Auf einem Bein hüpfte er vor der Süd und nahm teil an der Feier mit den Fans: Zwei Stunden zuvor hatte Karim Adeyemi beim Aufwärmen „Gänsehaut verspürt“, er war maßgeblich beteiligt am Siegtor, musste früh verletzt ausgewechselt werden, konnte sich jedoch am Ende trotz Schmerzen freuen. Adeyemi stand sinnbildlich für den BVB-Start in die neue Saison, der emotional, leidenschaftlich, zwischendurch holprig, am Ende aber erfolgreich verlief.

„Dieses Stadion ist in der Lage, uns zu helfen: diesen Ball mit 80.000 über die Linie zu drücken, und unser Tor zu verteidigen mit 80.000 im Rücken. Das hat uns geholfen, die letzten paar Prozent herauszukitzeln. Darüber sind wir sehr glücklich“, sagte Edin Terzic nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Leverkusen und kündigte an: „Wir werden uns aber nicht allein auf die Tribünen verlassen. Wir müssen weiterhin den Funken auf die Tribünen übertragen.“

„Zu Null gespielt, gewonnen: So kann es weitergehen. Die erste Halbzeit war druckvoll von uns, in der zweiten wurde es dann ein bisschen fahrig“, bilanzierte Nico Schlotterbeck. „Es war ein richtiger Kampf. Spielerisch war es nicht so leicht, weil Leverkusen gut dagegengehalten hat“, erklärte Adeyemi, der sich bei einem Foul von Hincapie am Sprunggelenk verletzte. „Er hat anschließend versucht, auf die Zähne zu beißen“, meinte Terzic. „Auch wenn er schnell ist. So schnell kann er gar nicht humpeln, um uns in diesem Spiel noch zu helfen.“

Auch Schlotterbeck stand zwischenzeitlich vor dem Aus, konnte dann aber doch weitermachen. „Nico hat sich beim Sturz auf die Schulter verletzt, musste behandelt werden. Ich hatte gar keine Zeit zu fragen, was ist, dann ging der Daumen hoch und er war sofort wieder da“, so Terzic: „Diese Härte hat er leider auch am Freitag beim Training gezeigt. Da ist er mit Jamie Bynoe-Gittens zusammengeknallt, so dass Jamie eine Prellung am Beckenkamm hat.“ Damit war die Frage beantwortet, warum die junge Offensiv-Hoffnung im Kader fehlte.

Das Siegtor, erzielt durch das hartnäckige Nachsetzen von Marco Reus, bereitete ein anderer Youngster vor: Youssoufa Moukoko. „Er hat sich gut bewegt, war sehr fleißig und hat die Dinge erledigt, die für die Mannschaft wichtig sind“, lobte Terzic den 17-Jährigen („Er wird immer reduziert auf die Anzahl der Tore, die er im Jugendfußball geschossen hat“) und stellte fest: „Das war ein sehr guter Schritt. Youssoufa war stark involviert an dem einen Tor, das zum Sieg gereicht hat.“

Mit defensiver Disziplin und einem starken Gregor Kobel im Tor holte der BVB die ersten Punkte der Saison. Chef im Mittelfeld und Initiator des 1:0-Treffers war Jude Bellingham. „Diese Form von Verantwortung möchte er, die verträgt er auch, und die werden wir ihm auch geben“, so Terzic über einen „der konstantesten Spieler in den letzten beiden Spielzeiten. Ich habe schon vor anderthalb Jahren gesagt: Wir wissen noch nicht, wie gut er ist. Wir versuchen herauszufinden, so seine Grenze sein wird.“
Boris Rupert