Story
Schnelligkeit, Dribblings, Kombinationen – Yan Couto im Porträt
„Ich weiß, dass Brasilianer, wenn sie hierherkommen, oft Geschichte schreiben. Also hoffe ich, dass ich auch einer bin, dass ich hier Geschichte schreibe“, sagt Yan Couto, nachdem er seinen Vertrag bei Borussia Dortmund unterschrieben hat. Aufgewachsen ist der Abwehrspieler in Curitiba in der Nähe von Sao Paulo. „In Brasilien sagt man oft, dass es eine Stadt ist, die Europa ähnelt. Also regnet es dort mehr als normal. Es ist dort nicht immer sonnig. Also bin ich auch auf das Wetter vorbereitet.“
Mit drei Jahren fing Yan Couto an, Fußball zu spielen und dabei die viel zu großen Fußballschuhe seines Vaters zu tragen. Fotos zeugen noch heute davon, dass der kleine Yan in den großen Schuhen immer mit dem Ball spielen wollte. Anschließend („Ich glaube, ich war vier Jahre alt“) trat Couto einer Mannschaft von Siebenjährigen bei und bestritt kurz darauf schon erste Turniere. Ganz festlegen wollte er sich jedoch noch nicht auf den Fußball, der draußen gespielt wird: Vier Jahre lang, bis zum 13. Lebensjahr, spielte Couto in der Halle.
Coutos Heimatverein ist Coritiba FC, wo er als Neunjähriger begann. „Ich habe viele Dinge erlebt, ich habe den Sprung in die U-Nationalmannschaft geschafft. Das sind Dinge, an die ich mich immer erinnern werde, die mir sehr wichtig sind. Und ich bin meinem Heimatverein sehr dankbar, der mich als Person und als Spieler geformt hat.“ Noch als Spieler von Coritiba wurde er für die brasilianische U17-Nationalmannschaft nominiert, die 2019 die Weltmeisterschaft gewann. Im Finale gab Couto die Vorlage zum Siegtor. Die englische Zeitung Guardian nahm ihn in ihre Liste „Next Generation 2019“ als eines der 60 besten Talente weltweit auf. 2020 debütierte er in der ersten Mannschaft von Coritiba.
Couto war mittlerweile ein Begriff in der Fußballwelt und hatte auf sich aufmerksam gemacht. Viele Vereine umwarben ihn und mit 18 Jahren verließ der Abwehrspieler seinen Heimatverein, Manchester City hatte den Zuschlag bekommen. Doch nur kurz darauf verlieh City ihn für die Saison 2020/21 an den Partnerklub FC Girona, um in der zweiten spanischen Liga Spielpraxis zu sammeln. Es folgten zwei weitere Leihen zu Sporting Braga (2021/22) nach Portugal und erneut nach Girona (2022-2024), zwischenzeitlich in Spaniens erste Spielklasse aufgestiegen. Auf der iberischen Halbinsel entwickelte er sich zu einem der stärksten Außenverteidiger der Liga. Mittlerweile A-Nationalspieler für Brasilien (vier Spiele, Teilnahme an der Copa America 2024), beendete der 22-Jährige mit Girona die Spielzeit 2023/24 überraschend auf Rang drei. Couto war mit zehn Torvorlagen und einem Tor in 34 Spielen am Höhenflug beteiligt.
Intelligenter sein
Der schmächtige Außenspieler bezeichnet sich selbst als intelligenten Spieler, „denn ich bin nicht groß, ich bin nicht sehr stark. Also muss ich irgendwie intelligenter sein“. Seine Schnelligkeit gehört ebenfalls zu Coutos Stärken. Er mag es, mit Geschwindigkeit zu spielen, mit dem Ball zu rennen. Er mag gute Kombinationen und will seiner Mannschaft mit Vorlagen oder Toren helfen. Und er versucht, wann immer es geht, jemanden zu umdribbeln, um der Mannschaft Raum zu geben. Couto ist ein Rechtsverteidiger, der auch gern vorne spielt, er sieht sich als offensiven Außenverteidiger.
Bei diesen Eigenschaften auf dem Platz verwundert es nicht, dass er auch privat die Beschäftigung mag: „Wenn ich kann, tue ich immer etwas. Ich mag es nicht, nichts zu tun. Also – außer, wenn ich schlafe. Ich rede immer gerne mit meinen Freunden aus Brasilien, ich vermisse sie sehr, auch meine Freundin.“ Wann immer es möglich ist, verbringt Couto die Zeit in seiner Heimatstadt. Dort fühlt er sich zu Hause: „Immer, wenn ich dort bin, kann ich mich gut entspannen. Ich bin dort glücklich.“
Von Curitiba hat er sich auch auf den Weg nach Bad Ragaz gemacht, um sich dem BVB anzuschließen. Nach Ende des Trainingslagers wird Dortmund sein neuer Lebensmittelpunkt sein. Die ehemaligen Borussen Felipe Santana, Tinga und Reinier, mit dem er in der U17-Nationalmannschaft zusammenspielte, kennt Couto – der neue Brasilianer in Schwarzgelb, der den brasilianischen Stil zum BVB zurückbringen will. „Ich denke, ja, ich habe diesen Stil, und den möchte ich den Fans zeigen. Jetzt, da es wieder einen Brasilianer bei Borussia gibt. Ich bin hier, um das auf dem Spielfeld zu zeigen, und ich will diesen schönen Fußball zeigen.“
Christina Reinke