Im Januar 2020 kamen über 60 Staats- und Regierungschefs anlässlich des fünften World Holocaust Forum in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zusammen. Zum 75. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz erklärten die Staats- und Regierungschefs den Kampf gegen Antisemitismus und die Erinnerung an den Holocaust und die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg zur großen Aufgabe für die Weltgemeinschaft. Auch eine Delegation des BVB, angeführt von Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender der Geschäftsführung), nahm an der bewegenden Zeremonie teil.

Im Zuge des World Holocaust Forum entschied sich Borussia Dortmund, die Arbeitsdefinition Antisemitismus der Internationalen Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) zu übernehmen und damit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Antisemitismus zu leisten. Zur Unterschrift am heutigen 8. Oktober 2020 erklärte Hans-Joachim Watzke: „Mit unseren vielfältigen Projekten, von Lesungen und Workshops bis hin zu den jährlichen Bildungsreisen in unterschiedliche Gedenkstätten erreichen wir viele Fans, Mitarbeiter*innen, Partner und Sponsoren des BVB. Es ist ein weiterer Schritt, in unserer Arbeit auch die Arbeitsdefinition Antisemitismus zu übernehmen.“  

In den vergangenen Jahren hat sich vereinsübergreifend einiges getan, die DFL bietet Fortbildungen für Fanarbeiter, bei etlichen anderen Clubs sind Projekte entstanden, berichtete BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer und ergänzte: „Wir wünschen uns, dass sich viele Vereine anschließen. Für den Kampf gegen Antisemitismus kann es nur einen gemeinsamen Weg geben. Die IHRA-Definition schafft hierfür den richtigen Rahmen.“ 

Durch die Corona-Pandemie konnte die Unterzeichnung nicht wie ursprünglich geplant stattfinden. Daher waren der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, der Antisemitismus-Beauftragte des Vereinigten Königreichs, Lord John Mann, sowie die Direktorin für deutschsprachige Länder der Gedenkstätte Yad Vashem, Ruth Ur, digital zugeschaltet.  

Felix Klein betonte: „Um Antisemitismus früh erkennen und wirksam bekämpfen zu können, ist es wichtig, die Gesellschaft dafür zu sensibilisieren, was als Meinungsäußerung toleriert werden kann und wo die Grenze zum Antisemitismus überschritten wird. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass dies leider auch im Fußball geschieht. Die von der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken (IHRA) verabschiedete internationale Arbeitsdefinition von ‚Antisemitismus‘ liefert eine wertvolle Orientierungshilfe, um Fälle fair zu bewerten. Borussia Dortmund hat mit der Annahme der IHRA-Arbeitsdefinition ein starkes Zeichen gegen Judenhass gesetzt. Ich begrüße dies sehr und hoffe, dass andere Vereine diesem hervorragenden Beispiel folgen werden.“

Sein englisches Pendant John Mann betonte: „Dies ist ein eindrucksvoller Beweis der Werte und Stärke von Borussia Dortmund. Die Strahlkraft des BVB reicht weit über die deutschen Grenzen hinaus, und ich verneige mich vor ihrer führenden Rolle auf diesem Gebiet. Die Übernahme der IHRA-Definition wird es dem Club erlauben, eine prägende Rolle in der Bekämpfung des Antisemitismus einzunehmen. Der Ansatz von Borussia Dortmund ist beispielhaft für andere, und wir freuen uns darauf, den Club weiterhin in seinem Bestreben zu unterstützen, seine Botschaften und Werte zu verbreiten.“

Ruth Ur führte weiter aus: „Die Arbeitsdefinition der IHRA ist ein wichtiges Instrument im Kampf gegen Antisemitismus. Als eine der bekanntesten Fußballmannschaften der Welt, wird der BVB durch die Übernahme der Arbeitsdefinition von IHRA anderen als Signal und Vorbild dienen. Dies ist ein weiterer Schritt im kontinuierlichen Engagement des BVB, das Bewusstsein für die Lehren aus dem Holocaust zu schärfen. Es ist auch eine Erinnerung daran, dass die Bekämpfung von Antisemitismus und Diskriminierung in der Verantwortung der gesamten Gesellschaft und aller Nationen liegt. Als Mitglied der IHRA würdigt Yad Vashem den BVB für die Annahme der Arbeitsdefinition und wir begrüßen andere Organisationen, die diesem Beispiel folgen.“ 

Die Arbeitsdefinition Antisemitismus im Wortlaut: 

Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“

Weitere Informationen und Erläuterungen zur Arbeitsdefinition Antisemitismus finden Sie unter folgendem Link: https://www.holocaustremembrance.com/de/resources/working-definitions-charters/arbeitsdefinition-von-antisemitismus