Am kommenden Sonntag, 21. November, sind die Mitglieder von Borussia Dortmund zur Jahreshauptversammlung eingeladen. „Die Organisation dieser Versammlung ist von gesundheitspolitischen Vorgaben überlagert“, sagt Präsident Dr. Reinhard Rauball. „Es war nicht schön, unsere Mitglieder zwei Jahre lang nicht gesehen zu haben. Das möchten wir nachholen.“

Die Corona-Fallzahlen nehmen stark zu. Am Donnerstag tagen die Ministerpräsidenten der Bundesländer. Kann dieses Treffen Auswirkungen auf die Mitgliederversammlung am Sonntag haben?
Wir verfolgen sehr aufmerksam, was passiert und sind auch über aktuelle Strömungen informiert. Die Ministerpräsidentenkonferenz ist kein Gesetzgebungsorgan, sondern eine Versammlung wichtiger politischer Entscheidungsträger. Dort getroffene Beschlüsse müssen anschließend in Verordnungen gegossen werden.

Nach dem Ausfall der Mitgliederversammlung 2020 stehen nun praktisch zwei Versammlungen in einer an. Welche Auswirkungen hat das?
Obwohl ich über zwei Jahrzehnte lang in diesem Metier tätig bin, ist das auch für mich Neuland. Tatsächlich gibt es in der Abfolge der Tagesordnungspunkte einiges zu beachten. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir das ordnungs- und satzungemäß hinkriegen.

In den vergangenen Jahren kamen rund 1.000 der 157.000 Vereinsmitglieder in die Westfalenhalle. Welche Zahl erwarten Sie am Sonntag?
Ich gehe nicht von den Präsenzzahlen vergangener Jahre aus, weil sich der eine oder andere – und das kann ich absolut nachvollziehen – Sorgen um die Gesundheit macht. Wir haben alle nötigen Maßnahmen getroffen, um so sicher wie möglich zu tagen.

Einlass, Testnachweise, Regeln: Alle Informationen zur Mitgliederversammlung 2021 finden Sie hier.

Zu den getroffenen Maßnahmen zählt u.a. auch, dass die Mannschaften nicht anwesend sind.
Wir haben am vergangenen Wochenende durch die Erkrankung einer unserer Handballspielerinnen erneut erfahren müssen, wie nah die Thematik Corona auch in einem Sportverein ist, der alle Vorkehrungen getroffen hat, um seine Sportlerinnen und Sportler zu schützen. Auch aus diesem Grund haben wir beschlossen, dass im Hinblick auf das so wichtige Champions-League-Spiel in Lissabon, zu dem unsere Fußballer bereits am Dienstag reisen, die Zeit am Sonntag und Montag zur Vorbereitung genutzt werden soll. Die Handball-Damen können zudem aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen, weil am Sonntagnachmittag das Europapokal-Rückspiel in Esbjerg stattfindet. Ich bedaure sehr, dass sie nicht anwesend sein können, denn sie hätten es sowohl in diesem als auch im vorigen Jahr verdient gehabt, der Mitgliederversammlung persönlich präsentiert zu werden, um sich den Beifall für zwei herausragende Spielzeiten abzuholen.

Die anstehende Mitgliederversammlung bedeutet eine Zäsur und den Abschied von Gerd Pieper.
Wir verlieren nicht nur den langjährigen Vertreter des Präsidenten und Vorsitzenden des Aufsichtsrats innerhalb der KGaA, sondern eine große Persönlichkeit, die sich stets mit großem persönlichem Engagement für das Wohl von Borussia Dortmund eingesetzt hat. Er war damit ein wichtiger Moderator bei der wirtschaftlichen Restrukturierung und bei der schließlich geglückten ökonomischen Gesundung unseres Vereins. Leider ist Gerd Pieper krank und kann an der Versammlung nicht teilnehmen.

Lunow und Möllmann kandidieren

Wer steht am Sonntag als Nachfolger zur Wahl?
Ich habe dem Wahlausschuss den Vorschlag unterbreitet, den bisherigen Schatzmeister des e.V., Dr. Reinhold Lunow, als Kandidat für den Vertreter des Präsidenten zu benennen und dessen Position künftig durch Bernd Möllmann ausfüllen zu lassen, der seit vielen, vielen Jahren herausragende Arbeit als Leiter unserer Tischtennisabteilung leistet. Ich hoffe, dass die Mitgliederversammlung diesen Vorschlägen folgen wird.

Zudem wird über vier Mitglieder des Wirtschaftsrats abgestimmt.
Nach Ablauf der Legislaturperiode haben wir auch hier den Tagesordnungspunkt „Neuwahlen“. Vier Mitglieder des Wirtschaftsrates werden durch die Mitgliederversammlung gewählt, vier weitere durch den Vorstand entsandt. Zur Wiederwahl stehen Dr. Winfried Materna, Michele Puller und Dr. Thomas Steg als langjährige Mitglieder des Wirtschaftsrats sowie neu Oliver Hermes, CEO der Wilo SE Dortmund. Bestellt durch den Vorstand des e.V. sind wie bisher Ute Wolf, Finanzvorstand der Evonik Industries AG, Reinhold Schulte, Aufsichtsratsvorsitzender der Signal-Iduna-Gruppe, sowie neu Oberbürgermeister Thomas Westphal und Professor Dr. Volker Gruhn, Aufsichtsratsvorsitzender der Adesso SE Dortmund.

Auch bei den Kassenprüfern steht eine Neuwahl an. Können Sie auch hierzu einen Namen nennen?
Als Nachfolger von Günter Kutowski habe ich dem Wahlausschuss unseren langjährigen Torhüter Roman Weidenfeller vorgeschlagen. Ich finde es gut, dass jemand, der der Mitgliederversammlung so bekannt ist, für diese Aufgabe zur Verfügung steht. Wir möchten künftig nach den Vorbildern von Kutowski oder Stefan Klos weiterhin verdiente Sportler in dieser Position sehen.

Keine Mehrbelastung für Mitglieder

Es stehen zwei Satzungsänderungsanträge auf der Tagesordnung. Aus Reihen der Mitglieder kommt der Vorschlag, dass sich der Verein einen „Grundwertekodex“ geben soll.
Der Vorstand wird sich diesem Antrag anschließen. Anschließend haben wir ein ganz wichtiges Thema zu behandeln. Mit dem zweiten Antrag müssen wir aus Gründen der Gemeinnützigkeit unsere Satzung in diesem Punkt ändern. Er ist so mit der Finanzverwaltung abgesprochen. Ansonsten – und das muss ich in klarer Deutlichkeit sagen – wären der Profisport „Handball-Damen Bundesliga“ und „Tischtennis-Herren 2. Bundesliga“ unter dem Dach des BVB e.V. nicht mehr möglich. Es geht darum, dem Vorstand die Möglichkeit einzuräumen, einen Teil der Mitgliedsbeiträge in eine Umlage umwidmen zu können.

Ein Interview mit Dr. Rauball zu diesem Antrag war in der Oktober-Ausgabe des Mitgliedermagazins „Borussia“ abgedruckt. Hier finden Sie Fragen und Antworten im Wortlaut.

Können damit Mehrbelastungen auf die Mitglieder zukommen?
Ein ganz klares Nein! Es wird nur eine Umverteilung stattfinden aus den Mitgliedsbeiträgen heraus, so dass sich dann für den Vorstand die Möglichkeit ergibt, diese Gelder entsprechend zu verwenden. Das wird nicht zu einer höheren finanziellen Belastung der Mitglieder führen! Es bedeutet nicht Mitgliedsbeitrag plus Umlage, sondern Mitgliedsbeitrag inklusiv einer ggf. nötigen Umlage.

Interview: Boris Rupert