Mit dem Abgang von Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan „fehlen uns die Säulen, die das Gebilde getragen haben“, sagt Thomas Tuchel. Im Jahr des Umbruchs will der Coach „kreativ werden und neue Lösungen finden“. Er kündigt an: „Wir dürfen nicht festhalten an dem, was wir hatten, sondern müssen loslassen und bewusst versuchen, etwas Neues zu erschaffen.“

Thomas Tuchel über den Start der Vorbereitung:
„Es fühlt sich ein bisschen an wie während einer Länderspielpause. Wir haben gestandene Spieler dabei und einige Neue. Damit es eine funktionierende Trainingsgruppe wird, haben wir viele Jungs aus der U19 und aus der U23 mit dabei. Das macht auch viel Spaß. Wir wollen einen konzentrierten, nachhaltigen Aufbau starten nach einem Urlaub, den wir genossen haben, den wir aber auch nötig hatten. Die derzeitige Situation gibt den jungen Spielern die Möglichkeit, mit den älteren zusammenzuwachsen. Und wir freuen uns, wenn Montag für Montag weitere Spieler hinzukommen.“

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... über den Verlust von drei Leistungsträgern:
„Es hat sich viel getan. Manche sprechen von einem Umbruch. Es fühlt sich vielleicht sogar so an wie ein Neuanfang. Mit Mats, Illie und Miki sind drei extrem wichtige Spieler gegangen. Das sind mehr als normale Abgänge. Eine Mannschaft ist ein sehr sensibles Gebilde. Es liegt auf den Schultern solcher Spieler mit so einer Ausstrahlung. Diese drei Spieler zu verlieren, bedeutet: Es fehlen uns die Säulen, die das Gebilde stabilisiert und getragen haben. Sie haben eine Qualität, die in Europa seinesgleichen sucht. Wir haben alles versucht, diese Spieler zu halten und die Mannschaft um sie herum zu verstärken. Wir müssen aber anerkennen, dass wir an Grenzen gestoßen sind, und dass es Klubs gibt, die noch einen größeren Reiz haben und über uns stehen. Dies zu leugnen und nicht wahrhaben zu wollen, würde dazu führen, dass du immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand rennst – oder aber du wirst kreativ und versuchst, neue Lösungen zu finden. Der Weg, den wir eingeschlagen haben, ist ein junger, ist ein riskanter. Aber Risiko wird auch belohnt. Wir haben uns für Spieler entschieden, die sich mit Haut und Haar zum BVB bekennen und ihr gesamtes Talent einbringen. Wir versuchen, mit aller Energie und Vorfreude ein Team zu entwickeln, auf das sich unsere Fans freuen.“

... über den künftigen Spielstil:
„Wir werden Zeit brauchen, die Dinge neu zu ordnen. Wir werden keinen der drei Abgänge eins zu eins ersetzen können. Es ist auch wichtig, das erst gar nicht zu versuchen, sondern das Talent, das in unserer Mannschaft steckt, weiterzuentwickeln. Die Gruppe soll sich menschlich und taktisch finden. Wir sind offen für eine neue Art zu spielen. Wir dürfen nicht festhalten an dem, was wir hatten, sondern müssen loslassen und bewusst auch versuchen, etwas Neues zu erschaffen. Wir spielen nach wie vor, um die Spitze herauszufordern. Und wir wollen wieder die Besten sein, die wir sein können.“

... über die zahlreichen Youngster auf dem Trainingsrasen:
„Sie machen uns viel Spaß, und es ist schön zu sehen, dass sie sich etwas zutrauen. Da hilft sicherlich auch das Trikot. Wenn sie in dem der Profis auflaufen, hat das nach außen eine andere Wirkung, als wenn sie ein Jugendtrikot an hätten. Wir haben in Wuppertal die Mannschaften bewusst getrennt, um zum einen unsere Spieler besser beurteilen zu können, zum anderen, um zu sehen, wie sich die ganz jungen zusammenraufen. Sie haben es gut gemacht! So ist es auch im Moment im Training. Die erfahrenen Profis, die hier sind, sind große Vorbilder. Es ist ein großes Glück für die Nachwuchsspieler, so herzlich angeleitet zu werden. Außergewöhnliches ist hier Normalität. Da gebührt den Älteren ein dickes Kompliment.“

... über die Größe des Kaders bei derzeit drei Abgängen und sechs Zugängen:
„Es kann in alle Richtungen noch etwas passieren. Wichtig ist, dass wir uns Zeit geben. Wir haben eine lange Vorbereitung mit vielen Reisen: Österreich, China, Schweiz. Dabei wollen wir allen die Möglichkeit geben, in der Gruppe ihre Rolle zu finden. Es lohnt sich immer, einen Puffer zu haben. Auf uns wartet eine höhere Anspannung in der Champions League, und wir müssen auch der Tatsache Rechnung tragen, dass wir die Messlatte in der Liga hoch gelegt haben. Wir werden in der Kaderplanung nicht blauäugig sein.“
Aufgezeichnet von Boris Rupert

BVB total!-Video: Die komplette Pressekonferenz mit Thomas Tuchel