Beim größten Abschiedsspiel, das Europa je gesehen hat, haben am Samstagabend 81.359 begeisterte Zuschauer ihre Nummer 17 gefeiert. Sie feierten die 13 Jahre, die Dede für ihren BVB die Schuhe geschnürt und die Knochen hingehalten hat.

Und sie feierten ein wirklich nicht alltägliches Zusammentreffen von Borussen aus mehr als zwei Jahrzehnten, bei dem es bemerkenswert humorvoll und warmherzig zuging. Dede hatte eingeladen, und alle, die es einrichten konnten, waren gekommen, um diesem Sympathieträger einen gebührenden Abschied zu bescheren.

Stelldichein der Größen der Vergangenheit.

Jens Lehmann und Jan Koller, Marcio Amoroso und Stefan Reuter, Tinga oder Alex Frei – ein Stelldichein der Größen der jüngeren Vergangenheit. Und jedem, dessen Herz früher oder noch heute für den BVB schlug oder schlägt, dem wurde es warm zumute. In der Kabine der brasilianisch angehauchten „Dede Weltauswahl“, unter anderem mit den sechs Brüdern von Dede, ging eh schon vor dem Spiel die Samba ab.

„Er hat enorm trainiert für dieses Abschiedsspiel“, witzelte Trainer Michael Skibbe, der mit seinem Co-Trainer Dede in der Türkei bei Eskesehirspor arbeitet. Wohlwollend betrachtet, war manch einem der ehemaligen Profis anzusehen, dass es in Sachen Fitness nach der Profikarriere nicht unbedingt bergauf geht. Ein ergrauter Sergej Barbarez, Tinga mit noch längeren Rasta-Zöpfen, ein Thomas Häßler mit begrenztem Aktionsradius. Fußballerisch jedoch hatte dieser launige Einlage-Kick größtes Unterhaltungspotenzial.

Ehrenrunde mitten im Spiel

Nicht zuletzt die Szene in der 39. Minute, als Dede mit einem spektakulär raffinierten Kniefall weit vor einer möglichen Berührung mit Torhüter Marc Ziegler Schiedsrichter Babak Rafati zu einem Strafstoß-Pfiff verleitete. Die Chance ließ sich der „Gefoulte“ nicht nehmen – „Ole Dede“ auf der Ehrenrunde, mitten im Spiel. Und das Stadion sang „Wir sind alle Dortmunder Jungs“. Dieses Publikum bestätigte einmal mehr seinen guten Ruf. Sobald einer die Tore aufschließt, sind sie alle da. Wie in besten Bundesliga-Tagen schwappte die La-ola-Welle von einer Tribüne zur nächsten.

„Die Mannschaften schleppen sich wieder auf den Platz“, spaßte Stadionsprecher Norbert Dickel vor Durchgang zwei. „Zwei Kisten Bier“, hätte Trainer Thomas Doll in der Kabine für einen Sieg versprochen, verriet Barbarez. Ob die Flaschen erst nach der Partie geöffnet wurden – einerlei. Nach 89 kunterbunten und kurzweiligen Fußballminuten war dann Schluss. Ehrenrunde. „Ich möchte den Fans für diese Unterstützung danken. Das gibt es nur bei Borussia Dortmund“, sagte Dede.

Die Partie endete übrigens 14:11, doch das Ergebnis war wirklich nur eine Randnotiz an diesem nostalgischen Abend. „Es ist immer wieder schön, mit diesen Freunden aus all den Jahren zu spielen und sie alle wiederzusehen“, sagte Dede, der gerade wegen seiner emotionalen und ehrlichen Art einen absoluten Kultstatus unter den BVB-Fans erlangt hat. Dede ist schlicht eine Legende. Nicht erst seit seinem Abschiedsspiel am Samstagabend.

Dede Weltauswahl: Teddy de Beer, Marc Ziegler, Evanilson, Miki Stevic, De Edson, Tinga, Nuri Sahin (o.E.), Levi (Dede), Ruis Marques, Jan Koller, Lincoln, Mohamed Zidan, Sundi, Ewerthon, Rafinha, Paulo Sergio, Alex Frei, Sergej Barbarez, Leandro (Dede), Lucas (Dede), Marcio Amoroso, Felipe Santana, Ailton, Luciano (Dede), Lucio (Dede); Trainer: Thomas Doll, Ralf Zumdick  

Dede Nationalelf: Roman Weidenfeller, Jens Lehmann, Knut Reinhardt, Christian Wörns, Thomas Hengen, Florian Kringe, Stefan Reuter, Giovanni Federico, Thomas Häßler, Heiko Herrlich, David Odonkor, Giuseppe Reina, Dede, Lars Ricken, Otto Addo, Kevin Großkreutz, Marc-André Kruska, Torsten Frings, Kevin Kuranyi, Patrick Owomoyela, Marcel Schmelzer, Francis Bugri; Trainer: Michael Skibbe
Quelle: Ruhr Nachrichten, Autor: Jürgen Koers