Die Trainingsbeobachter spüren ihre Freude und Lust am Sport, ob bei fußballspezifischen oder taktischen Übungen, beim Kreisspiel, beim Pass- oder Torschusstraining. „Die Mädels sind richtig euphorisch“, strahlt Thomas Sulewski, ihr „Chef“, der auf dem Übungsplatz der Fußball-Akademie am Rabenloh den BVB-Fußballfrauen Begeisterung und Emotionen vorlebt. Ein geschichtsträchtiger Ort, denn hier, auf dem früheren Trainingsgelände der Profis, hat Ottmar Hitzfeld die Basis gelegt zu den Deutschen Meisterschaften 1995 und 1996 sowie dem Champions-League-Sieg 1997. 

„Es ist ein herausragendes Gefühl und eine wunderbare Aufgabe, ein Teil des Projekts Frauenfußballls zu sein – und das noch bei meinem Herzensverein“, versichert Thomas Sulewski. Wäre alles „normal“ verlaufen, würde er vermutlich heute noch im aktiven Fußball tätig sein. Weil er aber nach zwei Kreuzbandrissen vor zehn Jahren seine Schuhe an den Nagel hängen musste, entschied er sich, sein Glück als Trainer zu versuchen, unter anderem bei der ÖSG Viktoria 08, bei Westfalia Wickede und SV Brackel 06.

Die längste und erfolgreichste Station erlebte er beim SV Berghofen, dem Heimatverein von BVB-Legende „Aki“ Schmidt. Er begann als Co-Trainer bei den Senioren und übernahm 2017 die ambitionierte Frauen-Mannschaft, die er 2020 als „Nachrücker“ in die 2. Bundesliga führte – für den Dortmunder Vorortverein ein riesiger Erfolg und für Sulewski letztlich eine zu große Herausforderung. Mit dem Aufstieg beendete er aus beruflichen Gründen sein Engagement in Berghofen.

Dann rief der BVB, und Thomas Sulewski brauchte nicht lange zu überlegen. Er sei gleich „Feuer und Flamme“ gewesen, sagt er und stürzte sich mit Elan auf die neuen und spannenden Aufgaben. Eine der ersten war es, die rund 150 Videos zu sichten, die die Bewerberinnen um einen der begehrten Kaderplätze eingeschickt hatten. „Wir hatten einen Umkreis von 35 Kilometern angegeben, aber wir erhielten sogar Anfragen aus Kiel, Hamburg oder München,“ berichtet Sulewski. 50 Interessentinnen wurden zum Probetraining eingeladen und dann ein Kader von 23 Spielerinnen ausgewählt.

Die BVB-Frauen starten in der Kreisliga in die Meisterschaft. Thomas Sulewski warnt vor der Annahme, sie würden im Sauseschritt in Richtung Aufstieg marschieren: „Wir werden die Klasse keineswegs unterschätzen. Für jede Mannschaft ist das Duell mit Borussia das Spiel des Jahres. Und wir werden dann auch meist eine größere Zuschauerkulisse gegen uns haben.“ Auch das macht der Cheftrainer deutlich: „Wir werden da nicht wie die Großkotze auftreten, nicht mit dem BVB-Bus anreisen, sondern wie in diesen Klassen üblich, mit Privat-Autos.“

Die Vorbereitung auf die erste Meisterschaftssaison der Frauen-Mannschaft verlief optimal. „Das sind wissbegierige und talentierte Mädels, die gut zuhören und versuchen, umzusetzen, was das Trainer-Team ihnen vorgibt. Und alle sind mächtig stolz, das Trikot von Borussia Dortmund tragen zu dürfen. Es ist eine Freude, mit ihnen zusammenzuarbeiten“, sagt Thomas Sulewski. In einem dreitägigen Trainingslager in Willingen sind die Spielerinnen zu einem Team zusammengewachsen. Und sportlich durften sich die Leistungen in den Testspielen durchaus sehen lassen.

Das Projekt „Frauenfußball beim BVB“ ist vielversprechend angelaufen. Auch dank des Trainers Thomas Sulewski. Vielleicht entsteht am Rabenloh ja langfristig auch etwas Großes. Wie damals in den 90er Jahren...