter mehrerer Festivals, sowie Kurator der DFB-Kulturstiftung. Seine Fussball-Oden erschienen unter dem Titel "Flügelwechsel". Sein Moment für die Ewigkeit.: "Verrückt wie Torwarte sind, wollte ich immer auch Stürmer sein. Einmal glückte mir das wie im Traum. Als ich in der dritten Klasse auf unserem Roten Platz gegen die Jungs aus der vierten spielte, parierte ich bis zwanzig Minuten vor Ende jeden Ball und schürfte mir die Knie blutig. Es stand noch immer null zu null, als ich plötzlich,- beflügelt von meiner grossen Schulliebe, die gerade gekommen war-, beschloss in den Sturm zu wechseln und vier Tore schoss. Zur Belohnung durfte ich ihren Schulranzen nachhause tragen."

Evonik Industries
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Evonik Industries, Hauptsponsor von Borussia Dortmund, gehört zu den führenden Spezialchemie-Unternehmen der Welt. Während der BVB mit überraschenden Ideen den Weg zum Tor findet, entwickeln wir innovative Lösungen für unsere Kunden. Und geben dabei Antworten auf die Megatrends Gesundheit, Ernährung, Ressourceneffizienz und Globalisierung. Für Evonik und Borussia Dortmund gilt: Kreativität macht den Unterschied. Die Fähigkeit, im Labor wie auf dem Platz immer wieder neue Verbindungen herzustellen, entscheidet über unseren Erfolg. Daher haben wir die Kolumne „Evonik Wortsport“ ins Leben gerufen – sie verspricht eine Saison lang immer neue, überraschende Kombinationen von Fußball und Literatur.

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