Spielbericht
4:2 – BVB springt mit Adeyemi-Doppelpack an die Spitze
Es berichtet Boris Rupert
81.365 Zuschauer im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK sahen einen zielstrebigen BVB, der bereits nach 16 Minuten durch Treffer von Donyell Malen und Karim Adeyemi ein 2:0 vorgelegt hatte. Die Antwort auf Marvin Pieringers Anschlusstreffer in der 39. Minute dauerte keine 120 Sekunden: Adeyemi markierte mit seinem zweiten Tor den 3:1-Halbzeitstand. Nach der Pause war der BVB mehrfach kurz vor dem vierten Treffer, musste aber per Elfmeter ein zweites Gegentor hinnehmen: Eine Viertelstunde vor Schluss war die Begegnung beim Stand von 3:2 wieder offen. Doch in der Nachspielzeit verwandelte Emre Can einen Handelfmeter zum 4:2-Endstand.
Ausgangslage:
Der 1. FC Heidenheim hatte wettbewerbsübergreifend jedes der vorangegangenen fünf Pflichtspiele gewonnen: je zweimal in der Liga und in der Qualifikation zur Conference League sowie einmal im Pokal. Die letzte Auswärtsniederlage lag ein halbes Jahr zurück. Der BVB hatte saisonübergreifend dreimal hintereinander zu Hause gewonnen.
Personalien:
Nico Schlotterbeck saß eine „Gelb-Rot-Sperre“ ab, Giovanni Reyna fehlte wegen einer muskulären Verletzung. Ansonsten standen alle Profis zur Verfügung, auch Serhou Guirassy, der als einer von fünf Neuen im Vergleich zum 0:0 in Bremen in die Startelf rutschte. Auch Malen, Adeyemi, Nmecha und Bensebaini waren neu dabei; für Beier, Gittens, Sabitzer, Can (alle Bank) sowie Schlotterbeck (gesperrt). Brandt führte die Mannschaft als Kapitän an.
Taktik:
Die beiden einzigen Bundesligisten ohne Gegentreffer begegneten sich jeweils in einer 4-2-3-1-Grundordnung, jedoch mit deutlich verschiedener Herangehensweise. Im Aufbau rückte Ryerson aus der rechten Verteidiger-Position vor ins offene Mittelfeld, phasenweise tat ihm das auf links Bensebaini gleich. Dann orientierte sich Groß zu den beiden Innenverteidigern auf eine halblinke Position, so dass aus dem 4-2-3-1 ein 3-1-5-1 wurde. Gegen den Ball verteidigten die Schwarzgelben in einer 4-4-2-Anordnung mit Brandt neben Guirassy. Heidenheim zog sich tief in die eigene Hälfte zurück, betrieb dabei aber ein intensives Pressing und hoffte auf Umschaltaktionen nach Ballgewinn.
Spielverlauf & Analyse:
Der BVB gefiel mit kluger Raumaufteilung und fand trotz der Kompaktheit des Gegners immer wieder Anspielstationen. Flüssig lief die Kugel. Nach dreieinhalb Minuten wurde es das erste Mal gefährlich, als sich Adeyemi links durchgesetzt hatte, doch FCH-Keeper Müller die Hereingabe packte. In der sechsten Minute versuchte es Groß aus 18 Metern – der Ball ging knapp am linken Pfosten vorbei.
Dortmund war deutlich überlegen, ließ Ball und Gegner laufen. Der von Groß freigespielte Adeyemi spielte aus halblinker Position auf Malen ins Zentrum, der aus 16 Metern sofort draufhielt. Keeper Müller war die Sicht verdeckt, sein Abwehrversuch mit dem Fuß beförderte die Kugel an die Unterkante der Latte. Nach exakt elf gespielten Minuten führte Borussia mit 1:0 und legte nur sechs Minuten später den zweiten Treffer nach. Ryerson fing tief in der eigenen Hälfte ein Zuspiel von Wanner ab, leitete sofort weiter auf Malen, der im Mittelkreis auf den weiter vorn postierten Brandt spielte, der halblinks ablegte auf Adeyemi, der wiederum aus rund acht Metern ins lange Eck traf (17.). Das war Umschaltfußball der Extraklasse.
Dortmund hatte lange alles im Griff, leistete sich dann aber nach einer Freistoßflanke der Gäste die erste Unachtsamkeit, als Pieringer frei, aber zu unplatziert zum Kopfball kam, so dass Kobel keine Mühe hatte (36.). Drei Minuten später spürte Rechtsverteidiger Traoré keinen Gegnerdruck, die weite Flanke landete bei Pieringer, der recht ungestört per Kopf auf 1:2 verkürzen konnte. Der BVB aber schlug sofort zurück. Wieder war Ryerson der Ausgangspunkt. Diesmal marschierte er bis zur verlängerten 16-Meter-Linie, passte scharf nach innen, Guirassy ließ den Ball klug durch, nahm dabei noch einen Gegner aus dem Spiel, so dass Adeyemi aus elf Metern freie Bahn hatte.
Es ging flüssig weiter. Der BVB nutzte die Räume zwischen der Heidenheimer Abwehr und dem Mittelfeld. Adeyemi hatte, von Guirassy freigespielt, in der 59. Minute die Chance auf seinen dritten Treffer, legte aber im Strafraum quer auf Guirassy, der von zwei Gegenspielern gestoppt wurde. Auffällig oft wurde der neue Neuner gesucht, mit dem man auffällig gut kombinieren konnte.
Scienza hatte in der 64. Minute die Doppelchance auf den erneuten Anschlusstreffer, doch beide Schüsse aus rund 18 Metern wurden geblockt, der letzte vom kurz zuvor eingewechselten Sabitzer, der zwei Minuten später selbst traf ins gegnerische Tor, doch bei der Vorarbeit war Groß der Ball offensichtlich nicht nur an die Brust, sondern auch an den Oberarm gesprungen. Kurz darauf scheiterte Guirassy mit einem Seitfallzieher an Müller (68.), nach dem folgenden Eckball klärte ein Heidenheimer kurz vor der Linie den Kopfball von Bensebaini.
Statt 4:1 hieß es 3:2. Süles Aktion im Strafraum an Kaufmann, den er am Fuß traf, führte zu einem Elfmeter, den Breunig verwandelte (74.). Beiers Schuss in der 90. Minute wurde zur Ecke geblockt. Nach dieser kam Süle zum Abschluss – knapp vorbei. Doch da waren auch noch die Hände von Traoré im Spiel. Es gab den nächsten Strafstoß, den Can sicher verwandelte (90.+3).
Ausblick:
Die erste „englische Woche“ steht an: Am Mittwoch (Anstoß 21 Uhr) tritt Borussia Dortmund zum Auftakt der Ligaphase der UEFA Champions League beim belgischen Meister FC Brügge an, am kommenden Sonntag (Anstoß 17:30 Uhr) steht das Spitzenspiel bei Vizemeister VfB Stuttgart auf dem Plan.
Teams & Tore
Fußball-Bundesliga, 3. Spieltag
BORUSSIA DORTMUND – 1. FC HEIDENHEIM 4:2 (3:1)
Bor. Dortmund: Kobel – Ryerson, Anton, Süle, Bensebaini (72. Couto) – Nmecha, Groß – Adeyemi (78. Gittens), Brandt (78. Can), Malen (59. Sabitzer) – Guirassy (72. Beier)
1. FC Heidenheim: Müller – Traoré, Mainka, Gimber, Föhrenbach – Schöppner, Maloney (86. Honsak) – Beck (46. Conteh), Wanner (68. Breunig), Scienza (68. Dorsch) – Pieringer (68. Kaufmann)
Bank: Meyer, Duranville, Wätjen, Kabar – Eicher, Busch, Siersleben, Kerber
Tore: 1:0 Malen (11., Adeyemi), 2:0 Adeyemi (17., Brandt), 2:1 Pieringer (39., Traoré), 3:1 Adeyemi (41., Ryerson), 3:2 Breunig (74., Foulelfmeter, Süle an Kaufmann), 4:2 Can (90., Handelfmeter, Traoré)
Eckstöße: 8:4 (Halbzeit 1:2), Chancenverhältnis: 9.4 (5:2)
Schiedsrichter: Schröder (Hannover), Gelbe Karten: Gittens, Couto – Wanner, Kaufmann
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft), Wetter: trocken, 13 Grad