Helmut "Jockel" Bracht, Meisterspieler des BVB in den 50er und 60er Jahren, ist tot. Nach langer Krankheit starb der 81-Jährige am gestrigen Donnerstag Abend. Mit Borussia Dortmund wurde er dreimal Deutscher Meister und einmal Vizemeister. Er ist neben Wilhelm Burgsmüller der einzige Spieler, der bei allen drei Meisterschaften der Borussia vor Gründung der Bundesliga in der Finalmannschaft stand.

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Helmut Bracht

"Für Dich soll´s rote Rosen regnen" - frei nach Hildegard Knef - so hat "Jockel" Bracht, der friedlich eingeschlafen ist, den "Herbst seines Lebens" im Rosendorf Seppenrade verbracht. Am kommenden Freitag wird er in Dortmund-Brechten beerdigt. Der "Dortmunder Junge", der wie kaum ein anderer die Lebensfreude dieser Region verkörpert hat, starb - seit Jahren schwer krank - an der Seite von Ehefrau Karin.
Unweit des Borsigplatzes geboren, tritt der umtriebige Westfale frühzeitig dem BVB bei, für den er unter den Jugendleitern Häuser und Kampmann in der Schüler- und Jugendmannschaft bis zur Einstellung des Spielbetriebes 1943 kickt. Ausgebombt zieht Mutter Bracht mit ihren drei Kindern nach Lünen-Horstmar, wo "Jockel" bei den dortigen Preußen spielt. 1948 geht es zu Westfalia Herne, von 1953 an zwei Jahre unter Trainer Willi Kronsbein zur SpVg Herten (damals 2. Liga), anschließend holt ihn Borussias Fußball-Obmann Heinz Dolle zurück zum BVB.
Der gelernte Mineralöl-Kaufmann, genannt der "Ölprinz", weil er eine General-Agentur der Deutschen Shell führt, avanciert sogleich zum Stammspieler und wird mit Schwarz-Gelb Deutscher Meister 1956. Ein Jahr später erneut - in gleicher Besetzung! Der BVB bietet zu dieser Zeit die beste Vereinsmannschaft, in der "Jockel" als Außenläufer maßgeblich Anteil an den Erfolgen hat. "Fritz Walter und Hans Schäfer waren meine ärgsten Widersacher, die ich aber meist an der kurzen Leine hielt", berichtete "Jockel gerne über seine tollen Jahre in der Oberliga West (201 Spiele) und die Endrundenspiele zur "Deutschen", die anno 1961 erneut im Finale gipfelten, das allerdings gegen Nürnberg 0:3 verloren ging.
Zwei Jahre später, das letzte Mal vor Einführung der Bundesliga, war es wieder soweit. Borussia (als Westzweiter) in der Schlussrunde! Am Ende erreichte sie wieder das Endspiel - gegen Westmeister 1. FC Köln. "Jockels" Erinnerung: "Die feinen Pinkel vom Rhein, die Frauen von denen hatten breite Hüte auf, die kamen

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Szene aus dem Endspiel von 1963 mit

daher und dachten, was wollen denn die armen Säckel aus dem stinkigen Kohlenpott . . . Und dann haben wir denen mal gezeigt, wo es langging!" Borussia gewann 3:1 - "Jockel" hatte Hans Schäfer wieder fest im Griff - und der Europapokal der Landesmeister winkte. Bracht bestritt sein letztes internationales Spiel am 29. April 1964 im Halbfinale in San Siro beim 0:2 bei Inter Mailand - das Aus für Borussia. In der neu eingeführten Bundesliga spielte er ebenfalls noch elfmal und zählte auch 1965 zum Kader der DFB-Pokalsieger-Elf um Trainer Hermann Eppenhoff. In einem Jahrzehnt (von 1955 bis 1965) eine Riesen-Bilanz!
"Jockel" blieb seiner Borussia treu, als Obmann (bis 1971), im Ältestenrat (sechs Jahre lang auch als 1. Vorsitzender) und als "guter Geist" für verschiedene Vorstände. "Jockel" in seiner typischen Art: "Da waren auch ein paar trockene Brötchen dabei, die gingen zum Lachen in den Keller, die habe ich dann ans Händchen genommen und wieder ans Licht geführt."
Die unzähligen Geschichten aus seinem reichhaltigen Sportler-Leben haben immer Zuhörer gefunden - in den letzten Jahren war es ruhiger geworden für den bereits in jungen Jahren ergrauten "Charmeur der alten Schule". Krankheitsbedingt führte er zuletzt ein ruhiges Leben an der Seite seiner Karin, die ihn wirklich "auf Rosen gebettet" hatte.
Der BVB wird Dir, lieber "Jockel", ein ehrendes Andenken bewahren!
Fritz Lünschermann