Spielbericht
Borussia Dortmund feiert 7:1-Sternstunde gegen Celtic
Es berichtet Boris Rupert
Vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK spielte Borussia Dortmund wie entfesselt auf. Emre Can eröffnete das Schützenfest mit einem verwandelten Elfmeter (7.), auch Serhou Guirassy traf vom Punkte (40.), außerdem gleich dreimal Karim Adeyemi (11./29./42.). Zum zweiten Mal gab es fünf BVB-Tore in einer Champions-League-Halbzeit. Für das zwischenzeitliche 1:1 hatte Daizen Maeda in der neunten Minute gesorgt. Guirassy und Nmecha schossen in der 66. und 79. Minute die Tore zum 7:1-Endstand.
Ausgangslage:
Beide hatten ihr Auftaktspiel deutlich gewonnen: der BVB mit 3:0 in Brügge, Celtic mit 5:1 gegen Bratislava. Schwarzgelb war seit elf Heimspielen in der UEFA Champions League ungeschlagen (sieben Siege, vier Unentschieden). Celtic hatte die vorangegangenen fünf Auswärtsspiele in diesem Wettbewerb verloren. Allerdings: Am 3. März gab es die bisher letzte Pflichtspiel-Niederlage, seitdem trotzten lediglich die Rangers ihrem Stadtrivalen ein Remis ab (3:3), ansonsten holte Celtic 25 (!) Siege.
Personalien:
Borussia startete mit der exakt der gleichen Mannschaft, die vier Tage zuvor in der Liga den VfL Bochum mit 4:2 geschlagen hatte. Nicht zur Verfügung standen Giovanni Reyna (Trainingsrückstand) sowie der erkrankte Donyell Malen. Marcel Sabitzer war wieder fit, saß bei Anpfiff auf der Bank.
Taktik:
Der BVB staffelte sich in einer 4-2-3-1-Grundordnung, zog die Außenverteidiger im Aufbau weit nach vorn, während sich Can dann häufig zwischen die Innenverteidiger fallen ließ, so dass Borussia dann im 3-3-4 aufbaute. Celtic agierte in einem 4-3-3-System, war weitgehend nach vorne orientiert und ließ hinten viel Wiese für Schwarzgelb, das dieses Terrain nach Herzenslust bespielte.
Spielverlauf & Analyse:
Dortmund hatte viel Platz schon in der Anfangsphase, die von einem Schreckmoment begleitet war: Can war bei einer Klärungsaktion im Rasen hängen geblieben (2.). Als der Kapitän wieder auf dem Platz war, trieb Adeyemi den Ball nach vorn, hätte jedoch besser nach rechts zu Brandt als nach halblinks zu Guirassy passen sollen. Ein Celtic-Abwehrbein klärte (4.). Kurz darauf spielte Gittens unbeabsichtigt Doppelpass mit McGregor, nahm dessen als Rückpass gedachten Ball gedankenschnell auf, stürmte aufs Tor und wurde von Keeper Schmeichel abgeräumt. Den fälligen Elfmeter versenkte Can wie immer sicher (7.).
Doch nur zwei Minuten später stand es 1:1. Engels setzte sich am rechten Flügel gegen Ryerson durch, flankte nach innen, im Fünfer wollte Can klären, köpfte aber Maeda an, und die Kugel rutschte ins Tor. Nach dem Anstoß und einem Rückpass auf Kobel ging es wieder nach vorne: Den langen Ball des Torwarts machte Guirassy fest, leitete weiter zu Brandt, der perfekt in den Lauf von Adeyemi passte, der bedrängt von zwei Schotten aus etwa 14 Metern abzog. Leicht abgefälscht landete die Kugel zum 2:1 im Netz.
Die schnell und schnörkellos nach vorn spielende Borussia hätte früh nachlegen können, doch die Bälle drei und vier, die auf seinen Kasten kamen, wehrte Schmeichel stark ab: zunächst gegen Gittens (16.), dann gegen Guirassy (23.). Adeyemi, der ein Riesenspiel machte, legte ein Riesentor nach. Nach zu kurz abgewehrter Ecke nahm er den Ball am linken Strafraumeck des Gegners an, legte ihn sich noch etwas vor und jagte ihn aus spitzem Winkel zum 3:1 hoch oben in den Kasten (29.). Fünf Minuten später wieder Adeyemi, wieder aus der Distanz, dieses Mal aber knapp unten rechts vorbei. Auch Groß probierte es mit einem satten Fernschuss: Schmeichel parierte zur Ecke (37.).
Es war ein phantastisches Fußballspiel, das die Fans von den Sitzen riss. Engels traf Adeyemi am Fuß, Sánchez zeigte zum zweiten Mal auf den Punkt. Nun trat Guirassy an, Schmeichel ahnte die (von ihm aus gesehen rechte) Ecke, konnte den hart und recht platziert getretenen Ball aber nicht abwehren (40.). Zwei Minuten später schien ein Dortmunder Angriff geklärt, Maeda aber prallte die Kugel vor dem eigenen Sechzehner vom Fuß, Adeyemi „bedankte“ sich mit einem Flachschuss ins rechte Eck zum 5:1-Halbzeitstand.
Auch Durchgang zwei begann mit einem Schreckmoment, doch dieses Mal endete er nicht glücklich: Adeyemi griff sich im Kopfballduell an den hinteren rechten Oberschenkel und verließ enttäuscht und kopfschüttelnd den Platz (47.). Er wurde durch Duranville ersetzt, dessen Schuss Schmeichel soeben um den Pfosten lenken konnte (58.). Kurz zuvor hatte er einen Distanzschuss von Ryerson gehalten.
Nach einer Stunde kam ein weiteres Trio (Bensebaini, Nmecha und Beier für Couto, Groß und Brandt) und kurz darauf war das halbe Dutzend voll: Schlotterbeck fing tief in der gegnerischen Hälfte einen Aufbaupass des Gegners ab, passte auf Guirassy, der Scales mit einer Körpertäuschung ins Leere schickte und aus vier Metern zum 6:1 vollstreckte (66.). Der Doppeltorschütze wurde kurze Zeit später von Sabitzer ersetzt; Beier ging in die Spitze. Der neue Mann im Angriffszentrum wurde in Minute 79 von Duranville gesucht, doch bevor er zum Abschluss kam, war ein Schotte dazwischen. Den Abpraller aber jagte Nmecha in die Maschen.
Das Tempo war danach merklich gedrosselt, die zweite Hälfte insgesamt nicht mehr so temporeich wie die erste – abgesehen von einem Solo von Duranville aus der eigenen Hälfte. Schmeichel parierte den Abschluss, den Abpraller bekam Gittens nicht unter Kontrolle (83.).
Ausblick:
Für den BVB geht es in diesem Wettbewerb am 22. Oktober mit einem Auswärtsspiel bei Real Madrid weiter. Vor der Länderspielpause gibt es noch einen Spieltermin in der Bundesliga: an diesem Samstag (15:30 Uhr) bei Union Berlin.
Teams & Tore
UEFA Champions League, 2. Spieltag
BORUSSIA DORTMUND – CELTIC FC 7:1 (5:1)
Bor. Dortmund: Kobel – Couto (61. Bensebaini), Anton, Schlotterbeck, Ryerson – Can, Groß (61. Nmecha) – Adeyemi (48. Duranville), Brandt (61. Beier), Gittens – Guirassy (70. Sabitzer)
Celtic Glasgow: Schmeichel – Johnston (86. Ralston), Trusty, Scales, Taylor (46. Valle) – McGregor – Engels, Bernardo (46. Hatate) – Kühn (63. Yang), Furuhashi (63. Idah), Maeda
Bank: Meyer, Lotka, Süle, Azhil – Bain, Sinisalo, Nawrocki, Welsh, Forrest, McCowan, Palma
Tore: 1:0 Can (7., Foulelfmeter, Schmeichel an Gittens), 1:1 Maeda (9., Engels), 2:1 Adeyemi (11., Brandt), 3:1 Adeyemi (29., Schlotterbeck), 4:1 Guirassy (40., Foulelfmeter, Engels an Adeyemi), 5:1 Adeyemi (42.), 6:1 Guirassy (66., Schlotterbeck), 7:1 Nmecha (79., Duranville)
Eckstöße: 8:4 (Halbzeit 6:2), Chancenverhältnis: 12:3 (8:1)
Schiedsrichter: Sanchez Martinez (Spanien), Gelbe Karten: Groß, Bensebaini – Schmeichel, Hatate
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft), Wetter: trocken, 11 Grad