Borussia Dortmund hat am 6. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit einem 4:2 (0:2)-Auswärtssieg in Leverkusen wieder die Tabellenführung übernommen. In einem atemberaubenden Spiel schnüffelte Bayer an einem 3:0-Vorsprung, doch dann kam der BVB zurück. Und wie!

Aus Leverkusen berichtet Boris Rupert

Vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena nutzte Leverkusen in der ersten Halbzeit die sich bietenden Chancen durch Weiser (9.) und Tah (39.) konsequent, während der BVB nie aufgab, durch Treffer von Bruun Larsen (65.) und Reus (69.) ausglich. Doch es kam noch besser: Alcácer traf zum 3:2 (85.) und 4:2 (90.+4).

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Ausgangslage:  
Leverkusen hatte nach einem Fehlstart mit zuletzt wettbewerbsübergreifend drei Siegen Selbstvertrauen getankt. Dortmund trat als letzter in dieser Saison noch ungeschlagener Klub an und blickte auf eine erfreuliche Serie in der BayArena zurück: In den elf Gastspielen zuvor hatte es nur eine Niederlage gegeben.

Personalien: 
Im fünften von sieben Spielen binnen 23 Tagen nahm Trainer Lucien Favre nur einen Wechsel vor. Gegenüber dem 7:0 am Mittwoch gegen Nürnberg rutschte Diallo für Schmelzer (Belastungssteuerung) in die Startelf. Nicht zur Verfügung standen Piszczek (leichte muskuläre Beschwerden), die verletzten Toprak, Toljan und Rode sowie der erkrankte Götze. Wolf und Guerreiro zählten wieder im Kader.

Taktik:  
Nach verbüßter Rotsperre rückte Diallo wieder in die Mannschaft – und erstmals auf die Linksverteidiger-Position im 4-2-3-1 der Borussen, die Probleme hatten mit dem in der ersten Halbzeit über weite Strecken intensiven Pressing der Heimmannschaft, die bei Ballbesitz ebenfalls im 4-2-3-1 spielte, gegen den Ball aber zunächst mit drei, vier Spielern Druck ausübte auf die Schwarzgelben und sich erst in ein 4-4-2 zurückzog, wenn die erste Presslinglinie überspielt war.

Spielverlauf & Analyse:
Das intensive Verschieben der Werkself auf den ballführenden Borussen eröffnete wiederum Möglichkeiten, mit Diagonalbällen das Spiel zu verlagern und zu Überzahlsituationen zu kommen. So in der elften Minute, als aus einer solchen Situation heraus Pulisic von rechts in den Strafraum eindringen und aus etwa 13 Metern halbrechter Position abziehen konnte. Torwart Hradecky bekam so eben noch die Arme hoch und parierte.

Es war die große Chance zum Ausgleich, nachdem Leverkusen früh in Führung gegangen war. Nach Lars Benders Balleroberung ging es über links, über Havertz und Alario, dessen Flanke Weiser aus gut 20 Metern halbrechter Position ins linke Eck nagelte (9.).

In einer Phase, in der Dortmund dem Ausgleich näher war als Leverkusen dem 2:0 – Hradecky wehrte mit viel Mühe einen Reus-Freistoß aus 25 Metern ab (36.) –, bekamen die Borussen nach einer eigentlich abgewehrten Ecke im Strafraum den Ball nicht weg. Stattdessen landete die Kugel beim freistehenden Tah, der aus sieben Metern zum 2:0 einschob (39.). Erstmals in dieser Saison lagen die Schwarzgelben mit zwei Toren im Hintertreffen, auch wenn es die Spieldaten (6:5 Torschüsse für Leverkusen, aber 51% gewonnene Zweikämpfe Dortmund und 56% Ballbesitz) in dieser Deutlichkeit nicht unbedingt hergaben.

Mit 0:2-Rückstand in die zweiten 45 Minuten

Der BVB kam mit Dahoud für Delaney aus der Kabine, und es war überraschend, dass Leverkusen einen offenen Schlagabtausch zuließ, phasenweise mit Vier-gegen-Vier-Angriffen auf beiden Seiten. Bereits zwei Minuten nach Wiederanpfiff hatte Reus nach Bruun-Larsen-Zuspiel den Anschlusstreffer auf dem Fuß, schlenzte den Ball aus zwölf Metern indes knapp über den Querbalken. Auf der anderen Seite wehrte Bürki einen satten Schuss von Brandt zur Ecke ab (50.), rettete der Pfosten bei Vollands Schuss (55.), und war wieder Bürki gefragt, als Havertz aus halbrechter Position zum Abschluss kam (57.).

Bruun Larsen und Reus zum 2:2

Borussia wehrte sich nach Kräften gegen die drohende Niederlage. Bruun Larsen scheiterte aus 15 Meter zunächst an Hradecky (62.) und stocherte den Ball kurz darauf zum 1:2 über die Linie. Hakimi hatte von rechts aus dem Halbfeld geflankt, Reus am langen Fünfereck den Ball perfekt mit links volley genommen, und Hradecky hatte nur abklatschen können. Der eingewechselte Alcacer und Bruun Larsen waren zur Stelle, der Däne ein wenig schneller und schob aus zwei Metern ein. (65.).

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Vier Minuten später: Ein Abwurf von Bürki führte zum 2:2. Reus trieb den Ball durch die Mitte, spielte nach rechts zum ebenfalls eingewechselten Sancho, der den Kopf oben hatte, den einlaufenden Reus sah und perfekt auflegte: Aus vollem Anlauf drosch Reus die Kugel zum Ausgleich hoch ins Netz (69.).

Alcácer mit dem langen Bein zum 3:2

Leverkusen wankte in dieser Phase. Nach Reus‘ Hereingabe zog Alcácer ab, doch ein Bayer-Spieler rettete noch zur Ecke. Doch in der 85. Minute war die Partie dann tatsächlich gedreht: Alcácer passte rechts raus zu Hakimi, der scharf nach innen flankte. Alcácer kam mit dem ausgestreckten Bein heran und katapultierte den Ball via linkem Innenpfosten zum 3:2 ins Netz! Wahnsinn!

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In der Nachspielzeit warf Bayer alles nach vorne. Tah köpfte aus fünf Metern am Tor vorbei (90.+1). Und als die letzte Ecke abgewehrt war, konnte Alcácer ins leere Tor schießen...

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Ausblick:  
Heimspiel-Doppelpack: Am Mittwoch (Anstoß 21 Uhr) empfängt Borussia Dortmund in der UEFA Champions League AS Monaco im Signal Iduna Park, drei Tage später gastiert der FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr) an der Strobelallee.

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