Nach Auschwitz und Dachau gehen BVB-Fans auch im Sommer 2014 wieder auf Gedenkstättenfahrt. Das Ziel in diesem Jahr heißt Lublin. Die schwarzgelbe Delegation berichtet in dieser Woche täglich von der Spurensuche aus Polen.

Tag 2

Der Tag geht früh los und wir treffen uns bereits um 8 Uhr, um uns auf den Weg in die Gedenkstätte des Vernichtungslagers in Belzec zu machen. In den Gaskammern des zwischen März und Dezember 1942 betriebenen Lagers wurden etwa 500.000 Menschen ermordet. Es sind nur zwei Menschen bekannt, die Belzec überlebten.

Nach unserer Ankunft besuchen wir zunächst die ehemalige Lagerkommandantur und einen Lokschuppen, in dem die geraubten Wertsachen der Jüdinnen und Juden gesammelt, sortiert und für den Transport ins Reichsgebiet vorbereitet wurden.  Anschließend gehen wir weiter zum eigentlichen Vernichtungslager. Da dieses von den Nazis vollständig demontiert wurde, befindet sich an dieser Stelle heute eine Gedenkstätte, die in moderner und eindrucksvoller Form an die Ermordung erinnert. Unter einem größeren Feld aus Schlackesteinen, die das hier erloschene Leben symbolisieren, befinden sich insgesamt 33 Massengräber. Die Fläche wird durch einen Weg in der Mitte geteilt, der an die „Himmelsstraße“ erinnert. Als „Himmelsstraße“ bezeichneten die Nazis auf zynische Weise den Weg von der Rampe in die Gaskammer.

So wie die Opfer von damals erreichen wir das Lager an der ehemaligen Rampe. Dort berichtet unser Guide, dass im unteren Ankunftsbereich in verschiedenen Baracken die Plünderung des Eigentums und die Erniedrigung der hierher Deportierten durch das Abschneiden der Haare sowie das vollständige Entkleiden stattfand. Danach gehen wir weiter über den Weg zum oberen Teil des Lagers. Wir stehen genau dort, wo  hunderttausende Menschen in Gaskammern ihr Leben lassen mussten. Ihr Weg von der Ankunft bis zu ihrer Ermordung dauerte dabei nur etwa zwei Stunden. Wir gehen weiter über Stufen mit den Namen der Herkunftsstädte der Deportierten um das Massengrab herum wieder zurück zum Ausgangspunkt.  An der Stufe mit dem Schriftzug „Dortmund“ halten wir für einen kurzen Moment inne und legen Blumen nieder. Nach einem abschließenden Rundgang durch die Ausstellung, die den jüdischen Opfern von damals wieder ein Gesicht gibt, verlassen wir Belzec und fahren weiter nach Zamosc.

Diese Stadt liegt uns besonders am Herzen, weil Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg von Dortmund aus mit einem Deportationszug in das dort liegende Ghetto gebracht wurden, um später in Belzec oder Sobibor ermordet zu werden. An der ehemaligen und noch heute erhaltenen Rampe, an der im Mai vor 72 Jahren der Zug aus Dortmund ankam, lesen wir gemeinsam einen Brief von Ruth Bauernschmitt an die in der Heimat verbliebene Verwandtschaft. Auf diese Weise erfahren wir viel über den Kontext unserer Reise und den Weg der aus Dortmund Deportierten. 

Als das Ghetto in Zamosc geschlossen wurde, mussten die dort verbliebenen Menschen zu Fuß die 20 Kilometer in das nächstgelegene Izbica laufen. So führt auch unser Weg heute hierher.

Die Nazis nutzten diesen Ort, in dem vor der Shoah 95 Prozent der Bevölkerung jüdisch waren, als Transitghetto. Das komplette jüdische Leben wurde hier ausgelöscht. Heute erinnert ein abgelegener jüdischer Friedhof, auf dem sich auch ein Massengrab befindet, an das Morden.

Am Ende des langen Tages bleiben viele zu verarbeitende Eindrücke, die wir am Abend nochmal in der Gruppe Revue passieren lassen. Morgen führt uns unsere Reise zum Konzentrationslager in Majdanek vor den Toren Lublins.

Hier zum Nachlesen  Tag 1