Spielbericht
Eigentor und Gelb-Rot beim 1:2 gegen Stuttgart
Es berichtet Boris Rupert
Der BVB war in der ersten Halbzeit optisch überlegen (knapp 62 Prozent Ballbesitz), kam auch zu ein, zwei Möglichkeiten, doch die dickste Chance hatte der gut geordnete VfB. Can verhinderte in der 37. Minute ein fast schon sicheres Gegentor durch Undav. Vor 81.365 Zuschauern, die hoffnungsvoll in den ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK gekommen waren, unterlief Anton in der 50. Minute ein Eigentor, erhöhte Chabot wenig später auf 0:2 (61.). Neun Minuten vor dem Ende traf Brandt zum Anschlusstreffer, Ryerson sah in der Schlussminute die Ampelkarte.
Ausgangslage:
Sechs Plätze, aber nur drei Zähler trennten den Elften Borussia Dortmund vom Fünften VfB Stuttgart. Der BVB war gegen den VfB seit fünf Pflichtspielen sieglos, hatte jedoch sechs der vorangegangenen neun Heimspiele gegen die Schwaben gewonnen. Der VfB war in seinen jüngsten beiden Bundesliga-Spielen ohne Punkt geblieben (0:2 in Mainz, 1:2 zu Hause gegen Mönchengladbach).
Personalien:
Niko Kovac veränderte bei seiner BVB-Premiere die Anfangsformation im Vergleich zum 2:1-Sieg in Heidenheim auf nur einer Position: Karim Adeyemi startete für Julien Duranville, der ebenso wie Niklas Süle nach überstandener Verletzung sowie Neuzugang Daniel Svensson auf der Bank saß. Carney Chukwuemeka fehlte dagegen (Schlag aufs Knie).
Taktik:
Kovac beließ es bei der 4-2-3-1-Grundordnung, mit der Interimscoach und Vorgänger Mike Tullberg die Mannschaft zuletzt in Heidenheim spielen ließ. Bensebaini rückte bei Ballbesitz häufig ein ins zentrale Mittelfeld. Stuttgart, ebenfalls im 4-2-3-1 angeordnet, war sehr gut organisiert, presste hoch mit bis zu fünf Spielern in der Dortmunder Hälfte und versteckte sich nicht. Der VfB agierte im Aufbau mit Dreierkette und in einem ins Mittelfeld vorgezogenen Außenverteidiger und versuchte, mit langen Bällen hinter die Kette zu kommen.
Spielverlauf & Analyse:
Der BVB fand trotz deutlich höherer Ballbesitzanteile schwer ins Spiel gegen einen zweikampfstarken Gegner und erarbeitete sich erst in der zehnten Minute die erste Ecke. Diese aber wurde gefährlich. Am langen Pfosten kam Bensebaini aus spitzem Winkel an den Ball, Mittelstädt blockte, im Anschluss schlenzte der Algerier den Ball knapp am Tor vorbei. Stuttgart aber wirkte in den ersten 45 Minuten nicht nur gefestigter, sondern von der Spielanlage gefährlicher. Can sah nach einer Viertelstunde Gelb, nachdem er Undav nur mit dem Textilgriff stoppen konnte. Den folgenden Freistoß köpfte Chabot ins Netz, stand bei der Ballabgabe aber klar im Abseits.
Eine Einzelaktion von Gittens, der von links Richtung Strafraumlinie zog und von dort abschloss, führte nach 21 Minuten zur nächsten nennenswerten Torannäherung aus schwarzgelber Sicht. Nübel hatte allerdings keine Probleme. Das sah fünf Minuten später schon besser aus, als Gittens erneut nach innen zog und es dann wuchtig aus der Distanz versuchte. Nübel wehrte ab zur Ecke. Die Geschwindigkeitsvorteile von Adeyemi und Gittens auf den Außenpositionen kamen nun langsam zur Geltung, obwohl sie von Stuttgarts defensiven und offensiven Außen bearbeitet wurden.
In der 37. Minute überschlugen sich die Ereignisse in einer bis dahin übersichtlichen Partie. Zunächst lief Undav nach einem schlecht getimten Rückpass von Anton allein aufs Dortmunder Tor zu, war auch schon an Kobel vorbei, wurde dann aber noch von Can gestellt. Eine Weltklasse-Aktion des Kapitäns! Im direkten Gegenzug gab Ryerson den Ball scharf nach innen, Adeyemi machte es aus acht Metern aus der Drehung mit der Hacke, Nübel war zur Stelle.
An einem sonnigen Vorfrühlingstag kam der BVB entschlossener aus der Kabine. Nach Pass von Guirassy war Adeyemi keine zwei Minuten nach Wiederbeginn halbrechts durch, statt des möglichen Abschlusses suchte er jedoch einen Mitspieler am oder im Fünfmeterraum, fand ihn aber nicht. Keine zwei Minuten später war Adeyemi nach Doppelpass mit Brandt wieder durch, dieses Mal suchte er aus erneut recht spitzem Winkel den Abschluss, schoss aber vorbei. Stattdessen fiel das Tor auf der Gegenseite: Führich sprintete aus der eigenen Hälfte von links nach vorn, war nach Doppelpass frei am rechten Flügel, passte scharf nach innen, Anton wollte zur Ecke klären, traf aber ins eigene Netz (51.).
Im Anschluss an den vierten Stuttgarter Eckball stand Hendriks bei einer Hereingabe im Abseits, attackierte dann Guirassy, der den Ball zum Gegner spielte. Die Kugel kam nach rechts zu Leweling, dessen Flanke Chabot links am Fünfer zum 0:2 in die Maschen drosch. Ein sehr diskutabler Gegentreffer.
Das Spielglück war nicht auf Dortmunder Seite. Dem Eigentor und dem regeltechnisch diskutablen zweiten Gegentreffer folgte Pech im Abschluss: Nübel lenkte Gittens Geschoss so gerade noch an die Latte (69.). Stuttgart zog sich weit zurück, der BVB rannte an, fand aber zunächst kaum ein Durchkommen – bis zur achten Ecke. Die führte Brandt von der linken Seite kurz aus auf Groß, Doppelpass, und Brandt schoss die Kugel flach aus spitzem Winkel zum 1:2 in die Maschen. Es wurde immer hektischer. Stiller zerrte und zerrte an Ryerson, dessen Befreiungsversuch Schiedsrichter Siebert mit Gelb (und anschließend Gelb-Rot) ahndete (90.). Auch Stiller sah Gelb. Die siebenminütige Nachspielzeit musste der BVB in Unterzahl bestreiten und kam erst in Minute 97 zu einer weiteren Torchance, doch Brandt schoss einen Freistoß weit am Tor vorbei.
Ausblick:
Am Dienstag (21 Uhr) tritt der BVB zum Playoff-Spiel in der UEFA Champions League bei Sporting Lissabon, am Samstag (15:30 Uhr) in der Bundesliga beim VfL Bochum.
Teams & Tore
Fußball-Bundesliga, 21. Spieltag
Samstag, 8. Februar 2025, 15:30 Uhr
BORUSSIA DORTMUND – VFB STUTTGART 1:2 (0:0)
Bor. Dortmund: Kobel – Ryerson, Can, Anton, Bensebaini (85. Svensson) – Sabitzer, Groß (85. Reyna) – Adeyemi (71. Beier), Brandt, Gittens (85. Duranville) – Guirassy
VfB Stuttgart: Nübel – Stergiou, Chabot, Hendriks, Mittelstädt – Karazor, Stiller – Leweling (86. Woltemade), Millot (77. Keitel), Führich (70. Vagnoman) – Undav (70. Demirovic)
Bank: Meyer, Couto, Özcan, Süle, Wätjen – Bredlow, Jaquez, Jeltsch, Stenzel, Rieder
Tore: 0:1 Anton (50., Eigentor, Führich), 0:2 Chabot (61., Leweling), 1:2 Brandt (81., Groß)
Eckstöße: 8:4 (Halbzeit 4:3), Chancenverhältnis: 6:3 (3:1)
Schiedsrichter: Siebert (Berlin), Gelb-Rote Karte: Ryerson (90., wiederholtes Foulspiel), Gelbe Karten: Can, Adeyemi, Duranville, Kehl – Stiller, Karazor
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft), Wetter: heiter, 09 Grad