Achtmal hat der BVB die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft gewonnen, aber noch nie den DFB-Junioren-Vereinspokal. „Wir wollen diesen Pott erstmals nach Dortmund holen und wieder ein Stück Vereinsgeschichte schreiben“, sagt Mike Tullberg vor dem Finale gegen den VfB Stuttgart am Freitag im Karl-Liebknecht-Stadion von Potsdam-Babelsberg (Anstoß 18 Uhr, live bei Sky).

Nachdem seinem Team in der ersten Runde des Pokal-Wettbewerbs Viktoria Berlin als Gegner zugelost worden war, hatte der Fußball-Lehrer ein ambitioniertes Ziel ausgerufen: „Wir beginnen den Wettbewerb in Berlin, und wir wollen ihn am 20. Mai in der Hauptstadt beenden.“ Diese Vorgabe hat die Mannschaft erfüllt. Die ICE-Reise führt nicht direkt nach Berlin, sondern in die Hauptstadt des Landes Brandenburg, nach Potsdam. Aber einen Tag später geht es tatsächlich ins Olympiastadion, wenn die Teams des U19-Endspiels im Rahmen des DFB-Pokal-Finals zwischen dem SC Freiburg und Leipzig vorgestellt und noch einmal ausgezeichnet werden.

2009 hatten sich die Schwarzgelben mit ihrem damaligen Ausnahme-Talent Mario Götze schon einmal für das Finale gegen den damals von Christian Streich trainierten SC Freiburg qualifiziert und nach Elfmeterschießen mit 5:6 verloren. 2019 erreichten sie das Halbfinale, scheiterten aber an Leipzig, ebenfalls im Elfmeterschießen. In der aktuellen Spielzeit taten sie sich im DFB-Pokal deutlich schwerer als in allen anderen Wettbewerben. „Wir haben unsere Fans etwas zittern lassen“, so Tullberg. Die ersten Runden überstanden sie gegen Viktoria Berlin (4:1) und FC Carl Zeiss Jena (3:1) souverän, gegen Hannover 96 (3:1) und den SC Freiburg (2:0) benötigten sie jeweils eine Verlängerung. 

Nach dem zweiten Halbfinalspiel um die Deutsche Meisterschaft auf Schalke haben sie einen dicken Strich gezogen. Jetzt geht es darum, in drei Endspielen die Früchte einer „herausragenden Saison“ (Tullberg) zu ernten. Erst gegen Stuttgart, dann in der Meisterschaft gegen Hertha BSC (29. Mai) und schließlich im Westfalenpokal erneut gegen Schalke 04 (voraussichtlich am 1. Juni). „Wir denken nicht an das Double oder das Triple, sondern fokussieren uns auf den VfB Stuttgart“, versichert Mike Tullberg. 

Stuttgarts Prunkstück ist die Abwehr

Und daran tun sie gut, denn die Schwaben werden, obwohl sie die Bundesliga-Runde mit zwei Punkten Rückstand auf Meister FC Augsburg lediglich als Tabellenvierter abgeschlossen haben, als stärkste Mannschaft in der Staffel Süd/Südwest eingeschätzt. In ihren Reihen stehen vier aktuelle U19-Nationalspieler (Mattis Hoppe, Lukas Laupheimer, Davino Knappe und Robin Littig), die auch schon einen Schnupperkurs bei den Profis absolviert haben, dazu erwartet Tullberg auch zwei U19-Spieler, die zuletzt ausschließlich im Profi-Kader standen. VfB-Prunkstück ist die Abwehr, die in der Bundesliga die mit Abstand wenigstens Gegentreffer (16) kassierte

Stuttgart zog über Werder Bremen (2:1), Bayer Leverkusen (3:1), Fortuna Düsseldorf (2:1) und Bayern München (3:1 im Elfmeterschießen) ins Finale ein. Tullberg erwartet ein „Duell auf Augenhöhe“, er will aber nicht so sehr über die Stärken des Gegners reden. „Wir haben in der gesamten Saison in allen Wettbewerben unsere Qualität gezeigt und gehen deshalb mit großem Selbstbewusstsein in dieses Spiel“, versichert der Fußball-Lehrer, für den das 0:1 im Halbfinal-Rückspiel Schalke kaum noch eine Randnotiz wert ist: „Das war ganz schnell abgehakt, keiner hat sich verletzt.“

Mike Tullberg verzichtet darauf, Abdoulaye Kamara, Soumaila Coulibaly oder Youssoufa Moukoko, die alle für die U19 spielberechtigt wären, für seinen Kader anzufordern: „Ich nehme nur die Jungs, die uns während der gesamten Saison zur Verfügung gestanden haben. Jeder hat dazu beigetragen, dass wir zum Abschluss der Saison drei Endspiele bestreiten dürfen. Deshalb fährt der komplette Kader zum Pokalfinale.“

Jamie Bynoe-Gittens ist nach seinem „Abstecher“ zu den Profis in der vergangenen Woche wieder voll bei der U19 integriert. Ein Kandidat für die Startformation ist möglicherweise wieder Samuel Bamba, der seine Oberschenkelverletzung komplett auskuriert und alle Teile des Mannschaftstrainings beschwerdefrei absolviert hat. Auch Kapitän Dennis Lütke-Frie hofft nach seiner Leisten-OP auf sein Comeback  - spätestens im Meisterschafts-Endspiel.

5:3-Sieg im letzten Endspiel gegen Stuttgart

An den VfB Stuttgart hat die Mannschaft beste Erinnerungen. Beim ersten großen Turnier nach der langen Corona-Pause, dem Bundesliga-Cup im Juli 2021 in Schwäbisch Hall, feierten die Schwarzgelben einen 3:1-Endspielsieg gegen die Schwaben. Auf der Rückfahrt hatten sie den Bus wackeln lassen. „Nach zehn Monaten Lockdown mussten die Jungs auch das Feiern wieder lernen“, denkt Mike Tullberg gern an die Tage zurück, die sie zusätzlich für teambildende Maßnahmen nutzten.

Das war der Startschuss in eine außergewöhnliche Saison – und sollte ein gutes Omen sein. Wie auch die Erinnerung an das letzte große Duell der beiden erfolgreichsten deutschen Nachwuchs-Mannschaften. Im Finale um die Deutsche Meisterschaft 2019 in Großaspach drehte der BVB einen 1:3-Pausenrückstand und triumphierte am Ende mit 5:3. 

Für das Spiel sind noch Tickets verfügbar, alle Infos gibt es hier.

Hier geht es zu den Faninfos.

Wilfried Wittke