Julian Ryerson ist dabei, aber nicht mittendrin. Nachdem er sich im vergangenen Jahr das Innenband verletzt hat, macht der Abwehrspieler im Trainingslager in Marbella die nächsten Schritte auf dem Weg zurück. Wir haben mit ihm über seine Reha und sein erstes Jahr in Schwarzgelb gesprochen.

Du hast Dich im vergangenen Jahr verletzt. Wie läuft die Reha?
„Mir geht es sehr gut. Ich glaube, ich liege sogar ein bisschen vor der geplanten Zeit. Das ist sehr gut. Ich hoffe, dass es so bleibt. Aber ich will nicht zu weit nach vorn schauen. Ich denke von Tag zu Tag, so wie wenn ich spiele, denn alles andere bringt nichts. Ich lege die Energie auf das Wesentliche. Es ist ein Prozess, der dauert und viel Energie kostet. Es ist immer hart zurückzukommen. Das Training ist anders, aber genauso schwer.“

Wie sehen Deine Tage hier aus?
„Ich bin da, aber ich bin 20 Meter entfernt von den anderen. Ich mache Krafttraining und bin bei den Physios. Zum Glück konnte ich jetzt mit dem Lauftraining anfangen, da kann man mal etwas anderes machen als nur im Kraftraum zu arbeiten. Dann macht sogar das Laufen Spaß.“

Wie schwer ist es, den Kollegen bei der Arbeit zusehen zu müssen und selbst nicht mitmachen zu dürfen?
„Es geht irgendwie, weil der Fokus für mich auf etwas anderem liegt. Ich habe das Glück, dass ich mich fokussieren kann und im Tunnel bin, dass ich mich nicht von zu viel beeinflussen lasse. Ich versuche, das Positive zu sehen und mich über kleine Fortschritte zu freuen. Das gelingt mir gut. Das ist mir auch beim letzten Mal, als ich verletzt war, gut gelungen. Und das mache ich jetzt wieder so.“

Wie hältst Du trotzdem Kontakt zu den Mannschaftskollegen?
„Wir sind im selben Hotel, wir sehen uns beim Essen und fahren mit demselben Bus zum Training, nur dass ich anschließend einige Meter entfernt bin. Der Abstand ist nicht allzu groß, das ist kein Problem. Natürlich vermisse ich es, auf dem Platz zu stehen, die Gespräche mit den Kollegen und das Teamgefühl. Aber wir sind auch eine kleine Gruppe, die die Reha macht.“

Wann darfst Du voraussichtlich wieder mit Deinen Mitspielern trainieren?
„So schnell wie möglich hoffe ich. Aber ich habe nicht danach gefragt, wie die nächsten Schritte aussehen. Ich will es auch nicht wissen. Ich mache das, was mir gesagt wird. Ich habe auch nicht gefragt, wann ich wieder laufen durfte, und auf einmal war es so weit.“

Lass uns kurz zurückblicken: Am 17. Januar bist Du ein Jahr beim BVB. Wie beschreibst Du dieses Jahr?
„Es ist schnell vergangen. Ich habe eine Menge erlebt mit einigen Tiefen aber auch vielen Höhen. Es war ein besonderes Jahr.“

Was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?
„Da gibt es so viel. Über das eine Thema muss ich nichts sagen, das kennen wir alle. Das erste Mal in unserem Stadion war sehr besonders, auch natürlich das erste Tor zu Hause. Aber eigentlich ist jedes Heimspiel etwas Besonderes.“

Hattest Du erwartet, so viele Spiele zu machen?
„Ja, das ist immer meine Einstellung. Ich bin gekommen, um zu spielen und der Mannschaft zu helfen. Gerne in jedem Spiel.“

Du spielst mal rechts, mal links in der Abwehrkette. Ist die Vielseitigkeit ein Vorteil?
„Ja. Ich hoffe auch für die Mannschaft und nicht nur für mich. Ich bin flexibel und habe schon auf vielen Positionen gespielt, seitdem ich mit Fußball angefangen habe. Von daher kenne ich es und es ist eine Stärke von mir.“

Wie beschreibst Du Deine Spielweise?
„Es ist immer schwierig, sich selbst zu beschreiben. Ich mache mir darum auch nicht so viele Gedanken. Aber ich bin einer, der viel läuft, kämpft, eine gewisse Mentalität mitbringt. Ich finde es richtig cool, für eine Grätsche gefeiert zu werden. Ich mag es, wenn die Fans mitgehen und es im Stadion emotional ist. Das gibt mir auch Energie, wenn ich so etwas spüre. Ich möchte auch Tore vorbereiten, dazu beizutragen ist auch ein wichtiger Teil meiner Position.“
Interview: Christina Reinke